Rudolf
Bahro,
|
1995 266 Seiten detopia |
Inhalt Vorwort von Maik Hosang (7-8)
I. Geistige Suche Bahro: Axiome eines Rettungsweges (9) Biedenkopf: Zukunftsinteressen (30) Göttner-Abendroth: Matriarchale Spiritualität... (37) Bahro: Geistige Voraussetzungen (42) Galtung: Credo quia absurdum (56) Bahro: Kommune wagen (67) Ferst: Neue Lebensformen (75) Bahro: Horde, Stamm und Staat (81) Werlhof: Subsistenz (108) Bahro: Ecksteine für ein neues Gemeinwesen (135) Bahro: Gründungen - Vision und Eros (145) Bach: Heimkehr des Eros zu den Göttern (146) Sölle: Träume als Eros (160) Kroll-Schlüter: Der Mensch - Geschöpf Gottes (166) |
II. Die Praxis Biedenkopf + Bahro: Gespräch (168) Bahro: Kommunitäre Subsistenzwirtschaft (173) Hosang: Menschen, Lieder und »Wettstreit der Ethik« (188) »Neue Lebensformen e.V.«: Vision und Verfassung (191) »Neue Lebensformen e.V.«: Bilanz und Konzept (192) Bahro: Brief an Biedenkopf (200) Winterfeld: Zur Lebensgemeinschaft Pommritz (205) III. Erinnerungen
Hosang:
Neue Politeia? (229) Die Autoren (265) |
Bleibt
mir der Erde
Friedrich Nietzsche
Gestaltung: TRIALON, Berlin Herstellung: Satzzeichen, Berlin
Titelfoto:
Rückseite: Nach seiner Ankunft im Westen 1979. |
Für meinen Lehrer und Freund Rudolf Bahro zum Anlaß seines 60. Geburtstages einige Worte zu sagen, ist mir eine innere Freude. Doch sowenig genau ich weiß, welche vorher verborgenen Seiten er in mir sich entfalten half, sowenig sicher ist zu sagen, welche Wirkungen sein ungebrochener Mut zur Wahrheit in dieser Welt bewirkte.
Seit seinem ersten Hervortreten als Chefredakteur des zu seiner Zeit in seiner Welt außergewöhnlichen »Forum«, für dessen mutigen Ton er die erste Reaktion auszuhalten hatte, blieb er sich treu. Treu jenem seltenen Charakter, dessen Begabung nicht nur die alle Denkgewohnheiten hinterfragende geistige Suche und Besinnung nach dem Wesen des Menschlichen ist, sondern der diese zuinnerst verbindet mit dem praktischen Engagement in der gegebenen Welt.
Seiner Zeit immer um einiges voraus, in der »Alternative« für einen wirklichen Sozialismus wie in der »Logik der Rettung« für eine zuinnerst ökologische Welt, stieß er immer wieder auf die Trägheitskräfte dieser Welten, die sich dem Anspruch der Wahrheit verweigern, da er ihre momentanen Besitz-, Macht- oder Statusinteressen in Frage stellt.
Die Suche und Geltendmachung der Wahrheit stand ihm stets höher als Parteienspiele. Da er kein Tabu unhinterfragt ließ, wählten Linke wie Rechte ihn zum Feindbild. Seine Erinnerung, daß der »Widerstand gegen das den Menschen aushöhlende Industriesystem aus innersten menschlichen Schichten aufsteigt, daß insofern eine Ähnlichkeit der heutigen grünen mit der einstigen braunen Bewegung zu verzeichnen ist und dies zu wissen wichtig ist, um diesmal vernünftiger mit diesem emotionalen Potential umzugehen«, ließ ihn zum Buhmann werden für all jene, die genau diese Seiten in sich verdrängen und auf die alte Weise ihre unbewußten Machtdränge anderen überstülpen.
Seine Mahnung, daß es, um den letztdenkbaren Überlebensausweg einer Ökodiktatur zu vermeiden, notwendig ist, möglichst bald vernünftige ökologische Wandlungen in Gang zu setzen, wurde ebenso mißdeutet von jenen, denen ihre Partialinteressen noch immer wichtiger als die der Menschheit insgesamt sind.
Seine intuitiv bereits vor Jahren ausgesprochene Prognose, daß wir wohlständigen Mitteleuropäer, wenn wir wirklich menschlich überleben wollen, zu etwa einem Zehntel der gegenwärtigen Stoff- und Energieverbräuche zurückkehren müssen, wird inzwischen von der Studie »Zukunftsfähiges Deutschland« mit objektiven Rechnungen bestätigt.
Wer selbst ein freier Geist ist, kann andere dieser Qualität verstehen und als Freund in letztlich gemeinsamem Ringen anerkennen. Wie sein Liebling Hölderlin einst formulierte, besteht die Hoffnung des Menschengeschlechts darin, daß genug solcher weltumspannender Geister einander als wesentlich erkennen und so sich ergänzend dem Geist des Ganzen eine neue Chance geben. Solche Menschen, die Rudolf Bahros Wahrhaftigkeit verstehen, die seine wie er ihre geistigen Anregungen schätzen konnten, sind mit für sein Werk wichtigen Beiträgen in diesem Buch vertreten.
Die Texte sind eine Auswahl, die weniger die Widersprüche der Gegenwart als die Vorausgedanken möglicher Zukunft dokumentieren soll.
Im Mittelpunkt steht ein besonderes Thema: die Frage und die geistige wie praktische Suche nach Antworten, wie wir als Menschen auch zukünftig auf dieser Erde leben könnten.
Dabei geht es um das Ganze, entsprechend weit auch die Spannweite der Antwortversuche: Vom dem nüchternen ökonomisch-ökologischen Kalkül, über die andere, in Größenordnung wie Lebenslust menschlichere soziale Struktur, bis hin zur notwendigen Rückbindung allen menschlichen Geschehens und Tuns an den Ursprung, an das Geistige oder Göttliche.
Maik Hosang, im Juni 1995
#