Wilfried WieckLiebe Mutter, du tust mir nicht gutSöhne schreiben an ihre Mutter
Meine
Tochter und ich. |
1998 175 Seiten
Wikipedia.Autor
*1938 detopia: |
Inhalt Einleitung: Mythos Mutterliebe (9)
1998
im Kröning Verlag Berlin
Was denken Männer über ihre Mutter, wenn sie wirklich ehrlich sind? Wenig Gutes! Wilfried Wieck, Psychologe in Berlin, hat eine Reihe von Männern aufschreiben lassen, was sie ihren Müttern gerne sagen würden: Was sie falsch gemacht haben, womit sie ihre Söhne verletzten, was sie anders hätten machen können. Ein provokantes Buch, anregend, überzeichnend, Widerspruch fordernd — eindrückliche Dokumente gescheiterter Liebesbeziehungen. Dr. Wilfried Wieck ist Psychologe und Autor in Berlin. Seine Bücher Männer lassen lieben und Wenn Männer lieben lernen waren monatelang auf den Bestsellerlisten und machten ihn einem breiten Publikum bekannt.
Die Briefe sind gruppiert nach wesentlichen Aspekten, welche die Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen problematisieren. Natürlich enthalten die meisten Briefe mehrere Aspekte, doch im Interesse unserer Leser und Leserinnen wollte ich eine gewisse inhaltliche Gliederung anbieten. Die einzelnen Briefe sind bewusst nicht kommentiert und selbstverständlich nicht zensiert. Der Umfang des Buches hat mich lediglich gezwungen, einige Briefe zu kürzen. Dabei habe ich darauf geachtet, dass der Inhalt nicht verfälscht wird. Auslassungen sind mit drei Punkten ... gekennzeichnet. Ein Teil der Männer veröffentlicht unter Pseudonym, andere gehen mit ihrem eigenen Namen an die Öffentlichkeit. Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung beziehungsweise die Erfahrungen des Verfassers dar. Sie wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt überprüft. Sie bieten jedoch keinesfalls Ersatz für kompetenten ärztlichen oder therapeutischen Rat. Daher erfolgen Angaben in diesem Buch ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie des Verlages oder des Autors. Eine Haftung des Verlages oder des Autors für etwaige Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ist ausgeschlossen, es sei denn im Falle grober Fahrlässigkeit. (Wilfried Wieck)
Engagierter Versuch 28.9.2002 Von rkling-hammer Dieses Buch ist schon verblüffend. Auf der einen Seite ist schockierend, welch schreckliche Beziehungsmuster manche Männer ihr Leben lang begleiten. Auf der andere Seite ist es aber vor allem erschütternd, wie wenig es vielen der Interviewten gelingt, sich von früheren Traumata zu lösen. Störend empfinde ich, dass der Autor dem ganzen Buch durch Kommentierungen einen verstärkenden Impuls gibt, der mir zeigt, dass er das Verhältnis zu seiner Mutter am wenigsten aller Berichtenden geklärt hat. # |
Erst bekam ich Schläge, dann hast du geweint Joachim (15)
Ich besuche dich nicht, weil ich nicht weiß, was ich dort soll Sven (23)
Ich habe immer alles für dich getan (25)
Wenn Mütter grenzenlos lieben (51)
Die Angst vor dem erwachsenen Sohn (109)
Die zärtliche Gewalt (139)
Ein wichtiges Männerbuch 29.1.2007 Von Holger aus Petershagen Männer zeigen Gefühle und sprechen sie hier endlich aus: es geht um das Leiden an der eigenen Mutter, um das Eingestehen von Wut und Trauer über den (nicht nur körperlichen, sondern gerade psychischen) Missbrauch durch die eigene Mutter, um die enttäuschte Liebe des kleinen Jungen, und um Verletzungen, die so viele von uns Männern bis heute (unbewusst) quälen. Dieses Buch zeigt keine Lösungen auf, bietet keine Therapien an; es stellt einfach die Auseinandersetzung gestandener Männer mit ihrer Mutter in Briefform dar, ungefiltert, ungeschönt und sehr offen. Und als solches bilden diese Briefe für mich einen wichtigen Teilaspekt im seelischen Entwicklungsprozess des Mannes, der anfängt, sich mit seinen verletzten Gefühlen ernsthaft auseinander zusetzen und die alte verdrängte Wut, Angst und Ohnmacht gegenüber der Mutter (bzw. den Eltern) endlich zuzulassen und anzuschauen. Ich lege dieses Buch jedem Mann ans Herz, der sich ehrlich mit den Verletzungen seiner Kindheit auseinandersetzen möchte, um frei für sich und seine Partnerin zu werden. # |
|
Ach
wehe, meine Mutter reißt mich ein.
Sie
reißt mich ein, indem sie kommt und schaut.
Die
Vögel fliegen leichter um mich her.
Von
ihr zu mir war nie ein warmer Wind. Rainer Maria Rilke: Gedichte 1910-1926 |
Aus Wikipedia-2019
1983 beginnt Wieck die patriarchatskritische Männerarbeit zu entwickeln. Zu diesem Thema sind von ihm zahlreiche Bücher erschienen. Davon wurde "Männer lassen lieben" in mehrere Sprachen übersetzt u. a. auf Polnisch, Italienisch, Niederländisch, Japanisch und Finnisch. Eine der Kernthesen des Buches ist, dass im Patriarchat Männer wichtige emotionale Beziehungs- und Gefühlsarbeit an Frauen delegieren. Dadurch würden sie sich der eigenen menschlichen Weiterentwicklung entziehen oder sie sogar aktiv verweigern, was ihre Bindungs-, Beziehungs- und Liebesfähigkeit häufig enorm einschränkt. Gleichzeitig versäumten sie durch diese Haltung die Auseinandersetzung mit Defiziten und Verletzungen aus der Kindheit.
Die traditionelle Erziehung führe dazu, dass Weiblichkeit durch Nähe und Bindungsfähigkeit definiert wird, während Männer sich durch Distanz und Trennungsfähigkeit als männlich erleben. Weil Frauen darauf vorbereitet seien, diese emotionalen Defizite auszugleichen, führe das nicht nur zu der irrigen Annahme, dass Männer weniger bedürftig seien als Frauen, sondern auch zur Abwertung weiblicher Fähigkeiten und Werte.
Hierin wurzeln zahlreiche Konflikte in Paarbeziehungen bezüglich der Bedürfnisse nach Nähe und Distanz, Abhängigkeit und Unabhängigkeit. In Konfliktsituationen griffen Männer häufig auf die in ihrer eigenen Kindheit erfahrene Gewalt zurück oder verfallen in Schweigen, also eine Strategie des emotionalen Rückzugs, die bestehenden Probleme ungelöst zu lassen. Die Lösung werde den Frauen überlassen, die sich immer wieder den Männern zuwenden und für diese die mühsame Gefühlsarbeit übernehmen sollen. Besonders fatal sei die direkte Übertragung dieser Rollenvorbilder auf Kinder, denen dadurch gleichzeitig der Vater zu weit entfernt und abwesend, und denen die Mutter zu nah und überbeschützend vorkomme.
Es sei diese oft hingenommene Rolle der Mutter, die stellvertretend für den Vater das Kind tröstet oder die Ausbrüche des Vaters zu erklären oder zu entschuldigen Versuche, was in Wiecks Augen die Frauen ebenfalls zu Täterinnen werden lasse. Indem sie dem Mann beständig seine eigene emotionale Arbeit abnehme oder sein gewalttätiges Verhalten hinnehme, paktiere sie heimlich mit dem Patriarchen und stütze dieses System auf andere, aber ebenso wirkungsvolle Art wie die Männer. Die Frau werde durch ihre selbst verleugnende Haltung zur Mit-Täterin. Das patriarchale Arrangement der Geschlechter werde so zu einer Quelle von Frustration und Gewalt, welche sowohl in den privaten Beziehungen als auch innerhalb gesellschaftlicher Strukturen zu Leid und Zerstörung führe. Veränderung sei nur möglich, wenn zahlreiche Männer und Frauen bereit sind, ihre traditionell angeeigneten Rollenmuster zu hinterfragen, soziale Zwänge abzulegen, Neues auszuprobieren und an umfassenden Wachstumsprozessen gemeinsam interessiert sind.