Arno Gruen 

Der Fremde in uns 

 

2000 im Klett-Cotta-Verlag in Stuttgart

2002 bei dtv

2022 Hörbuch/Lesung

2022 7. Auflage bei Klettcotta

Arno Gruen :  Der Fremde in uns   (2000)    

2000   218 (238) Seiten

dnb.Buch

bing.Buch    Goog.Buch

 

detopia: 

Start Gruen    Psychobuch

Gruen-1984    Gruen-1997

Thea Bauriedl 

Verlagstext

Ziel dieses Buches ist es, die zerstörerischen Anteile in uns, die das Eigene zum Fremden machen, als eigentliche Krankheit zu erkennen. Ignorieren wir dies, muß unser Geschichtsbewußtsein unvollständig bleiben, und Pogrome, Holocaust, ethnische Säuberungen und verdeckter oder offener Fremdenhaß werden weiter die Geschichte des Menschen bestimmen.

"Ich fürchte, unsere Kultur engt uns von Anfang an ein und treibt uns weg von dem, was wir sein könnten." Arno Gruen ermutigt uns, den eigenen unbekannten Kontinent der Gefühle zu erforschen. Dabei geht es um individuelle Antriebe bis hin zum politischen Handeln und darum, jene Einsichten zu gewinnen, die das zwischenmenschliche Handeln leiten.

Der Fremde in uns ist der uns eigene Teil, den wir zeit unseres Lebens wiederzufinden suchen. Manche tun dies, indem sie mit sich selbst ringen, andere, indem sie andere Lebewesen zum Opfer machen. Der Widerstreit zwischen diesen beiden Ausrichtungen des Lebens, die von derselben Problematik bestimmt sind, wird über die Zukunft unseres Menschseins entscheiden.

Durch sein Verständnis unabhängiger Individualität gelingt es dem Autor, den "Ödipus-Komplex" überraschend neu zu deuten: Das Kind kämpft zunächst um Macht, später um Liebe und nicht um das Sexualobjekt. Es will und braucht Zuwendung, Anerkennung, Mitgefühl und Liebe, um Verantwortung für sich und andere übernehmen zu können.

 

Inhalt   Inhalt.pdf

Vorwort  (7)

Anmerkungen  (219)   Literatur (226)   Personen (235) 

"Arno Gruen ist der erste Psychologe, der von Nietzsche geschätzt worden wäre"
  Henry Miller 

„Ein schmales, aber gewichtiges Buch,... ein politisches Buch... ungemein dicht und ohne Redundanz: jeder Satz ein Gedanke, und für keinen Gedanken ein Wort zuviel."   Der Spiegel

„Die beste sozialpsychologische Studie seit den Arbeiten von Erich Fromm." Aargauer Zeitung

1  Der Fremde (9)    

2  Wie alles anfängt (20)   

3  Der Gehorsam (35)  Die Wurzeln (36) Die freiwillige Knechtschaft (53)  Die Weitergabe des Opferseins (58)

4  Adolf Hitler  (63) 
   
Der Sohn (65)  Der Agitator (75)  Der Führer (86)  Exkurs: Luigi Lucheni - einer wie Hitler (94)

5  Die Menschen, die Hitler zum Führer machten  (101) 
   
Der Mythos Hitler (101)  Hans Frank (111)  Das Hamburger Reserve-Polizeibataillon 101 (114) 
    
Massenmörder in der SS (120)  Deutsche Kriegsgefangene (123) 

6  Das Posieren  (130)

7  Gehorsam und Ehrgeiz  (137)  
      Hans Schneider/Schwerte: Ein Prozeß des Verleugnens  (137) 
      Carl Schmitt: Der projizierte Feind als Wirklichkeit (140) 

8  Das Tödliche  (144) 

9  Die Nicht-Identität und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen  (157)

10 Der reduzierte Mensch (164) Hermann Göring (164)  Rudolf Heß (175)  Manager (182) 

11 Die Verachtung des Menschen  (187)

12  Kameradschaft  (191) 

13  Der Schmerz und die Sehnsucht nach Liebe  (196) 

14  Was können wir tun?  (201) 

15  Das innere Leben - Das innere Opfersein  (208-218) 

    

Vorwort (2000)

7-8

Der Fremde in uns, das ist der uns eigene Teil, der uns abhanden kam und den wir zeit unseres Lebens, jeder auf seine Weise, wiederzufinden versuchen. Manche tun dies, indem sie mit sich selbst ringen, andere, indem sie andere Lebewesen zerstören. Der Widerstreit zwischen diesen zwei Ausrichtungen des Lebens, die beide von derselben Problematik bestimmt sind, wird über die Zukunft unseres Menschseins entscheiden.

Meine Hoffnung ist es, mit diesem Buch dazu beizutragen, daß der zerstörerische Anteil zurückgedrängt werden kann, bevor er so stark wird, daß er uns überrollt. Dabei geht es weniger um große revolutionäre Antriebe. Ich möchte vielmehr Mut machen für das tägliche Engagement, sich immer wieder und bei jeder Gelegenheit dem Herzen zu widmen.

Wir alle haben tiefgreifende Unterdrückung und Ablehnung erlebt. In unserer Kultur ist es üblich, daß man in seinem Kindsein zurückgewiesen wird, weil man nicht den Erwartungen von Erwachsenen entspricht. Gleichzeitig darf ein Kind sich nicht als Opfer erleben, denn das würde dem Mythos widersprechen, daß ja alles aus Liebe und zu seinem Besten geschieht. So wird das Opfersein zur Quelle eines unbewußten Zustandes, in dem das eigene Erleben als etwas Fremdes ausgestoßen und verleugnet werden muß. Diesen Teil von sich wird der Mensch fortan suchen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Es ist dieses Suchen, das uns zum Verhängnis wird.

Die Einsichten, die ich dem Leser hier biete, sind engstens verknüpft mit dem Leben und Leiden meiner Patienten. Ihnen danke ich für das Vertrauen, das unsere gemeinsame Arbeit möglich machte. Einige dieser Patienten hatten Eltern, die selbst Nazi-Täter waren. Ihr Mut, sich mit diesem Schicksal ausein­anderzusetzen, trug außerordentlich dazu bei, das Rätsel zu entschlüsseln, das im Weitergeben des eigenen Opferseins durch das Tätersein liegt.

Diese Arbeit brachte mir meine eigene Vergangenheit sehr gegenwärtig zurück: das Aufeinanderprallen des Kaiserreiches mit der Weimarer Republik wie auch dessen Auswirkungen in meiner eigenen Familie. Die Angst, der Hunger, der blinde Haß, all das, was sich danach zum Nazismus Deutschlands aufschaukelte, waren Hintergrund für meine eigenen Erlebnisse. Das hat das Schreiben oft zu einem schmerzlichen Prozeß gemacht.

Ich danke deshalb Frau Gertrud Hunziker-Fromm für ihr mitfühlendes Engagement und ihre tiefe Menschlichkeit, welche meine eigene Sicht vertiefte. Das gilt auch für meine Frau Simone Gruen-Müller, die mir von ganzem Herzen Unterstützung und Anregung während dieser für die Familie schwierigen Zeit gab. Die einfühlende und kreative Hilfe von Monika Schiffer bei der Umsetzung meiner Worte in eine für den Leser zugängliche Sprache trug entscheidend zur verständlicheren Vermittlung meines Anliegens bei. Ihnen allen danke ich von Herzen.

8

Zürich, im Februar 2000, Arno Gruen   

 

 

 

 (Ordner)   www.detopia.de    ^^^^