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III.  Klimakaleidoskop    

   3.5 - Geschichte jenseits des Fortschritts  

 

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Dass die Geschichte immer nur in eine Richtung verläuft, zählt zu den unerschütterlichen Überzeugungen des modernen Westens - alle Gegenargumente, alle Genozide und Gulags, alle Hungersnöte, Epidemien und Weltenbrände in den letzten Jahrhunderten, die zu Dutzenden Millionen Toten führten, haben ihr bis auf geringe Abstriche nichts anhaben können.(641)

Sie ist so tief in unserer politischen Vorstellungskraft verwurzelt, dass groteske Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten, seien sie rassistisch oder anders begründet, oft nicht als Ansatzpunkt dafür verstanden werden, den Verlauf der Geschichte zu hinterfragen, sondern als Erinnerung an diese angebliche Tatsache - vielleicht sollten wir uns über solche Dinge nicht so aufregen, heißt es dann, da die Geschichte »sich in die richtige Richtung bewege« und die Kräfte des Fortschritts, um eine schiefe Metapher wiederzugeben, »auf der richtigen Seite der Geschichte ständen«.

Auf welcher Seite steht der Klimawandel?

Auf seiner eigenen Seite - er ist seine eigene Kraft. Es gibt nichts Gutes auf der Welt, dessen Fülle oder Verbreitung durch die Erderwärmung zunehmen wird. Die Liste der schlimmen Dinge hingegen, die wachsen und gedeihen, ist unendlich lang. Und schon heute, zu Beginn der ökologischen Krise, kommt eine ganz neue, zutiefst skeptische Literatur auf, die nicht nur dafür eintritt, dass die Geschichte rückwärts ablaufen kann, sondern meint, dass uns das ganze Projekt der Landnahme und der Zivilisation, das wir als »Geschichte« kennengelernt haben und das uns den Klimawandel beschert hat, genau genommen rasend schnell in die Vergangenheit befördert. Je mehr die Klimaschrecken zunehmen, desto stärker wird sicherlich auch der Antifortschrittsgedanke erblühen.

Einige Kassandras gibt es bereits.

Der Historiker Yuval Noah Harari behauptet in seinem Werk Eine kurze Geschichte der Menschheit, in dem er die Entstehung der menschlichen Zivilisation von außen betrachtet, dass diese Geschichte am besten als eine Abfolge von Mythen zu verstehen ist, beginnend mit dem Märchen, dass der Übergang zur Landwirtschaft, oft als neolithische Revolution bezeichnet, einen Fortschritt darstellte.642 (»Nicht wir haben den Weizen domestiziert, der Weizen hat uns domestiziert«, wie Harari es auf den Punkt bringt.)

In Die Mühlen der Zivilisation formuliert der Politikwissenschaftler und Anthropologe James C. Scott, zu dessen Forschungsthemen der Anarchismus gehört, eine pointiertere Kritik jener Zeit: Der Weizenanbau, argumentiert er, sei verantwortlich für die Entstehung dessen, was wir heute als Staatsmacht verstehen, und damit auch der Bürokratie, der Unterdrückung und der Ungleichheit.643

 wikipedia  James_C._Scott  *1936 in New Jersey   amazon.Buch    dnb.Buch 

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Diese Darstellung, die wahrscheinlich stark von dem abweicht, was Sie in der Schule gelernt haben - nämlich dass die landwirtschaftliche Revolution der wahre Beginn der Geschichte war -, ist heute keine Außen­seiter­ansicht mehr. Den modernen Menschen gibt es seit 200.000 Jahren, aber die Landwirtschaft erst seit 12.000 - ihre Einführung beendete das Leben als Jäger und Sammler, führte zum Aufbau von Städten und politischen Strukturen und brachte dabei das mit sich, was wir heute als »Zivilisation« betrachten.  

Aber selbst Jared M. Diamond - der in Arm und reich einen ökologischen und geografischen Bericht über den Aufstieg des industrialisierten Westens lieferte und dessen Buch Kollaps eine Art Vorläufer für derartige Überlegungen darstellte - hat die neolithische Revolution »den schlimmsten Fehler in der Geschichte der Menschheit« genannt.644

Dabei beruft sich diese Argumentation nicht einmal auf die späteren Ereignisse: die Industrialisierung, die fossilen Brennstoffe oder die Schäden, die diese auf der Erde und innerhalb der fragilen Zivilisation, die sich zeitweilig auf ihrer dünnen Oberfläche angesiedelt hat, anzurichten drohen. Stattdessen wendet sich die Anklage gegen die Zivilisation, die diese neue Gruppe von Skeptikern erhebt, vor allem ganz direkt gegen die Landwirtschaft: Das sesshafte Leben, das sie mit sich brachte, führte zu einer dichteren Besiedelung, aber in den folgenden Jahrtausenden gab es erst einmal keinen Bevölkerungszuwachs, da neue Formen von Krankheiten und kriegerischen Konflikten das mögliche Wachstum durch die Vorteile des Ackerbaus unterbanden.

Das galt nicht nur für einen kurzen, schmerzhaften Zeitabschnitt, den die Menschen durchstehen mussten, bevor sie in ein neues Zeitalter der Fülle eintraten, sondern für eine sehr lange, qualvolle Periode, die im Grunde bis jetzt andauert. In vielen Teilen der Welt sind die Menschen noch heute kleiner, kränklicher und sterben früher als ihre Jäger-und-Sammler-Vorfahren, die übrigens auch weitaus bessere Verwalter des Planeten waren, auf dem wir alle leben. Und sie erfüllten diese Aufgabe viel länger als wir, fast die gesamten 200.000 Jahre über. Das epische Zeitalter, das früher als »prähistorisch« abgetan wurde, macht ungefähr 95 Prozent der Menschheits­geschichte aus. Fast die gesamte Zeit über bewegten sich die Menschen auf der Erdoberfläche, hinterließen dabei aber kaum Spuren.

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So gesehen wirkt die Zeit des Spurenhinterlassens - die gesamte Geschichte unserer Zivilisation, die gesamte Geschichte, die wir unter dem Begriff »Geschichte« kennen - weniger wie ein zwangsläufiger Höhepunkt als eher wie eine Anomalie, ein kurzer Ausreißer. Und das lässt die Industrialisierung und das Wirtschaftswachstum, die beiden Kräfte, die der modernen Welt jenen schwindelerregenden materiellen Fortschritt verschafften, wie einen Ausreißer im Ausreißer dastehen. Einen Ausreißer im Ausreißer, der uns an den Rand einer nie endenden Klimakatastrophe gebracht hat.

James C. Scott nähert sich dem Thema aus einer radikal anti-etatistischen Perspektive an, am Ende einer langen Karriere, in der er brillante Werke gegen den akademischen Konsens verfasste, darunter The Art of Not Being Governed, Domination and the Art of Resistance und <Applaus dem Anarchismus: über Autonomie, Würde, gute Arbeit und Spiel>.

Hararis Ansatz ist ungewöhnlicher, aber dafür mehrsagend - er nimmt eine grundsätzliche Neubetrachtung unseres kollektiven Glaubens an den menschlichen Fortschritt vor, und das inmitten einer menschengemachten ökologischen Krise. Harari hat sich bewegend darüber geäußert, wie er durch sein Coming-out als homosexueller Mann eine gewisse Skepsis gegenüber den prägenden Metanarrativen der Menschheit, etwa Heterosexualität und Fortschritt, entwickelt hat, und hat sich, obwohl er dem akademischen Bereich der Militärgeschichte entstammt, als eine Art Enttarner von Mythen ein breites Lesepublikum erarbeitet, darunter Bill Gates, Barack Obama und Mark Zuckerberg.

Die zentrale Enthüllung ist folgende: Die Gesellschaft wird und wurde immer von gemeinschaftlichen Erzählungen zusammengehalten, heute nicht weniger als in früheren Zeiten, und in diesen Erzählungen nehmen nun Fortschritt und Rationalität die Plätze ein, die einst von Religion und Aberglauben besetzt waren. Harari ist Historiker, aber er begegnet den angeblichen Wahrheiten der Wissenschaft mit einem philosophischen Skeptizismus, den wir von so unterschiedlichen Querdenkern wie David Hume und John Gray kennen. An dieser Stelle könnte man auch eine ganze Reihe von französischen Theoretikern nennen, von Lyotard bis zu Foucault und darüber hinaus.

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»Die Erzählung, die unsere Welt in den vergangenen Jahrzehnten beherrscht hat, könnte man als >die liberale Erzählung< betiteln«, schrieb Harari 2016, einen Monat bevor Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt wurde, in einem Essay, der sowohl Trumps Sieg prophezeite und gleichzeitig umriss, welche Bedeutung das für den Glauben der Allgemeinheit an die etablierten Strukturen hätte. »Es war eine einfache und verlockende Erzählung, aber sie bricht jetzt in sich zusammen, und bisher ist keine neue Geschichte aufgetaucht, die dieses Vakuum füllen könnte.«645

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Wenn man sich die Geschichte nicht durch die Linse des Fortschrittsdenkens anschaut, was bleibt dann?

Von hier aus ist es schwer, wenn nicht sogar unmöglich, klar zu erkennen, was wir sehen werden, wenn sich der Nebel der Ungewissheit rund um die Erderwärmung gelüftet hat - welche Formen wir den Klimawandel annehmen lassen, ganz zu schweigen davon, wie sich diese Formen auf uns auswirken. Aber es wird nicht zum schlimmsten Fall kommen müssen, damit die Verheerungen so dramatisch werden, dass wir das Gefühl abschütteln, das Leben werde im Verlauf der Zeit unvermeidlich immer besser.

Und diese Verheerungen stehen vermutlich schon kurz bevor: neue Küstenlinien jenseits von versunkenen Städten, destabilisierte Gesellschaften, die Millionen von Flüchtlingen in benachbarte Erdregionen entsenden, wo die Menschen auch schon das erste Zwicken des Ressourcenmangels verspüren. Die letzten paar Jahrhunderte, die im Westen meist als gerade Linie des Fortschritts und des wachsenden Wohlstands betrachtet wurden, würden dann den Auftakt zu einem massenhaften Klimaleiden bilden.

Wie genau wir die Geschichte in einer Zeit des Klimawandels betrachten, wird davon abhängen, wie viel wir tun, um ihn abzuwenden, und wie sehr wir zulassen, dass er unser gesamtes Leben auf den Kopf stellt. In der Zwischenzeit bietet sich uns eine bunte Palette von Möglichkeiten - ein ganzer Farbkreis davon.

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Wir wissen immer noch nicht allzu viel darüber, wie die Menschen vor dem Aufkommen der Landwirtschaft, der Staatsmacht und der »Zivilisation« den Verlauf der Geschichte betrachtet haben - obwohl es zu den liebsten Zeitvertreiben der frühneuzeitlichen Philosophen gehörte, sich das Innenleben der vorzivilisierten Menschen auszu­malen, von »garstig, brutal und von kurzer Dauer« bis hin zu »idyllisch, sorgenfrei und unbelastet«.

Eine weitere Perspektive, die ein anderes Geschichtsmodell anbietet, ist der zyklische Ansatz: Er ist uns vertraut vom Erntekalender, der unter den Stoikern verbreiteten Theorie der Ekpyrosis und der chinesischen Vorstellung des »dynastischen Zyklus« und wurde von augenscheinlich teleologisch geprägten Denkern wie Friedrich Nietzsche (der den Kreislauf der Zeit durch sein Konzept der »Ewigen Wiederkunft« in eine moralische Parabel überführte), Albert Einstein (der die Möglichkeit eines »zyklischen« Modells des Universums in Betracht zog), Arthur M. Schlesinger (der die amerikanische Geschichte als Wechselspiel zwischen »öffentlichen Zwecken« und »privaten Interessen« sah) und Paul Michael Kennedy (in seiner besonnenen Geschichtsstunde zum Ende des Kalten Krieges, Aufstieg und Fall der großen Mächte) in die Moderne geholt.646

Vielleicht betrachten viele Amerikaner die Geschichte heute nur deshalb als fortlaufende Entwicklung, weil sie in einer Zeit aufwuchsen, in der die USA die Vormachtstellung in der Welt innehatten und sich diese Sichtweise mehr oder weniger von den Briten zu Zeiten von deren Empire abgeguckt hatten.

Allerdings wird der Klimawandel wohl kaum eine reibungslose oder vollständige Rückkehr zur zyklischen Geschichtsauffassung auslösen, zumindest nicht in einem prämodernen Sinn - zum Teil, weil in der Ära, die uns die Erwärmung beschert, rein gar nichts reibungslos verlaufen wird. Deutlich wahrscheinlicher ist ein chaotischer Zustand, in dem die Teleologie ihre Stellung als ordnende, verbindende Theorie verloren hat und stattdessen widersprüchliche Erzählungen des Fortschritts ungehindert durcheinandergehen, wie Tiere, die aus einem Käfig befreit wurden und nun gleichzeitig in alle Richtungen laufen.

Aber wenn sich die Erde um drei, vier, fünf Grad aufheizt, bringt das so viel Leid mit sich - Millionen von Flüchtlingen, 50 Prozent mehr Kriege, Dürren, Hungersnöte, kein Wirtschaftswachstum an vielen

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Orten der Welt -, dass es den Bewohnern schwerfallen wird, die jüngere Vergangenheit als Fortschritt oder auch nur als Abschnitt eines Kreislaufs zu sehen; sie wird einfach nur wie ein echter und tief greifender Rückschritt wirken.

Die Möglichkeit, dass unsere Enkelkinder dauerhaft in den Ruinen einer deutlich wohlhabenderen und friedlicheren Welt leben könnten, scheint aus heutiger Sicht fast unvorstellbar, so sehr hängen wir immer noch dem Glauben an den menschlichen Fortschritt und eine bessere Welt für die folgenden Generationen an. Doch vor dem Beginn der Industrialisierung kam das in der Geschichte der Menschheit relativ häufig vor. So erging es den Ägyptern nach der Eroberung durch die Seevölker und den Inkas nach dem Eintreffen Pizarros, den Bewohnern Mesopotamiens nach dem Zerfall des Reiches von Akkad und den Chinesen nach der Tang-Dynastie. So erlebten es die Europäer nach dem Untergang des Römischen Reiches - so eindrücklich, dass dessen Gründe jahrzehntelang heiß diskutiert wurden. Aber in diesem Fall folgte auf das Licht innerhalb einer Generation das Mittelalter als das »dunkle Zeitalter« - nah genug, dass es zu Berührungen, sich überschneidenden Geschichten und auch Schuldzuweisungen kam.

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Das ist gemeint, wenn der Klimawandel als »Rache der Zeit« beschrieben wird. »Das menschengemachte Wetter entsteht nie in der Gegenwart«, schreibt Andreas Malm in The Progress of This Storm, seinem eindrück­lichen Entwurf einer politischen Theorie für eine Zeit des Klimawandels. »Die Erderwärmung ist ein Ergebnis vergangener Taten.«647 Das ist eine klare Formulierung, die sowohl den Umfang als auch die Tragweite des Problems treffend beschreibt: Es ist das Produkt mehrerer Jahrhunderte, in denen wir fossile Energieträger verbrannt haben, was uns aber auch die meisten Errungenschaften verschafft hat, die uns unser modernes Leben heute so angenehm machen. In dieser Hinsicht macht der Klimawandel uns alle zu Gefangenen der industriellen Revolution und legt somit ein Verständnis der Geschichte als Kerker nahe - der Fortschritt wird gehemmt durch die Folgen früherer Taten.

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Doch obwohl die Klimakrise in der Vergangenheit ausgelöst wurde, geschah das doch größtenteils in der jüngeren Vergangenheit, und die Entscheidung darüber, wie sehr sie sich auf die Welt unserer Enkel auswirkt, fiel nicht im 19. Jahrhundert in Manchester, sondern fällt heute und in den kommenden Jahrzehnten.

Verwirrenderweise katapultiert uns der Klimawandel auch in eine unerforschte Zukunft - wenn er unkontrolliert weitergeht, so weit und so tief in die Zukunft, dass wir es uns kaum vorstellen können. Das ist nicht der »Technikschock«, den die Viktorianer erlitten, als sie mit dem immer schneller ablaufenden Fortschritt in Berührung kamen und sich davon überrollt fühlten, wie viel sich innerhalb einer Lebensspanne veränderte - obwohl wir auch heute noch mit derartigen Veränderungen zu tun haben. Das Gefühl gleicht eher der überwältigenden Ehrfurcht, die manche Naturforscher beim Betrachten der urzeitlichen Schönheit der Erde verspürten und die sie »Tiefenzeit« nannten.

Aber der Klimawandel stellt den Blickwinkel auf den Kopf - hier bezieht sich die Tiefenzeit nicht auf etwas Beständiges, sondern auf den kaskadenartigen, schwindelerregenden Wandel, der so tief geht, dass er jeden Anschein von Beständigkeit auf Erden Lügen straft. Vergnügungsviertel wie Miami Beach, die vor wenigen Jahrzehnten entstanden, werden verschwinden, ebenso wie viele der militärischen Einrichtungen, die seit dem Zweiten Weltkrieg überall auf der Welt hochgezogen wurden, um den Wohlstand zu sichern und zu verteidigen, der sie überhaupt ermöglicht hatte. Auch deutlich älteren Städten wie etwa Amsterdam droht die Überschwemmung; sie sind jetzt schon auf besondere Strukturen angewiesen, um sich über Wasser zu halten, Strukturen, die in Bangladesch nicht zur Verfügung stehen, um dort die Tempel und Dörfer zu schützen.

Nutzflächen, auf denen seit Jahrhunderten oder mehr die gleiche Art von Getreide oder Trauben wachsen, werden sich - im besten Fall - an andere Sorten gewöhnen; in Sizilien, der Kornkammer der Antike, stellen die Bauern ihre Felder schon heute auf tropische Früchte um. Das Eis in der Arktis, das sich über Millionen von Jahre gebildet hat, wird sich als Wasser in die Welt ergießen und buchstäblich ihr Angesicht verändern - auch die Schiffrouten,  durch die die Globalisierung überhaupt erst aufkam. Massenmigration wird Millionen - sogar viele Millionen - von Menschen aus ihren Heimatgemeinschaften reißen, die sich dadurch für immer auflösen.

Wie lange die Ökosysteme der Erde durch den menschengemachten Klimawandel Chaos und Veränderungen ausgeliefert sein werden, hängt auch davon ab, wie viel mehr Wandel wir erzeugen - und vielleicht davon, wie viel wir in die Gegenrichtung erreichen. Aber eine Erwärmung, die stark genug ist, um Eisschilde und Gletscher zu schmelzen und den Meeresspiegel um viele, viele Meter anzuheben, verspricht umwälzende, radikale Veränderungen über einen Zeitraum hinweg, der sich nicht in Jahrzehnten, Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden bemessen lässt, sondern Millionen Jahre andauert.

Angesichts dessen wirkt die gesamte Lebensspanne der menschlichen Zivilisation im Grunde bedeutungslos, und die deutlich längere Zeitspanne des Klimawandels wird zur Ewigkeit.

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