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Arnold ToynbeeMenschheit
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1972 dnb.Buch (7)
detopia |
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Arnold Toynbees <Menschheit und Mutter Erde> ist ein erzählendes Geschichtswerk, eine Weltgeschichte, wie es sie in unserem Zeitalter der Spezialisierung kaum noch einmal geben wird. Es ist wohl das letzte große Dokument dieser historischen Richtung, für die neben Toynbee vor allem Carl Jacob Burckhardt steht. Menschheit und Mutter Erde schildert den Aufstieg und Niedergang der großen Zivilisationen unter einem einigenden Gesichtspunkt: Arnold Toynbee sieht die gegenwärtige Bedrohung der Menschheit durch Selbstzerstörung und Rohstoffmangel als den Gipfelpunkt einer Jahrtausende währenden Entwicklung. Er beschreibt das uralte Auseinanderklaffen von technischem Fortschritt auf der einen und der moralischen, politischen Unreife des Menschen auf der anderen Seite. Menschheit und Mutter Erde ist eine Weltgeschichte, in der alle Zivilisationen ihren Platz haben, keine Geschichte eines geradlinigen Wegs zur westlichen Moderne. Und es ist ein Traktat über die Verantwortung, die die Menschheit als ganze gegenüber der Erde trägt, der sie entstammt. In einer Zeit, in der sich die Lebenswelten auf dem gesamten Globus zu vernetzen beginnen, wird die Modernität von Toynbees Denken erst wirklich deutlich.
Amazon-Leser: Ein gewaltiger Wurf --- ein Leser aus Köln 2000 Ich habe lange überlegt, ob ich dem Buch vier oder fünf Sterne geben soll, aber ... "in dubio pro reo" o.ä. Toynbee verknüpft meisterhaft eine kleine, aber wahrhafte, Weltgeschichte mit einer vergleichenden Betrachtung unter Einbeziehung aktuellen Umweltbewußtseins. Zwar gibt es im einzelnen detaillierte, mehr in die Tiefe gehende Werke - Propyläen-Weltgeschichte und Spenglers Untergang des Abendlandes sowie Lovelocks Gaia-Hypothese. Allerdings - Toynbee packt diese Inhalte in ein knapp gehaltenes, gut lesbares Buch. Und wenn es nicht streckenweise etwas langatmig wäre und der Mittelteil etwas zu krass von der Einleitung und dem Schluss getrennt, dann hätte es von mir sieben Punkte bekommen. Aber immerhin: Toynbees "Study of History" steht schon auf meiner Wunschliste.
Menschheit und Erde als organische Einheit -- aus Berlin 1999 Neben Oswald Spengler und Norbert Elias gehört Arnold Toynbee zu den bedeutendsten Zivilisationshistorikern. Diese Art von Geschichtsschreibung zeichnet sich dadurch aus, daß das Abendland nicht als das Zentrum der geschichtlichen Entwicklung betrachtet wird, sondern als eine Entwicklungslinie neben anderen. Dieses letzte Werk Toynbees, das er im Jahre 1974 verfaßt hat, zeichnet sich dadurch aus, daß auf alle Zivilisation der Geschichte der Menschheit eingegangen wird. Jedoch geht es Toynbee nicht bloß darum, die Geschichte einer bestimmten Kultur einfach wiederzugeben; sein Anliegen besteht vielmehr darin, die jeweilige Entwicklungsgeschichte im Hinblick auf die Entwicklung der Menschheit in ihrer Gesamtheit zu beleuchten. Eben hierin besteht auch die herausragende Leistung dieses Buches. Da die Menschheit als solche der Ausgangpunkt ist, beginnt das Buch auch mit Erläuterungen zur Biosphäre und zur daraus resultierenden Ökumene, also der Gesamtheit des menschlichen Lebensraumes auf der Erde. Hieran schließt sich eine Untersuchung der Entstehung des Menschen an. Toynbee war klar, daß die Herkunft des Menschen entscheidend ist für die Möglichkeit, die Gesamtheit der Menschen, also die "Menschheit" als eine Einheit zu begreifen. Hierin besteht aber die Grundlage für den Toynbees "universal-zivilisations-historischen" Ansatz.
In
etwa 70 Kapiteln umreißt er die Leistungen der einzelnen Zivilisationen
im Hinblick auf spätere Entwicklungen. Nicht das einzelne historische
Faktum steht für ihn im Vordergrund, sondern die Bedeutung für die
Entfaltung anschließender Kulturen und Zivilisation. So zeigt er auf,
daß etwa die Entstehung der ersten Zivilisation, der sumerischen, die
Erwirtschaftung eines Mehrertrags über das Existenzminimum hinaus zur
Voraussetzung hatte. Auf diese Weise bekommt der Leser sehr eindrucksvoll
ein universelles Geschichtsverständnis vermittelt. Er wird sich bewußt,
daß wir heute selbst in einer Epoche leben, die ebenso Wandlungen
unterworden ist wie frühere Zivilisationsformen. Der einzige Kritikpunkt
könnte lauten, daß Toynbee denjenigen Kulturen, welche keine zentrale
politische Instanz besitzen, kaum Beachtung schenkt. Dies gilt
insbesondere für Afrika südlich der Sahara, für die
süd-ost-pazifischen Inseln und für Australien. Diese Kulturen können
bei einem universalistischen Geschichtsverständnis nicht außen vor
gelassen werden. Dennoch kann das Buch als sehr lesenswert empfohlen
werden.
Eine Universalgeschichte der Menschheit --- ein Leser aus Herne, Deutschland 1998 Eine Universalgeschichte aller großen Zivilisationen von der Antike bis zur Gegenwart auf 500 Seiten zu schreiben, könnte ein gewagtes Unterfangen sein, wenn der Verfasser nicht einer der größten Historiker des 20. Jahrhunderts gewesen wäre. Arnold Toynbee hat mit diesem Buch sein Lebenswerk gekrönt. Das Buch steht nicht nur auf solider wissenschaftlicher Grundlage, es ist auch ausgesprochen lesbar geschrieben. Es ist geradezu spannend zu verfolgen, wie sich die Entwicklungslinien der einzelnen Zivilisationen miteinander verflechten und so die Menschheitsgeschichte vorantreiben. Von anderen (schwächeren) Darstellungen unterscheidet sich dieses Werk dadurch, daß es nicht aus eurozentrischer Perspektive geschrieben ist, sondern beispielsweise auch die ostasiatischen Zivilisationen gebührend behandelt. Meiner Meinung nach die mit Abstand beste Universalgeschichte der Menschheit, die jemals geschrieben wurde. Das Buch darf in keinem Bücherschrank fehlen! Auch ein hervorragendes Weihnachtsgeschenk für anspruchsvolle Leser.
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Arnold Toynbee (1972) Menschheit und Mutter Erde - Die Geschichte der großen Zivilisationen