Thomas Hobbes

Leviathan

oder

Stoff, Form und Gewalt

eines kirchlichen und bürgerlichen 

Staates

1651     300 Seiten

wikipedia.Autor *1588 in Südengland bis 1679 (91)

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Inhalt

Widmungs-schreiben (3)

Einleitung (5)

"Wie sich zeigt, benutzt Hobbes die alte Figur des Gesellschafts­vertrages, dies aber nur, um ihr einen bis dahin unerhörten Akzent zu geben." 
Malte Diesselhorst im Nachwort
wikipedia  Diesselhorst (1928-2012)

Nachwort von Malte Diesselhorst (307) 

Bibliographische Hinweise (324)

1970 bei Reclam, Stuttgart 

Printed 2000 

Ü von J. Meyer

Umschlag: Kupferstich
aus der englischen Erstausgabe von 1651.

 

Erster Teil - Vom Menschen

1   Von den Sinnen (11)  
2   Von der Einbildungs- oder Vorstellungskraft  (13)
3   Von der Gedankenfolge (21)
4   Von der Rede  (27) 
5   Von Vernunft und Wissenschaft  (38) 
6   Von den inneren Quellen der willkürlichen Bewegung, gewöhnlich Leidenschaften
     genannt, und von den sprachlichen Formen, sie auszudrücken (47)
7  Verschiedene Arten, wie sich die Gedankenfolgen zuletzt auflösen  (59)
8  Von den Vorzügen und Mängeln des Verstandes  (63) 
9  Von der Einteilung der Wissenschaften (77) 
10  Über Macht, Würde, Ehre  (79) 
11  Von der Verschiedenheit der Sitten  (90) 
12  Von der Religion  (98) 
13  Von den Bedingungen der Menschen in bezug auf das Glück ihres Erdenlebens  (112)
14  Von den beiden ersten natürlichen Gesetzen und den Verträgen  (118) 
15  Von den anderen natürlichen Gesetzen  (129) 
16  Von Personen und Urhebern  (142) 

Zweiter Teil - Vom Staat  

17  Über Grund, Entstehung und Definition des Staates  (151)
18  Von den Rechten der Besitzer der höchsten Gewalt in einem institutionellen Staat  156
19  Von der Verschiedenheit der institutionellen Staaten und von der Thronfolge  167
20  Über erbliche und despotische Herrschaft  178
21  Von der Freiheit der Staatsbürger  187
22  Über die Abteilungen der Bürger  199
23  Über die öffentlichen Diener der höchsten Gewalt  211
24  Über die Ernährung und Fruchtbarkeit des Staates  215
25  Vom Ratgeben  221
26  Von den bürgerlichen Gesetzen  228
27  Von Verbrechen, Entschuldigungen und Strafmilderungen  243
28  Von Strafen und Belohnungen  258
29  Von den Umständen, die den Staat zerrütten und zugrunde richten können  267
30  Von den Aufgaben und Pflichten des Oberherrn (278)
31  Vom natürlichen Reich Gottes (295)

   

Widmungsschreiben

 

Sehr geehrter Herr,

Ihr sehr geehrter Bruder, Herr Sidney Godolphin, hat an meinen Studien großen Anteil genommen, und ich schuldete ihm auch, wie Sie wissen, bei Männern von Fähigkeiten wirkliche Beweise seiner guten Meinung; überdies wissen Sie schließlich nicht, wie sehr mir diese Beweise in den schwierigsten Augenblicken wertvoll waren. Wenn ich mich an all das erinnere, so geschieht das nicht, um mir aus der Gunst meiner Freunde ein Verdienst herzuleiten, vielmehr weil ich die ganz besondere Art von Beweisen so hervorragender Männer, wie Ihr Bruder einer war, sehr schätze. 

Besaß doch Ihr Bruder im höchsten Grade alle Tugenden, welche der Gottesdienst, das Wohl des Vaterlandes, die bürgerliche Gesellschaft oder die private Freundschaft fordern: fromm gegenüber Gott, dem Frieden dienend, mutig im Krieg, angenehm und treu im Umgang mit seinen Freunden. 

Deshalb lege ich diese Abhandlung über die bürgerliche und kirchliche Gewalt ihm zu Ehren und aus Dankbarkeit für ihn sowie in Ergebenheit für Ihre Person in Ihre Hände und widme sie Ihnen demütig. Ich weiß nicht, wie die Öffentlichkeit in der Epoche, in der wir jetzt leben, diejenigen beurteilen wird, die mein Buch anzunehmen scheinen. Zwischen den Waffen derjenigen, die um die höchste Gewalt kämpfen, ist es nicht leicht durchzukommen, ohne eine Wunde zu erhalten. Trotzdem sehe ich nicht, warum sich die eine oder andere Partei über mich aufregen sollte. Was tue ich in der Tat anderes, als die bürgerliche Gewalt, so sehr ich es vermag, zu steigern (jene Gewalt, die ihr Inhaber auch immer so groß sehen will, wie nur möglich).

Ich diskutiere nicht das Recht der einen oder anderen, sondern das Recht schlechthin; und wie einst die Gänse des Kapitols, so schreie ich nur beim Lärm derjenigen, die hinaufsteigen wollen. 

Was vielleicht am meisten mißfallen wird, ist, daß ich es gewagt habe, gewisse Stellen der Heiligen Schrift anders zu interpretieren, als man es gewöhnlich tut; aber mein Gegenstand zwang mich notwendigerweise dazu, denn diese Texte der Heiligen Schrift sind für den Feind jener Werke, die man mit Angriffstürmen vergleichen kann, das, womit er die bürgerliche Gewalt angreift. Außerdem habe ich mich sorgfältig davor gehütet, die öffentliche Doktrin der Kirche anzugreifen (in Einzelheiten ist es ja wohl erlaubt, anderer Meinung zu sein). 

Wenn all das nicht genügt, meine Zensoren zu beruhigen, so wird es einfach und leicht für Sie sein, sich Ihnen nicht zuzugesellen; Sie werden ihnen sagen (wenn Sie wollen), daß ich ein Mann bin, der seine Meinungen liebt, daß ich an die Wahrheit von allem glaube, was ich sage, daß ich Ihren Bruder verehrte, wie ich Sie verehre, und daß ich, was mehr ist als dies, unterschrieben habe, ohne Sie zu fragen als Ihr sehr demütiger und ergebener Diener

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Thomas Hobbes 


 

Einleitung 

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Die Natur oder die Weisheit, welche Gott in der Hervorbringung und Erhaltung der Welt darlegt, ahmt die menschliche Kunst so erfolgreich nach, daß sie unter anderen Werken auch ein solches liefern kann, welches ein künstliches Tier genannt werden muß.

Denn da Leben doch nichts anderes ist als eine Bewegung der Glieder, die sich innerlich auf irgendeinen vorzüglichen Teil im Körper gründet — warum sollte man nicht sagen können, daß alle Automaten oder Maschinen, welche wie z.B. die Uhren durch Federn oder durch ein im Innern angebrachtes Räderwerk in Bewegung gesetzt werden, gleichfalls ein künstliches Leben haben? Ist das Herz nicht als Springfeder anzusehen? Sind nicht die Nerven ein Netzwerk und der Gliederbau eine Menge von Rädern, die im Körper diejenigen Bewegungen hervorbringen, welche der Künstler beabsichtigte? 

Doch die Kunst schränkt sich nicht nur auf die Nachahmung der eigentlichen Tiere ein, auch das edelste darunter, den Menschen, bildet sie nach. Der große Leviathan (so nennen wir den Staat) ist ein Kunstwerk oder ein künstlicher Mensch — obgleich an Umfang und Kraft weit größer als der natürliche Mensch, welcher dadurch geschützt und glücklich gemacht werden soll. 

Bei dem Leviathan ist derjenige, welcher die höchste Gewalt besitzt, gleichsam die Seele, welche den ganzen Körper belebt und in Bewegung setzt; die Obrigkeiten und Beamten stellen die künstlichen Glieder vor; die von der höchsten Gewalt abhängenden Belohnungen und Bestrafungen, wodurch jeder einzelne zur Erfüllung seiner Obliegenheiten angehalten wird, vertreten die Stelle der Nerven; das Vermögen einzelner Personen ist hier die Kraft, so wie das Glück des Volkes das allgemeine Geschäft; die Staatsmänner, von

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