Lloyd V. Berkner

Geophysiker


Der Einfluss von Chemikalien
auf die Weltsauerstoffproduktion
1966 in einem Artikel (siehe unten)

wikipedia Berkner  *1905
in Wisconsin bis 1967 (62)

dnb Person   

qwant Autor


detopia 

Ökobuch   Klimabuch

B.htm   Sterbejahr


Carson-1962

Taylor-1970  

Brandenburg-1999

 

aus wikipedia-2023-Berkner

  • Berkner (Lloyd Viel) war ein US-amerikanischer Physiker und Initiator des Internationalen Geophysikalischen Jahres.

  • Er entwickelte eine neuartige Ionosonde, die heute noch als Standard-Gerät zur Messung der Dichte und Höhe der Ionosphäre verwendet wird.

  • 1959 wurde er Direktor des Green-Bank-Observatoriums.

  • Nach Berkner benannt:
    die antarktische Berkner-Insel,  die nordwestlich davon gelegene, untermeerische Berkner-Bank, der Berkner-Krater auf der Mondrückseite.

  • 1941 wurde er Fellow der <American Physical Society>

  • 1948 Mitglied der <National Academy of Sciences>.

  • Seit 1956 war er Mitglied der <American Academy of Arts and Sciences> und der <American Philosophical Society>

  • Schriften:  1960: Manual on rockets and satellites.  #  1961: Science in space. # und mehr


aus wikipedia  Sauerstoffkreislauf  2024

"Das winzige marine Cyanobakterium Prochlorococcus wird zum Beispiel
für mehr als die Hälfte der Photosynthese des offenen Ozeans verantwortlich gemacht.
Es wurde erst 1986 entdeckt."

 

Einige Hinweise auf Begriffe im folgenden Text von 1970

wikipedia  Phytoplankton    wikipedia  Diatomeen / Kieselalgen  

   wikipedia  Herbizid    wikipedia  DDT / Insektizid  

  goog  Charles+Wurster+Jr  (1930-2023, 93)    wikipedia  Torrey_Canyon (1967 Tankerunglück vor England) 

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aus  Taylor-1970  (Seite 134-138, Kapitel 5)

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Dr. Lloyd Berkner war ein Wissenschaftler von außerordentlich breit gestreuten Interessen und Fähigkeiten. Ursprünglich Radaringenieur, interessierte er sich für den Erdmagnetismus und für Geophysik. Eine Zeitlang war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beratungsgremiums des amerikanischen Präsidenten sowie des Internationalen Wissenschaftlichen Planungskomitees. Er wurde mit Auszeichnungen und wissen­schaft­lichen Ehr­ungen aus England, Schweden, Italien und anderen Ländern der ganzen Welt überschüttet. Als er 1967 starb, war er Präsident des <Graduate Research Center> von South West.

Er ist sicher nicht der Mann, der Sensations­geschichten verbreitet, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Bereits 1966, wenige Monate vor seinem Tod, schrieb er einen Artikel für das <Population Reference Bureau>, wo er darauf hinweist, daß der Sauerstoff­vorrat unserer Welt im wesentlichen von den Diatomeen geliefert wird.  [...] Der Sauerstoffvorrat der Erde wäre innerhalb von 2000 Jahren verbraucht, wenn er nicht durch die Photosynthese der Pflanzen wieder nachgeliefert würde, bei der Sauerstoff als Nebenprodukt entsteht. [...] 70 Prozent des auf diese Weise entstandenen Sauerstoffs stammen von den Diatomeen und nur 30 Prozent von der Land­vegetation. 

»Sollten durch unsere Schädlingsbekämpfungsmittel die Diatomeen teilweise ausgerottet werden oder sollten Mutanten entstehen, die bezüglich der Sauer­stoff­produktion weniger aktiv sind, so könnten wir an unserem selbstverschuldeten Sauerstoffmangel zugrunde gehen.« 

[...]  Bekannt ist ferner, daß Herbizide sehr wohl in der Lage sind, auch das Photoplankton zu vernichten. Eine Überschlagsrechnung macht klar, daß drei Tankerkatastrophen von der Größenordnung der Torrey Canyon genau die oben geschilderte ökologische Katastrophe verursachen würden, wären sie mit Herbiziden beladen. Aus Sicherheitsgründen verschifft man heute Herbizide nicht in größerem Maßstab; beträchtliche Mengen wurden allerdings nach Vietnam gebracht, um den Dschungel zu entlauben. 

Wenn Ende dieses Jahrhunderts ganz verschiedene Wege beschritten werden müssen, um die Ernährung auf der ganzen Erde zu gewährleisten, so ist es sehr wahrscheinlich, daß auch größere Mengen von Pflanzengiften per Schiff transportiert werden. Im Falle eines Krieges würde beides, der Transport der Giftstoffe und die Bemühungen der Gegenseite, die Transportschiffe zu versenken, ein ungeheures Risiko bedeuten.

Es waren jedoch nicht nur die möglichen Gefahren der Herbizide, vor denen Berkner so eindringlich warnte; er dachte vor allem an Schädlings­bekämpfungs­mittel wie das bekannte DDT. Genau zwei Jahre nach seinem [Berkners] Tod fand Charles Wurster Jr. [1969] von der New-York-Universität in Stony Brook, daß DDT tatsächlich die Photosynthese von Plankton beeinträchtigt.  

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Sauerstoff wird von uns heute in unvorstellbar großen Mengen vernichtet wie nie zuvor. Jedes Auto, jedes Motorboot, jeder Schneepflug und nicht zuletzt jedes Flugzeug verbrauchen Sauerstoff in immer größeren Mengen. Eine Verkehrsmaschine mit Düsenantrieb vom Typ Boeing 707 verbrennt bei jeder Atlantiküberquerung 35 Tonnen Sauerstoff; und auf der ganzen Welt sind immerhin 3000 Düsenmaschinen gleichzeitig in der Luft. Das bedeutet einen Sauerstoffverlust von 16 Millionen Tonnen pro Jahr, wobei man im Auge behalten muß, daß der Luftverkehr laufend zunimmt. Der neue Typ 737 braucht bereits 1,5mal soviel Sauerstoff.

Bis zum Jahre 2000 wird der Sauerstoffbedarf für Flugzeuge allein auf das Zehnfache ansteigen. Dazu kommt natürlich noch der Sauerstoffverbrauch der Industrie, aber auch jeder brennende Müllhaufen und jeder Waldbrand zehrt an unserem Sauerstoffvorrat. Das natürliche Gleichgewicht hat sich so eingependelt, daß die Sauerstoffbedürfnisse von Tieren und Pflanzen befriedigt werden können, nicht aber die geschilderten Mehrbelastungen.

Gleichzeitig roden wir riesige Wälder, die für die Lieferung des auf dem Festland produzierten Sauerstoffs so wichtig sind, und ersetzen sie durch Gras und Getreide, die wesentlich weniger Sauerstoff liefern, oder wir überziehen die Erde gar mit Beton oder Asphalt. Man weiß, daß Amerika nur 60 Prozent seines Sauerstoffbedarfs im Lande selbst regeneriert. Für England müssen diese Zahlen noch weit niedriger liegen, das heißt, sie sind weitgehend auf den von Plankton gebildeten Sauerstoff angewiesen. 

In den Großstädten ist der Sauerstoffverbrauch so viel höher, daß man tatsächlich einen verminderten Sauerstoffgehalt der Luft feststellen kann. In Los Angeles liegt der Sauerstoffgehalt etwa 6% unter dem Durchschnittswert der Umgebung. Ganz abgesehen von den langfristigen Auswirkungen bedeutet das eine ungeheure Belastung nicht nur für Kinder, sondern für alle, die an irgendwelchen Erkrankungen der Atemwege leiden oder deren Kreis­lauf nicht ganz in Ordnung ist. In anderen hochindustrialisierten Ländern, vor allem in Japan, ist die Situation ganz ähnlich. 

Dr. Lovelock - ein Berater der englischen Raumfahrtbehörde - hat ausgerechnet, daß die Verbrennung der aus Fossilien entstandenen Kohle sowie des Erdöls bereits 15 Prozent des auf biologischem Wege regenerierten Sauerstoffs ausmachen. Legt man die heutigen Zuwachsraten der Industrieanlagen zugrunde, so muß man in den nächsten drei bis vier Jahrzehnten mit einer Abnahme des Sauerstoffgehalts der Luft rechnen, die im wesent­lichen auf die Verbrennung von Kohle und Erdöl zurückzuführen ist.

Es ist keineswegs so sicher, daß unsere Umwelt unseren Bedürfnissen entsprechend erhalten werden kann, wenn so grundlegende Störungen des Gleich­gewichts vorgenommen werden. Außerdem ist Sauerstoff nur einer der verschiedenen Bestandteile unserer Atmosphäre, der durch das ungeheure Ausmaß der Industrialisierung beeinflußt wird.

Sauerstoff hält man für eine so selbstverständliche Sache, daß wir keinen Gedanken daran verschwenden, uns klarzumachen, daß wir seine Existenz nur einem geringen Ungleichgewicht zwischen dem von den Pflanzen neu produzierten und dem durch Oxydationsprozesse verbrauchten Sauerstoff verdanken. Francis Johnson hat ausgerechnet, daß diese geringe Differenz nur ein Zehntausendstel der gesamten Sauerstoffmenge ausmacht. Schon eine geringe Störung dieses Gleichgewichts kann zu einer Katastrophe führen. Er weist noch auf einen anderen Punkt hin: »Ausschlaggebend für das Sauerstoffgleichgewicht sind möglicherweise auch bestimmte sauerstoffarme Areale auf dem Meeresgrund sowie einige Sumpfgebiete. Diese Gebiete sind ebenfalls durch die Umweltvergiftung gefährdet. Es ist für die Zukunft der Menschheit lebenswichtig, auch diese Gebiete zu schützen und zu erhalten.«

Im Jahre 2000 wird sich der Verkehr in der Luft, auf dem Wasser und zu Lande zumindest vervierfacht haben, ganz abgesehen von weiteren, noch nicht kalkulierbaren Veränderungen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß wir auf diese Weise die untere Grenze der zur Erhaltung des Lebens notwendigen Sauer­stoff­konzentration erreichen. Unter diesen Umständen bedeutet die Vergiftung von Plankton durch Insektizide und Herbizide, daß die Mensch­heit den letzten Schnaufer noch etwas früher tun wird.

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Wäre schließlich alles Leben zugrunde gegangen, so würde der noch vorhandene Sauerstoff weiter abnehmen, da er sich in nichtbiologischen Reaktionen mit Stickstoff zu Stickoxyden und Nitraten sowie mit Methan und Sumpfgasen verbinden würde; Felsen und Steine würden Sauerstoff ebenfalls in Form von Oxyden binden. »Der Sauerstoffgehalt würde sich wahrscheinlich wieder auf einem außerordentlich niedrigen Niveau einpegeln, und zwar entsprechend dem Gleichgewicht zwischen Produktion durch Zersetzung von Wasser, durch Licht und Wärmeeinwirkung und den oben geschilderten sauer­stoff­verbrauchenden Reaktionen.« Auf diese Weise würde sich die Erdatmosphäre wieder in eine Art Uratmosphäre zurückverwandeln, wo Leben, das auf Sauerstoff angewiesen ist, nicht existieren kann. Eine Neubesiedlung der Erde wäre nur über den gleichen langen Marsch möglich, auf dem Leben schon einmal entstand.

Das alles lehrt uns, daß Leben die Umwelt erhält, deren es zu seiner Existenz bedarf. Jede künstliche Veränderung dieser Umwelt verschlechtert zwangsläufig unsere Lebensbedingungen. Das ist eine der Tatsachen, die man nicht oft genug wiederholen kann.

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Berkner weist in seiner Veröffentlichung mit dem Titel: <Truth and Consequences in a New Era> (Wahrheiten und ihre Folgen in einer neuen Ära) darauf hin, daß dieses Problem der Umweltverschmutzung nur ein Beispiel im Zusammenhang mit der Bevölkerungsexplosion ist, die schließlich zu einer totalen <Vergiftung> unserer Zivilisation führen könnte.

Weiterhin ist er der Ansicht, daß auch der Ausdehnung der zur Nahrungs­produktion genutzten Flächen Einhalt geboten werden muß, da tiefgreifende ökologische Schäden die beabsichtigte Wirkung, nämlich die Ernährung der Menschheit zu sichern, verhindern.  Mit diesem Teilproblem werde ich mich in einem anderen Kapitel gründlicher auseinandersetzen.

Vorerst möchte ich Berkners Schlußfolgerungen zitieren, wonach die Menschheit ihre überkommenen Vorstellungen und Gewohnheiten kaum ändert, es sei denn, man übt unwiderstehlichen Zwang aus: »Ich fürchte, daß der einzige wirksame Zwang Hunger, Krankheit, Brutalität und Tod sein wird. Wenn das alles über uns kommt, dann kann man von der Endzeit­katastrophe sprechen.«

Das Problem unserer Umweltvergiftung, vor der Berkner uns zu warnen versucht, bedarf einer detaillierten Untersuchung. Zunehmende Bedeutung gewinnt dieses Problem, da immer neue Arten der Verschmutzung auftreten, die zweifellos noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts zu schwerwiegenden Störungen führen werden. Doch möchte ich Sie im voraus warnen: Es ist eine horror-story!

134-138

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Lloyd Viel Berkner, * 1905 in Wisconsin