David Wallace-WellsDie unbewohnbare ErdeLeben nach der Erderwärmung
The
Uninhabitable Earth.
ab 2017 im New-York-Magazine 2019 bei Tim Duggan Books 2019 bei Ludwig, München |
2019 333 Seiten (264 Lauftext) wikipedia Autor ca. *1975
detopia: |
detopia-2022:
Das Buch ist wirklich neuartig - "größer" (umfassender) als bisherige (ähnliche). Es behandelt auch (bisherige) "Randthemen" (Aspekte) gleichwertig.
Verblüfft bin ich auch darüber, dass der Autor seinen unmoralisierenden Stil durchhält, auch da, wo es um Handlungsaufforderungen an den Normalbürger geht.
Er weist keine Schuld zu (nicht den Kapitalisten, nicht dem Volke, nicht den Linken, nicht den Klimaforschern, nicht den Umweltschützern, nicht den Technokraten).
Aber er "entläßt" alle auch nicht - aus der Verantwortung. (Das muss ich nochmal genauer durchlesen, wie er das hinkriegt.)
Natürlich und selbstverständlich wünschte ich mir bei meinen Steckenpferden noch mehr und tiefere Texterei; aber das hätte die Seitenzahl und die 600 Anmerkungen vergrößert (und dadurch das ganze Buch zu einem anderen gemacht).
Fazit: Wenn man meine Klimabuchliste überfliegt, dann ist dieses Buch ein würdiger Abschluss und Höhepunkt.
"Ein tiefgreifendes Buch, das mich
zugleich in Schrecken versetzt
detopia: Friedrich-2019 Pearce-2007 Liebmann-1973 Davis-2008 Schellnhuber-2015 Glaubrecht-2019 Buchter-2019 Hutter-2009-2018 Guha-1993 Ghosh-2017 WeismanA-2013 EmmottS-2013 Kolbert-2006
Buch beim Verlag - Lesen bis Seite 33
Widmung:
Verlag: Die heute schon spürbaren und die schlimmstmöglichen Folgen der Klimaerwärmung sind das Thema des Journalisten David Wallace-Wells in diesem spektakulären Report. Wie kann und wird das Leben auf der Erde in nur 40, 50, 60 Jahren aussehen? Sicher ist: Heutige Teenager und Kinder werden noch erleben, wie sich die Bedingungen für die Menschheit auf der Erde dramatisch verschlechtern, sie werden erleben, wie sie in Teilen unbewohnbar wird. Wallace-Wells macht die vielen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die die Mehrheit der Menschen oft gar nicht erreichen, begreifbar, ja fühlbar. Und am Ende steht die drängende Frage: Haben wir überhaupt noch eine Chance, das Unheil abzuwenden?
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Inhalt I Kaskaden (9) ... der Klimawandelwechselwirkungen (deto) II Elemente des Chaos (53)
III Das Klima-Kaleidoskop (165)
IV Das anthropische Prinzip (251) Dank (265) Quellen (269) Anmerkungen (271)
Aus Wikipedia-2019
'Die unbewohnbare Erde' ist der Titel eines Artikels im New York Magazine aus dem Jahr 2017 und eines Buches aus dem Jahr 2019, beide verfasst vom US-amerikanischen Journalisten David Wallace-Wells. Prolog Zwar werden verschiedene Aspekte der Klimakrise in den Medien häufig thematisiert, doch wie sich die Lebensumstände auf der Erde in den nächsten Jahrzehnten im Detail verändern könnten, spielt in der öffentlichen Diskussion eine eher untergeordnete Rolle. David Wallace-Wells hat konkrete Szenarien für eine möglicherweise unerträgliche Zukunft entwickelt. Der Autor bekennt: „Ich bin kein Umweltschützer und sehe mich nicht einmal als Naturliebhaber“. Er wollte nicht über die wissenschaftlichen Aspekte der Erderwärmung schreiben, beispielsweise die exakten physikalischen Folgeerscheinungen der Kohlenstoffdioxid-Emissionen. Seine Texte beruhen jedoch auf Forschungen und Prognosen anerkannter Wissenschaftler. Daraus entwickelte der Journalist Szenarien, welche konkreten Auswirkungen die Erderhitzung auf die Biosphäre und auf menschliche Gesellschaften haben könnte. Der Autor beschreibt die schlimmstmöglichen Folgen im Rahmen verschiedener Worst Case-Szenarien, zeigt sich jedoch optimistisch, dass die Menschheit in der Lage sein wird, die kommende Krise zu bewältigen. Kernthesen des Artikels Titelbild des New-York-Magazine-Artikels ist die Darstellung eines männlichen Skeletts mit Sonnenbrille. Die Resonanz auf den Artikel sprengte sämtliche Erwartungen, er wurde zum meistgelesenen Artikel dieser Publikation. „Es ist, das verspreche ich, schlimmer als Sie denken.“ Mit diesem Satz beginnt der erste Abschnitt über die von Menschenhand geschaffene Apokalypse, die sich, so der Autor, deutlich angekündigt hat. Er beschreibt die Probleme des Svalbard Global Seed Vault, eines weltweiten Saatgut-Tresors auf Svalbard in Norwegen, erbaut 2006 und 2007, welcher aufgrund des Klimawandels und dem Auftauen der Permafrostumgebung massive statische Probleme bekam. Er sieht das Schicksal dieser Rettungsstruktur als Metapher für das der Erde. Er erinnert daran, dass im arktischen Permafrost 1,8 Billionen Tonnen Kohlenstoff gespeichert sind, mehr als doppelt so viel wie derzeit in der Erdatmosphäre schwebt, und wie dessen Freisetzung den Klimawandel beschleunigen kann. Die Sprache des Autors ist klar und unmissverständlich:
Doomsday steht im Englischen für den Weltuntergang, für das Jüngste Gericht. Der Spitzname des norwegischen Saatgut-Tresors war "Doomsday". Wallace-Wells zitierte weiters die Szenarien des Weltklimarats (IPCC), die im ungünstigsten Fall (repräsentativer Konzentrationspfad RCP 8.5) einen Temperaturanstieg von 2,6 bis 4,8 °C bis zum Ende des 21. Jahrhunderts veranschlagen,[4] wenn die gegenwärtigen Emissionen nicht drastisch verringert werden. Als oberen möglichen Wert prognostiziert der IPCC bis zu acht Grad, wobei die Folgen des schmelzenden Permafrosts noch nicht eingerechnet wurden. Der Autor erinnerte weiters an das Perm-Trias-Ereignis vor rund 252 Millionen Jahren, in dessen Verlauf etwa 95 Prozent der marinen Lebensformen und 75 Prozent der Landfauna ausstarben. Rezeption Laut einer Rezension des Österreichischen Rundfunks bietet das Buch keine dezidierte Lösungen an. Lediglich Steuern, öffentliche Investitionen in alternative Energien und vor allem die Wahl von Regierungen mit klimafreundlichen Agenden würden hervorgehoben. Der Autor werte individuelle Konsumentscheidungen wie den Verzicht auf Plastiktrinkhalme oder auch einen veganen Lebensstil eher als Ablenkung und als Ersatz für politisches Handeln. In einem offenen Brief lobten ihn zwar drei namhafte Akademiker für die drastisch beschriebenen Szenarien, widersprachen hingegen dem Optimismus und dem Glauben an die mögliche Rettung des Planeten. Insbesondere seien die Perspektiven des Geoengineering zu optimistisch dargestellt. Um eine Klimakatastrophe zu vermeiden, müsse der Gesellschaft vielmehr vor Augen geführt werden, dass ein Kollaps („some kind of eco-induced societal collapse“) inzwischen nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich sei. |
Leseberichte
sueddeutsche helfen-weltuntergangs-szenarien-dem-klimaschutz
sonnenseite
die-unbewohnbare-erde.html
Hörbuch, gelesen von Mark Bremer
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Auf Amazon gibt es 222 Leserberichte. Ich habe zwei ausgewählt.
Ein Weckruf für das, was vor uns liegt Ich lese das Buch während der 2. großen Hitzewelle des Sommers 2019 bei 40°C an einem schattigen Ort im Garten. Ich zähle mich damit zum glücklicheren Teil der Bevölkerung. Viele Menschen können der Hitze und ihren Folgen nicht entfliehen. Wer da noch in trumpscher Manier behauptet, es gäbe keinen Klimawandel, dem fehlt m.E. nicht nur jedes Verständnis, sondern auch der Verstand. Die Lektüre von David Wallace-Wells Buch kann vielleicht helfen, das populistische Geschrei zu entlarven und die Fakten klarzustellen. In „Die unbewohnbare Erde“ präsentiert der Autor die neuesten Erkenntnisse und Forschungsergebnisse über die zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels im 21. Jahrhundert. Ja, es ist ein Horrorszenario, das er schildert. Jedoch sind sämtliche Themen wie Waldbrände, wirtschaftlicher Zusammenbruch und Klimakonflikte sehr gut recherchiert und auf dem aktuellsten Stand. Der Autor hat zahlreiche führende Klimawissenschaftler konsultiert, wobei er sich auf die Folgen von Temperaturerhöhungen von „nur“ 2 Grad bis 6 Grad konzentriert. Bei all seinen Szenarien bemüht er sich, nicht zu spekulieren, sondern alle Argumente mit Quellen zu untermauern. Empfehlenswert hierzu die ca. 60 Seiten „Anmerkungen“ am Ende des Buches mit weiteren Lesetipps. Wallace-Wells legt Wert darauf, zu betonen, dass er KEIN Naturschützer ist.
Kein Bäume-Umarmer, keiner von „uns“. „Ich sehe mich nicht einmal als Naturmensch, ich habe mein ganzes Leben in
Städten verbracht und erfreue mich an den Apparaten, die in industriellen
Lieferketten entstehen. … Ich war noch nie campen. … Ich würde nicht mit
meinen eigenen Händen eine Kuh schlachten, um einen Hamburger zu essen, habe
aber auch nicht vor, Veganer zu werden“, schreibt er (S. 16) mit einer
gewissen, leichten Überheblichkeit, die ihn aber gleichzeitig auch
authentisch macht.
Sprachlich ist der Autor genial. Er nimmt ein hoch komplexes – und reales – wissenschaftliches Thema und führt Gespräche mit dem Leser darüber. „Die unbewohnbare Erde“ ist kein „Wohlfühlbuch“, dazu ist es zu erschreckend. Aber es ist die Vorbereitung auf eine Zukunft, die ohne Zweifel kommen wird. Ja, wir Menschen sind anpassungsfähig und vielleicht – nur vielleicht! –
überleben wir die kommende „Klimakatastrophe“. Jedoch brauchen wir dazu Zeit
und Ressourcen, die wir nicht haben. Außerdem ziehen wir es in unserer
Selbstgefälligkeit und Verschwendung vor, die Vorzeichen zu übersehen. |
Pflichtlektüre Das Buch von David Wallace-Wells ist ungeheuer wichtig. Bereits 2017 hat er mit seinem Artikel zum gleichen Thema ("the uninhabitable earth") im New York Magazine, dessen Chefredakteur er ist, heftigste Diskussionen bei seinen nordamerikanischen Lesern ausgelöst. Daraus wurde dieses Buch, das 2019 im Frühjahr auf Englisch erschienen ist und jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt. Dieses Buch hat ebenfalls ungeheure "Schockwellen" bei seinen englischsprachigen Lesern ausgelöst. Der Autor versteht es sehr gut, eine große Informationsfülle sehr verständlich zu vermitteln - mit einem sehr aktuellen Materialstand. Er macht sehr deutlich, dass der Klimawandel (richtiger : Die Klimakatastrophe) viel rascher, viel härter und viel zerstörerischer ist, alle Lebensbereiche erfasst - und auch in das Leben der "Täter" auf der Nordhalbkugel massiv eingreift. Die Zeitspanne eines Menschenlebens (40er Jahre des 20. Jahrhunderts bis zum frühen 21. Jahrhundert) hat genügt, um den Planet irreversibel schwer zu schädigen. Der industrielle Lebensentwurf auf der Basis von Erdöl und Erdgas ist völlig unvereinbar mit dem lebendigen Planeten. Der Autor belegt, dass mehr als die Hälfte des CO2 erst in den letzten dreißig Jahren in die Atmosphäre gingen - also zu einer Zeit, als bereits völlige wissenschaftliche Klarheit über den Klimawandel bestand (1964 wurde die US-Regierung erstmals ausführlich darüber unterrichtet, dass die industrielle Erdöl-/Erdgas-Ökonomie rasch zu einer massiven Klimaveränderung führen wird). Der Autor lässt keinen Zweifel daran, dass die Menschheit (bzw. das, was von ihr übrig bleiben wird), im 22. Jahrhundert in einem "century of hell" landen wird. Bei einer Gesamterwärmung weit über 2 Grad (4 - 6 Grad sind die von ihm diskutierten Szenarien) werden große Areale des Planeten unbewohnbar (60 Grad-Hitzewellen), bricht die Süßwasserversorgung zusammen, ist die industrielle Landwirtschaft in vielen Regionen nicht mehr möglich, beschleunigt sich das Artensterben in ungeheurer Weise und : Erhöht sich signifikant das menschliche Aggressions-Verhalten und seine Bereitschaft, (Nuklear-)Kriege zu führen. Eine 4 Grad-Erwärmung hat Flucht- und Wanderbewegungen von Menschen im Bereich mehrerer 100 Millionen zur Folge. Es ist sehr spannend, wie der Aufbruch des neuzeitlichen Menschen der letzten 500 Jahre (und die damit verbundene europäische Expansion), der mit Vernunft und Autonomie ein "irdisches Paradies" schaffen wollte, jetzt in der völligen Apokalypse enden wird. Auch ein weitgehendes Aussterben der meisten Lebensformen wie am Ende des Perm vor 250 Mio. Jahren lässt sich nicht mehr ausschließen. Dieses Buch ist Pflichtlektüre und lädt im weiteren Sinne zu einem philosophischen Diskurs über die "dämonische Seite von Vernunft und Autonomie" ein. |
David Wallace-Wells - Die unbewohnbare Erde - Leben nach der Erderwärmung -The Uninhabitable Earth. Life After Warming