Arno Gruen

Der Verlust des Mitgefühls

Über die Politik der Gleichgültigkeit

 

 

1997 im  DTV, eine Auflage

Arno Gruen :  Der Verlust des Mitgefühls (1997)  Über die Politik der Gleichgültigkeit   - 

1997  277+20 Seiten   (*1923)   

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Inhalt

Danksagung (278)  

Literaturverzeichnis (279) 

Namenregister (294) 

  

   

 

 

Vorwort: Die Frage nach dem Menschsein (9-11) 

Die Problematik von Opfern und Tätern  (12) 

2  Zur Geschichte der Kindheit und des Kindseins  (21)

3  Unsere Identität (32)  
Wie wir den Verlust unseres Mitgefühls kompensieren (32)  Warum wir Feinde benötigen (33) 
Das Werden von Bewußtsein (35)  Das Bewußtsein ist von der Art der Entwicklung des Selbst abhängig: Die existentielle Not unserer Einsamkeit (40)  Der Geschlechterkampf als Ausdruck eines unzulänglichen Selbst (43)  Shakespeares »Hamlet« als Kommentar über das reduzierte Bewußtsein des Mannes (44)

4  Sprache, Bewußtsein und die linke und rechte Gehirnhemisphäre  (47)

5  Der entfremdete Körper  (59) 

6  Angst und Identitätsverlust  (65)

7  Das Phänomen Gleichgültigkeit  (73)

8  Narzißmus und Identität  (80)   Narzißmus (80)  Identität (82) 

9  Die Identifikation mit dem Aggressor: Die Grundlage unserer Zivilisation  (85) 
Die frühe Erfahrung der Hilflosigkeit führt zur Entdeckung des Todes (85)  Grenzen setzen und verletzen (87)  Lernen (89)  Grenz­verletzungen: Fall­geschichten (92)  Wenn Angst in Geborgenheit umkippt (96)  Wenn Aggression sich gegen das Selbst richtet (98)  Überlebensstrategien gegen die Nicht-Anerkennung (100)

10  Moralität und Menschsein  (104)
Die Unerträglichkeit von Schuld (104)  Schuld und Scham (111)  Das Gewissen und das Über-Ich (115)  Wie Kinder Schuld übernehmen: Fallgeschichten (117)  Opfersein und Schuldgefühle (123) 

11  Der Verstoß gegen die Liebe ist das grundsätzliche Verbrechen  (128)  
Bestrafung (128)  Scham (132)  Scham und Selbstverrat: Fallgeschichten (137)  Der Mythos von der absoluten Elternliebe (142) 

12 Opfersein als Tarnung des Sterbens  (146) 

13 Beziehung und Bindung sind nicht dasselbe (152) 
Der Rebell und der Angepaßte (156)  Linke und rechte Rebellen (159) 

14  Ideale und Idealisierungen und deren politische Konsequenzen  (163) 

15 Karl Marx   (168) 

16 Unsere Kinder und die Umkehr: Wahrheit wird böse und die Lüge gut  (170) 

17 Die Wissenschaft und das Primitive  (179)  
Das Primitive (179)  Die Ambivalenz (185)  Primitiv ist nicht gleichbedeutend mit Paradies (185)  Wissenschaft als Ausdruck unserer Entfremdung von uns selbst (187)  Der Begriff der Entwicklung im Hinblick auf die vermeintliche Biologie der geistigen Krankheit (192)  Die Wissenschaft und die Verneinung des Schmerzes (198) 

18 Unsere Angst ist anders als die der Primitiven  (205) 

19 Unser geschichtliches Bewußtsein  (210) 

20 Terrence DesPres und die Überlebenden: Würde und Nicht-Sein führen zum Überleben (213) 
Ein Diskurs über Menschsein und Schizophrenie  (213) Der Kampf gegen Hoffnungslosigkeit ist ein Ringen um das Selbst (216)  Der Überlebende und der Schizophrene (222)  Nochmals: Der Überlebende, der Schizophrene, der Primitive, die Wissenschaft und die Politik (227) 

21 Das Ringen um das Nicht-Sein: Patienten beschützen sich  (235) 
Das Ringen darum, nicht zu sein (235)  Fallbeispiele (238) Arkin (238)  Doris (239)  Hans (240)  Eva (241) Barbara (250)

22  Der magische Besitz des Kranken  (253) 
Die »Wirklichkeit«: Der Tod eines Menschen. Ein Fallbeispiel (258)  Ein literarischer Fall (259)

23  Opfersein als Sinn des Lebens und als Basis unserer Gewalttätigkeit  (262)
Opfersein: Fallbeispiele (262)  Bella (262)  Axel (263)  James (265) Opfersein als Basis der Gewalttätigkeit (265)

24  Nicht-Liebe und Nicht-Identität: Die Konsequenzen für die Gesellschaft  (267)
Die gute und die böse Mutter (267)  Wir suchen Befriedigung, wo sie nicht sein kann (271)  Die gesellschaftlichen Konsequenzen (273) 

25  Was ist Geschichte? Was tun?  (276) 

 

Verlagstext:

»Das Mitgefühl ist die in uns eingebaute Schranke zum Unmenschlichen. Mit seiner Unterdrückung und Verzerrung ist die Geschichte unserer Zivilisation nicht nur verflochten, sie ist ihr Fundament. Es ist die Geschichte des Mitgefühls, seiner Entwicklung und seines Schicksals, der dieses Buch gewidmet ist.«

Um unser Mitgefühl ist es schlecht bestellt. Woran liegt das? Es geht, so zeigt das Buch, um die Art, wie wir aufwachsen, um die Geschichte unserer Kindheit. Es geht um den Terror, dem Kinder ausgeliefert sind, und um das Umkippen dieses Terrors: Am Ende werden in unserer Zivilisation jene idealisiert, die kalt sind und die das Kind — und das Kind in sich selbst — nicht mehr wahrnehmen können. Die politischen Folgen sind katastrophal: Menschen entwickeln keine eigene Identität, sie identifizieren sich mit der Macht oder den Mächtigen. 

Jedoch verlieren Menschen, die eine fremde Identität aus der Identifikation mit Macht und ihren Symbolen beziehen — ein Musterbeispiel ist der Faschismus von rechts oder links —, das Fundament ihres Menschseins. Vor allem wenn — wie heute — unsere Gesellschaften bedroht sind vom Chaos und den Auswirkungen der globalen Wirtschaftsentwicklung, droht der Ausbruch neuer Gewalt. 

Erst aus dem Vergleich mit primitiven Kulturen, aus erschreckenden Berichten von Überlebenden der Todeslager und aus der Beschäftigung mit den sogenannten seelisch Kranken entwickelt das Buch Alternativen: Es könnte Wege geben, sich der Politik der Gleichgültigkeit bewußt zu werden und einen Ausweg aus der Sackgasse zu immer mehr Gewalt und weniger Mitgefühl zu finden.

 

278

Danksagung, Zürich, Juni 1997   

Dieses Buch ist vor allem meinen Patienten gewidmet. Ihr Ringen um persönliche Wahrheit hat jeden Tag mit ihnen zu einem neuen Erlebnis gemacht. 

Viele andere haben auch mitgewirkt: 

Monika Nienstedt und Arnim Westermann haben mir wichtige und zentrale Denkanstöße über die Lage unserer Kinder gegeben; Franz Wurm mit Ideen über des Menschen aufrechten Gang; Marie Louise Brütsch mit ihrer Hilfe bei der Übersetzung von George Trows Essay über Hamlet; Jörg Wichmann mit DesPres' Huldigung aller Überlebenden; Monika Binkert und Louise Naef-Greber mit der ersten Überarbeitung des Manuskripts; und meine Lektorin Hannelore Roeckelein mit ihrem wertvollen Einsatz, meine Ideen und meinen Stil dem Leser zugänglicher zu machen.

George Trow speziellen Dank dafür, daß er mir erlaubte, seinen Hamlet-Essay zu gebrauchen, und Ignacio Ramonet von »Le Monde diplomatique« für den seinigen. An dieser Stelle möchte ich auch George Wald dafür danken, daß ich seine persönlichen Zeilen an mich über unser Bewußtsein veröffentlichen kann. Gertrud Hunziker-Fromm hat mir grundlegende Auslöser für diese Arbeit durch ihre mitfühlende Begleitung während dieser ganzen Zeit gegeben. Und meine Frau Simone gab mir die Unterstützung und das Verständnis, welche ich brauchte.

Zuletzt — »but not least« — danke ich meinem Freund Helmut Holzapfel für seine moralische Unterstützung bei diesem Vorgehen. Die endgültige Fassung dieses Buchs verdankt seinem Verständnis meines Anliegens und meines Schreibens auf deutsch, aber doch englisch denkend, unermeßlich viel.

 

 

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