Siegfried Kracauer
1922:
1930:
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wikipedia Autor *1889 in Frankfurt bis 1966 (77) dnb Nummer (2500) dnb Name (2700) detopia: |
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Audio Audio 2007 dlf 7 min Audio 2012 dlf 20 min zur Werkausgabe
Mittelschichten und Massenkultur Siegfried Kracauers publizistische Auseinandersetzung mit der populären Kultur und der Kultur der Mittelschichten in der Weimarer Republik Von Henri Band, 1999, Lukas Verlag, lukasverlag.com
Das Buch rekonstruiert Siegfried Kracauers publizistischen Beitrag zur Erfassung der modernen massenkulturellen Phänomene der zwanziger und dreißiger Jahre. Besondere Rücksicht gilt der in seinen Essays wiederholt porträtierten Kultur der Mittelschichten. In der Monographie <Die Angestellten> untersuchte Kracauer - auf der Basis umfangreicher Recherchen in Berlin - die für das Leben der großstädtischen Angestellten charakteristische Symbiose von rationalisierten Großbetrieben, urbanen Milieus, medial bestimmter Öffentlichkeit und kulturindustriell zubereiteter Zerstreuungskultur. Seine Kritik am Kultur- und Sportbetrieb galt den Versuchen, die Freizeitpraktiken der Massen weltanschaulich oder machtstrategisch zu instrumentalisieren und der gerade in Deutschland verbreiteten Neigung, ihre Vergnügungen künstlerisch zu adeln oder rational zu organisieren. Die Zerstreuung kann ihr emanzipatorisches Potential jedoch nur dort entfalten, wo sie ihren improvisatorischen Charakter behauptet.
I n h a l t Vorbemerkung (7) Einleitung (8)
Die
biographische und geistige Ausgangslage von Siegfried Kracauers
Denken (15)
Populäre
Kulturphänomene als Probe aufs zivilisationskritische Exempel
(31)
Die
ideologie- und sozialkritische Inhaltsanalyse von Erfolgsfilmen und
Erfolgsbüchern (61)
Kritik
der Mythen und Mythen der Kritik (94)
Siegfried
Kracauers Expedition in die Alltagswelt der Berliner
Angestellten (125) Schluß: Klassifikationsarbeit und Krise der Klassifikationen (219)
Anhang:
Kracauer hat seiner Studie "Die Angestellten" zwei Szenen vorangestellt, die die lebensweltlichen Pole des Angestelltendaseins und das thematische Spannungsfeld der Arbeit umreißen: I. Eine entlassene Angestellte klagt vor dem Arbeitsgericht auf Weiterbeschäftigung oder Abfindung. Als Vertreter der beklagten Firma ist ein Abteilungsleiter erschienen, der frühere Vorgesetzte der Angestellten. Um die Entlassung zu rechtfertigen, erklärt er unter anderem: <Die Angestellte wollte nicht als Angestellte behandelt werden, sondern als Dame.> – Der Abteilungsleiter ist im Privatleben sechs Jahre jünger als die Angestellte. II. Ein eleganter Herr, zweifellos ein höherer Konfektionär, betritt abends in Begleitung seiner Freundin den Vorraum eines weltstädtischen Vergnügungsetablissements. Der Freundin ist auf den ersten Blick anzusehen, daß sie im Nebenberuf acht Stunden hinter dem Ladentisch steht. Die Garderobenfrau wendet sich an die Freundin: <Wollen gnädige Frau nicht den Mantel ablegen?>. Mit den exemplarischen Situationen lenkt Kracauer gleich zu Beginn die Aufmerksamkeit auf die Grundstruktur des Angestelltendaseins in seiner Trennung von Arbeits- und Freizeitsphäre: auf der einen Seite die Funktionalisierung und Unterordnung der Angestellten in der rationalisierten und hierarchisch organisierten Produktion und auf der anderen Seite ihre scheinhafte Erhöhung in der Freizeit durch den bürgerlichen Abglanz der Vergnügungsstätten bzw., in diesem Falle, auch durch den Abglanz des eleganten Herrn. # |
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