Inflationsheilige
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2021, 23.05. https://www.deutschlandfunkkultur.de/inflationsheilige-die-gurus-der-1920er-jahre-wettlauf-um-100.html
detopia-2020: manche themen und personen kann ich nur 'antippen'. der leser möge entsprechend seinem interesse seine bildung dann und wann vertiefen. (das hört sowieso nie auf; ich kann ein lied davon singen.) hier ist mir wichtig, zu erinnern und anzuknüpfen an die vielfältigen alternativ-ideen der reform-bewegungen (arbeiterklasse bürgertum, andere) seit ca. 1870 - dazu gehören auch 'die unschönen'. auch in petersburg zu zarenzeiten gab es eine breite 'esoterikschiene' in den buchläden, wie wir bei Gleb Boki nachlesen können. Und bei Gurdieff. und bei wikipedia Grigori Rasputin (Wanderprediger, 1869-1916). Und ebenso in den USA => Amerikabuch (Kurt Andersen) Italien => Futuristisches Manifest 1909 - auf dem auch Mussolini aufbaute. Dokfilm 2003 "Der große Verführer" youtube.com/watch?v=E-s0xisHb6E das muss alles irgendwie zusammenhängen, es gab bestimmt schon organisierten 'bücheraustausch'. atatürk etwa war im juli 1918 in karlsbad zur mehrwöchigen 'trinkkur' => Kemalismus und die großen japanischen 'studienreisen' (kopierreisen), zb. von aritomo 1870, wikipedia Meiji-Zeit schopenhauer hatte schon 1850 eine gründliche kenntnis der indischen schriften. erst recht 50 jahre später, um 1900, nach dem fortschritt in der medialen verbreitung von ideen (zeitungen, buchdruck, foto, usw.) zurück - zum thema - inflationsheilige in deutschland mir geht es hier mehr um das positive. wo gab es damals 'detopische schritte' in eine angemessene-ausgewogene lebens- und gesellschaftsreform. |
Buch 1983 - Barfüßige Propheten Theodor Plievier (*1892 in Berlin bis 1955) Friedrich Wolf Das naturheilärztliche Hausbuch (1928) „… unmittelbar nach dem Ende des großen Krieges, war unser Land voll von Heilanden, Propheten und Jüngerschaften, von Ahnungen des Weltendes oder Hoffnungen auf Anbruch eines Dritten Reiches. Erschüttert vom Kriege, verzweifelt durch Not und Hunger, tief enttäuscht durch die anscheinende Nutzlosigkeit all der geleisteten Opfer an Blut und Gut, war unser Volk damals manchen Hirngespinsten, aber auch manchen echten Erhebungen der Seele zugänglich.“ (Hermann Hesse: Morgenlandfahrt)
wikipedia Gustav_Gräser (1879-1958) "Vater der Alternativbewegungen“ wikipedia Friedrich_Muck-Lamberty (1891-1984) wikipedia Gregor_Gog (1891-1945) wikipedia Gustaf_nagel (1874-1952)
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wikipedia Lebensreform ab 1850, besonders in Deut. und Schweiz
wikipedia Wandervogel Bewegung
wikipedia Allgemeine_Arbeiter-Union 1. und "2. Zwickauer Richtung" (Scherz: Detopia versteht sich als "3. Zwickauer Richtung")
wikipedia Wilhelm Jelinek Anarchist gestorben 1952 im Zuchthaus Bautzen
wikipedia Arbeiter-Union Übersicht
wikipedia Arbeiterverein Allgemein
wikipedia Hans_Paasche 1881-1920
wikipedia Magnus_Schwantje 1877-1959
wikipedia Mentona_Moser 1874-1971 Schweizer Frau, Rote Hilfe
wikipedia Wohlstand_für_Alle Zeitschrift
wikipedia Proletarischer_Zeitgeist Zeitschrift (auch um die "Zweite Zwickauer Richtung")
wikipedia Der_Kunde Zeitschrift
aus wikipedia-2020
Als Inflationsheilige wird nach 1945 eine heterogene Gruppe von Männern bezeichnet, die zu ihrer Zeit als „Wanderheilige“, „Naturmenschen“ oder „Naturpropheten“ bekannt waren und besonders während der großen Inflation Anfang der 1920er in Erscheinung traten. Sie selbst nannten sich „Brüder“ (Johannes Guttzeit), „Christrevolutionäre“ (Alfred Daniel), „Christsozialisten“ (Max Schulze-Sölde) oder „Banditen des Weltbummelbunds“ (Gusto Gräser).
Es handelte sich um eine neureligiöse Erweckungsbewegung, die mit urchristlicher Unbedingtheit ein zeitgemäßes Weltbild für die Moderne verbreiten wollte.
Allgemeines
In der Weimarer Republik erlebten insbesondere während der Inflation apokalyptische Gruppen und Kulte in Deutschland eine Hochkonjunktur. Der Spiegel nannte sie in einem Artikel zum Thema „Lumpenpropheten auf dem Jesus-Trip, Wanderprediger der ‚Revolution aus dem Innersten‘, Gurus des Ich-Kults und der Führersehnsucht, rechte und linke ‚Mutanten des Typus Hitler‘“.[1] Die ökonomische und politische Dauerkrise nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg bildete den Nährboden für Heils- und Erweckungsbewegungen, durch die sich insbesondere das Kleinbürgertum neue Sinnstiftung und eine geistige Neuordnung versprach.
„Als die Revolutionäre erschlagen waren, im Zuchthaus saßen oder resignierten, schlug die Stunde der Wanderpropheten. Als die äußere Revolution sich totgelaufen hatte, fand sie ihre Fortsetzung in der Bewusst-seins-Revolution, in einer geistigen Wende“, so der Historiker Ulrich Linse.
Bei den Inflationsheiligen stand diese „geistige“ innerliche Entwicklung des Menschen im Mittelpunkt. Ziel war die Herrschaft der Seele über die Materie. Dabei verbanden sich religiös-schwärmerische Züge mit Zivilisationsfeindlichkeit und diffus revolutionärer Gesellschaftskritik.[3] Politisch gab es Verbindungen sowohl zur anarchistischen Bewegung als auch zu rechten völkischen Gruppen.[4] Besonders auffällig war die den Anhängern dieser „Propheten“ gemeinsame Erwartung eines „Messias“, wie sie in diesen Jahren auch in der Politik zu beobachten war – etwa in der Stilisierung Adolf Hitlers zum „Erlöser“ Deutschlands
Vorläufer der so genannten Inflationsheiligen waren der „Naturprophet“ Gusto Gräser, dessen Kommune Monte Verità bei Ascona eines der wichtigsten Zentren der Bewegung bildete, Gustaf Nagel sowie der Dada-Künstler Johannes Baader. Zu ihren bekanntesten Vertretern gehörten der „Erlöser der Menschheit“ Ludwig Christian Haeusser, der sich mit seinem Haeusser-Bund auch mehrfach (erfolglos) an Wahlen beteiligte, und der „Messias von Thüringen“ Friedrich Muck-Lamberty mit seiner Gruppe „Junge Schar“. Ferner der „Johannes der Jugend“ Max Schulze-Sölde, der „Heiland vom Horeb“ Emil Leibold, Theodor Plievier („Aktion Weltwende“), Otto „Christ“ Suhr[6] sowie die Haeusser-Nachfolger Leonhard Stark und Franz Kaiser. Wichtiges Forum für die Inflationsheiligen war die Christ-Revolutionäre Sammlungsbewegung des Naturheil- und Reformärztepioniers Karl Strünckmann.
Mit dem Abklingen der Inflation 1924 war der Bewegung die Grundlage entzogen. Durch ihre Ich-Bezogenheit und die Verherrlichung des blanken Aktionismus („die Tat“) war es den Inflationsheiligen nicht gelungen, sinnvolle Lösungen der Gegenwartsprobleme zu liefern.
Das führte zwangsläufig zur politischen Wirkungslosigkeit und damit zur Enttäuschung ihrer Anhängerschaft und zum Sektierertum.[7] Viele der Prediger – wie etwa Plievier und Muck-Lamberty – zogen sich in die Bürgerlichkeit zurück, Emil Leibold wurde nach 1945 Bundesbahn-Beamter, Suhr Nähmaschinenvertreter. Andere endeten im Irrenhaus oder durch Selbstmord (so Anton Graf und die selbsternannte „Eva“ Emma Ott). „Gottkaiser“ Haeusser starb nach langem Gefängnisaufenthalt 1927.
Während der Depression der frühen 1930er Jahre erlebte die Bewegung noch eine kurze Renaissance mit verstärkten Kontakten zur „völkischen Szene“ und Teilen der nationalsozialistischen Partei.[8] Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es trotz zaghafter Versuche kein Wiederaufleben der Bewegung. Doch kam es in den 1950er Jahren – allerdings unter völlig verschiedenen soziologischen Bedingungen – ebenfalls zu einer Art „Predigerwelle“, deren bekanntester Vertreter der Pater Johannes Leppich war.
Soziologische Einordnung
Ihrer Herkunft und Profession nach waren die Inflationsheiligen durchaus keine homogene Gruppe: Die Spannbreite reichte vom vegetarischen Naturschwärmer, Jugendbewegtem und Weltenbummler bis zum arbeitslosen Proletarier, vom dadaistischen Happeningkünstler bis zum ehemaligen Unternehmer und Wirtschaftsbetrüger. Aber man kannte sich und arbeitete in allen nur erdenklichen Konstellationen zusammen. Neid und Konkurrenzgedanken lagen den meisten fern, obwohl die gemeinsame Grundlage ihrer Lehren der Glaube ans eigene „Ich“ und ein daraus resultierender Größenwahn und Drang zur egomanen Selbstdarstellung war.
In ihrem Selbstverständnis hieß das: Je weiter man in seiner eigenen spirituellen Entwicklung gekommen war, desto größer wurde auch der Wunsch, sein eigener „Gott“ zu werden. In diesem Sinne ist Haeussers überlieferter Kampfruf zu verstehen: „Ich will Herrenmensch werden, nicht Herr über Menschen, sondern über mich selbst!“[10] So wurde insbesondere das Apostel-Umfeld des „Haeusser-Bundes“ ein wahrer Brutofen immer neuer „Heiliger“.
Begriffsentstehung und -verwendung
Die Verwendung des Begriffs „Inflationsheilige“ ist für die frühen 1920er Jahre nicht nachgewiesen. In zeitgenössischen Veröffentlichungen werden sie in der Regel als „Wanderprediger“ oder „-heilige“ bezeichnet, ein Oberbegriff, der durch die ebenso benannte Bewegung der lebensreformerischen Prediger zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg (der sogenannten „Kohlrabiapostel“) noch allgemein präsent war.
Vermutet wird, dass der Begriff „Inflationsheiliger“ wie der des „Kohlrabiapostels“ volkstümlich entstand und zunächst in abwertender Absicht benutzt wurde.
In den 1950er Jahren verwendete der Schriftsteller Theodor Plievier – selbst ehemaliger „Inflationsheiliger“ – die Bezeichnung erstmals als sachlich wertfreie Benennung.
Ab Anfang der 1980er Jahre wurde der Begriff – ausgehend von den Veröffentlichungen des Historikers Ulrich Linse – als Fachbezeichnung für diese zeitlich und räumlich genau abzugrenzende Ausformung des Wanderpredigerphänomens in die historische, gesellschaftswissenschaftliche und theologische Forschung und Lehre übernommen.
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Wer kennt heute noch einen Louis Häusser, einen Leonhard Stark, einen Max Schulze-Sölde oder einen Friedrich Muck-Lamberty? Und doch sind vor 90 Jahren Tausende diesen Wanderpropheten nachgelaufen, haben ergriffen ihren meist recht wirren aber gewaltigen Worten gelauscht und waren bereit, ihre Existenz aufzugeben.
Einer zog mit einer großen Schar durch Mitteldeutschland und brachte ganze Dörfer zum Tanzen, ein anderer kandidierte bei der Reichstagswahl und brachte es auf zigtausend Stimmen. Selbst angesehene Leute wie etwa Walter Gropius waren diesen Inflationsheiligen, zumindest eine Zeit lang, hörig.
Das Feature stellt zwei dieser Gurus aus Urgroßvaters Zeiten vor und versucht, die Umstände ihrer Erfolge und ihres Niedergangs zu klären.
In historischen Aufnahmen kommen Zeugen dieser Zeit und sogar ein Inflationsheiliger selbst zu Wort.
Wahrheitsmensch und tanzender Messias - Die Hochkonjunktur der Inflationsheiligen
Von Robert Schurz - Produktion: DLF 2010
dlf wahrheitsmensch-und-tanzender-messias -- die-hochkonjunktur..... 2010 von Robert Schurz
dlf lebensreformer-prediger-und-jesus-imitatoren-warten-auf-den..... 2017 von Thilo Schmidt
dlf goettlich-inspiriert -- politische-influencer-moderne..... 2018 von Stiebitz
dlf inflationsheilige - die-gurus-der-1920er-jahre - wettlauf-um.... 2019 von Ralf Kellen und Christian Berndt
wikipedia Erich_Wollenberg 1892-1973, 81
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