Max Stirner 

Johann Caspar Schmidt

Der Einzige und
sein Eigentum

 

1844   ca. 400 Seiten

 

Zeichnung von Friedrich Engels, 1842

Wikipe Autor *25.10.1806 in Bayreuth bis 1856 (49)


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2020:

 

Stirner starb 1856 infolge einer Infektion, verursacht durch einen Insektenstich, und wurde auf dem II. Sophien-Friedhof in Berlin-Mitte bestattet.


max-stirner-archiv-leipzig.de  

lsr-projekt.de/ms.html  +  msges.de   Laska

philo.at /1/ mslex.html   Laska  

 


aus wikipedia-2019:

 

Philosophie

Stirner wird philosophiehistorisch meist der Hegelschen Linken bzw. den Junghegelianern zugeordnet. In Der Einzige und sein Eigentum kritisierte er zwar Hegel, in erster Linie aber die Junghegelianer, namentlich Bruno Bauer und Ludwig Feuerbach. Ihnen, die meinten, nach dem deutschen Idealismus die atheistische Aufklärung in Deutschland zu begründen, rief er spöttisch zu: „Unsere Atheisten sind fromme Leute.“ (EE, 203)[Anm. 1] Was er damit meinte, fasste er wie folgt: „Das Jenseits außer Uns ist allerdings weggefegt, und das große Unternehmen der Aufklärer vollbracht; allein das Jenseits in Uns ist ein neuer Himmel geworden und ruft Uns zu neuen Himmelstürmen auf.“ (aus der Präambel zur 2. Abteilung des Einzigen – EE, 170)

Stirners Philosophie weist im Kern, unter Abzug aller Polemik, auf Praxis: nach der Aufklärung gelte es, um wirklich den viel beschworenen Ausgang aus der „Unmündigkeit“ zu schaffen, auch das „Jenseits in Uns“ zu beseitigen. Den so entstandenen bzw. beschaffenen Menschen nennt Stirner den „Eigner“ (von „Allem“, incl. seiner selbst), provokant auch den „Egoisten“.

Eigner können grundsätzlich auf zweierlei Weise entstehen: entweder durch den sozusagen autotherapeutischen Akt der „Empörung“, verstanden als das „Herausarbeiten Meiner aus dem Bestehenden“, (EE, 354), oder durch eine Art von Erziehung, die das Heranwachsen des Kindes zum Eigner möglichst wenig behindert (s. Abschnitt „Pädagogik“).

Das Stirnersche „Jenseits in Uns“ bezeichnet in etwa das, was Sigmund Freud später Über-Ich nannte,[Anm. 2] also eine psychische Instanz, die im Laufe des Erziehungsprozesses großteils unbewusst gebildet wird und später als Gewissen, als Komplex der Wert- und Moralvorstellungen, der (kulturellen) Identität etc. das Verhalten des Menschen reguliert. Stirner verwendet zur Bestimmung jener Instanz den Begriff des Heiligen.

„Vor dem Heiligen verliert man alles Machtgefühl und allen Mut… Und doch ist kein Ding durch sich heilig, sondern durch Meine Heiligsprechung, durch Meinen Spruch, Mein Urteil, Mein Kniebeugen, kurz durch Mein – Gewissen. … Alles, wovor Ihr einen Respekt oder eine Ehrfurcht hegt, verdient den Namen des Heiligen.“

– EE, 77

Vor dem Heiligen empfinde man keine Furcht, sondern Ehrfurcht; man ehre es zwar, aber man fürchte es zugleich., S.

„Allein in der Furcht bleibt immer noch der Versuch, sich vom Gefürchteten zu befreien… Dagegen ist’s in der Ehrfurcht ganz anders. Hier wird nicht bloß gefürchtet, sondern auch geehrt: das Gefürchtete ist zu einer innerlichen Macht geworden, der Ich Mich nicht mehr entziehen kann… Ich bin vollständig in seiner Gewalt und versuche die Befreiung nicht einmal mehr… Ich und das Gefürchtete sind Eins.“

– EE, 78

Es gibt noch zahlreiche Passagen im Einzigen, in denen Stirner, teils mit weiteren Begriffen wie z. B. Besessenheit, Spuk, Sparren, Eigenheit, Selbstangehörigkeit Meiner, diesem Gegenstand beizukommen sucht.

Die Gestalt des Eigners (synonym: des Egoisten, des Einzigen) steht im Zentrum des stirnerschen Denkens. Von hier aus kritisiert Stirner sowohl Hegel, Feuerbach und Bauer, aber auch den Anarchisten Pierre-Joseph Proudhon, den Kommunisten Wilhelm Weitling und andere. Vom Standpunkt des Eigners aus kritisiert Stirner die progressiven politischen Richtungen seiner Zeit (die konservativen oder reaktionären stehen für ihn unter aller Kritik) unter den Titeln des politischen, des sozialen und des humanen Liberalismus; weiterhin erhabene Ideen wie die der Freiheit und der Menschheit, denen der Eigner sich nicht verpflichtet fühlt, und Institutionen wie den Staat, das Recht, die Ehe, das Eigentum usw. Das Eigentum des Einzigen bzw. Eigners, wie es prominent in seinem Buchtitel erscheint, ist nicht das durch Staat und Recht garantierte, sondern „Alles“:

„Wie die Welt als Eigentum zu einem Material geworden ist, mit welchem Ich anfange, was Ich will, so muß auch der Geist als Eigentum zu einem Material herabsinken, vor dem Ich keine heilige Scheu mehr trage.“

– EE, 402

Der viel zitierte Ausspruch Stirners „Mir geht nichts über Mich“ (EE, 5) besagt genau das: Der Eigner akzeptiert nichts „über sich“, nichts Heiliges; er ist frei von jenem erzieherisch erzeugten Über-Ich, von dem die meisten bisherigen Menschen mehr oder weniger „besessen“ (EE, 36, 47, passim) sind. Stirner gilt daher als Klassiker des Amoralismus und des Ethischen Egoismus. Dieser Aspekt von Stirners Philosophie steht in einer gewissen Spannung zu seinem Konzept des „Vereins“ – einem unscharf konzipierten Gegenstück zum „Staat“ der Nicht-Eigner – die vorzuziehende gesellige Lebens- und Kooperationsform von Eignern.

 

Pädagogik

Schon in seiner Schrift --Das unwahre Princip unserer Erziehung-- (1842) erklärte Stirner die Frage der Erziehung als „so wichtig, als es eine unserer sozialen nur irgend sein kann, ja sie ist die wichtigste.“ (PKR, 75)

Denn er war der Auffassung, „dass eine Gesellschaft nicht neu werden kann, solange diejenigen, welche sie ausmachen und konstituieren, die alten bleiben.“ (EE, 231)

Stirner sieht um sich herum „nichts als unterwürfige Menschen“, und dies in allen Schichten: „Was sind unsere geistreichen und gebildeten Subjekte grösstenteils? Hohnlächelnde Sklavenbesitzer und selber – Sklaven.“ (PKR, 90f).

Seine Zukunftsvision ist der „freie“, „persönliche“, „ganze“, „wahre“, „vernünftige“, „prinzipielle“ oder auch „selbstschöpferische“ Mensch. Im Einzigen (1844) wird er ihn den Eigner nennen.

 

Hier zeigt Stirner sich am deutlichsten und substantiellsten als Antipode Hegels, der gelehrt hat, Erziehung müsse in erster Linie „Zucht [sein], welche den Sinn hat, den Eigenwillen des Kindes zu brechen… Das Vernünftige muss als seine eigenste Subjektivität ihm erscheinen… Die Sittlichkeit muss als Empfindung in das Kind gepflanzt worden sein…“ (Grundlinien der Philosophie des Rechts, §§ 174, 175, Zus.).

Stirner sieht genau darin das Übel, dass „der moralische Einfluss das Hauptingredienz unserer Erziehung“ ist, (EE, 332) eben jenes „unwahre Prinzip“, das zu eliminieren wäre. „Der moralische Einfluss nimmt da seinen Anfang, wo die Demütigung beginnt, ja er ist nichts anderes, als diese Demütigung selbst, die Brechung und Beugung des Mutes zur Demut herab.“ (EE, 88) Das Übel bestehe demnach darin, „dass unsere ganze Erziehung darauf ausgeht, Gefühle in Uns zu erzeugen, d. h. sie Uns einzugeben, statt die Erzeugung derselben Uns zu überlassen, wie sie auch ausfallen mögen.“ Die letzteren wären „eigene“, wären Gefühle, deren „Eigner“ ich bin. Die ersteren wären mir, obwohl zunächst fremd, durch die Art ihrer Einprägung bald „heilig“; ich wäre nicht ihr Eigner, sondern sie wären sozusagen die Eigner meiner, ich von ihnen „besessen“. (EE, 70f)

Stirner entwickelt keine Erziehungslehre; er gibt nur das seiner Auffassung nach entscheidende Kriterium für eine solche, wenn sie wirklich das Leben des Individuums und der Gesellschaft verbessern, d. h. „das große Unternehmen der Aufklärer“ weiterführen soll. Er antizipiert damit zugleich eine Kritik am späteren Historischen Materialismus, der das Entstehen des Neuen Menschen allein aufgrund historischer Gesetzmäßigkeiten erwartet: „Eine [politische] Revolution führt gewiss das Ende [der alten Zustände] nicht herbei, wenn nicht vorher eine Empörung [zum „Eigner“] vollbracht ist!“ (EE, 356)

 

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