Gordon Rattray Taylor
Das
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1970 (*1911) 354/378 Seiten detopia: |
Inhalt
Register (374-378)
Quellen-nachweis (355)
Herstellung: Mühlberger, Augsburg, 1971
Für Rodney und Betty
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1 Die Mikrobe Mensch (9) Kassandrarufe - Raumschiff Erde - Superverschmutzung - Viele Leute, große Sorgen - Ein Pyrrhussieg 2 Globale Technik (26) Wasserwirtschaft — Die Erdbebenmacher — Atomare Landschaftsgärtner — Gehen wir Eiskappen schmelzen am Pol — Laßt doch diesen Baum stehen 3 Eiszeit oder Hitzetod? (60) Es wird kälter — Zunehmend bewölkt — Klima-Umschwung — Hitzetod 4 Die Natur schlägt zurück (87) Bevölkerungsexplosionen - Schädlingsbekämpfung - Aussterbende Tiere - Künstliche Seen: Wohltat oder Plage? - Die großen Kreisläufe - Landwirtschaft im Nitratrausch - Gefährliche Gase 5 Der letzte Schnaufer (117) Die Dornenkrone — Die rote Flut — Der endgültige Untergang — Ein Hauch von Öl — Die Sauerstoffkrise 6 Täglich neue Umweltgifte (139) Auch Asbest verseucht unsere Umwelt — Neues von der DDT-Front — DDT: Sex und Krebs — Biologische Kontrollen — Sag mir, wo die Adler sind 7 Bitte nur ausatmen! (168) Blei bedroht uns — Unser täglich Blei — Das tödlichste Metall — Ein kurzes, aber fröhliches Leben 8 Der fünfte Faktor (194) Wohin mit dem Abfall? — Krypton und Tritium — Gibt es überhaupt eine ungefährliche Dosis? — Biologische Anreicherung — Wieviel Radioaktivität verträgt der Mensch? — Krebs und zulässige Strahlendosis — Risiken durch Unfälle — Sand in die Augen gestreut — Schlußfolgerungen 9 Explodiert die Menschheit? (231) Die Energielücke - Hunger oder Überfluß? - Bevölkerungsprognosen? - Auf Proteine kommt es an - Bodenerosion - Die nächstliegenden Probleme 10 Wann kommt das große Sterben? (263) Überfüllte Wohngebiete - In den Großstädten - Überbevölkerungsprobleme im Tierreich - Vorstädte verdrängen die Natur - Optimale Bevölkerungsdichte 11 Laßt die Erde ganz! (294) Internationale Umweltbeobachtung und globale Umweltplanung? — Was kann der einzelne tun? — Wir zahlen bereits die Zeche — Worauf niemand achtet 12. Alptraum Technik (323) In den Fängen der Technik — Profit auf Kosten der Allgemeinheit — Bankrott der freien Marktwirtschaft — In der Tretmühle der Technik — Die Anwälte der Technik — Die Liebe zur Natur — Die dreifache Krise |
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Leseberichte
2007 Von Bianca W. aus Berlin (Amazon) Schockierende Nachrichten über Giftskandale, Müllprobleme, Überbevölkerung und Unterernährung, zivile Waldrodung und militärische Entlaubungsaktionen, Luft- und Wasserverschmutzung - gehören seit Jahren ebenso zum täglichen Informationsangebot wie beschwichtigende Stellungnahmen von Interessenvertretern und Politikern. In welch erschreckendem Ausmaß diese Beschwichtigungen auf manipuliertem Material beruhen, zeigt dieses Buch, in dem der Autor auch kausale Zusammenhänge anscheinend unabhängiger Einzelmeldungen darstellt. Er demonstriert, wie verletzlich die Strukturen der belebten und unbelebten Natur sind und welcher Anstrengungen es bedarf, wenigstens den gegenwärtigen Stand zu konservieren.
2008 Von Hans J. aus Roßdorf (Amazon) Schon das Buch ist erschreckend. Viel erschreckender ist jedoch, dass die Menschheit nichts dazu gelernt hat. Beruhigend ist, dass es egal ist, denn der Planet wird sich eines Tages sowieso für eine Hyperraum-Umgehungs-Strasse gesprengt (und niemand wird irgend etwas vermissen müssen). Der Autor zeigt in einer sehr umfassenden Chronologie alle Irrsinnstaten unserer Zivilisation und die Auswirkungen auf Klima und Ethik. Natürlich ohne dass das jemanden wirklich interessiert. Alles, was wir heute kennen (Energieknappheit, verendende Rohstoffe, Klimaerwärmung, Überbevölkerung, Öl-Katastrophen, Technik-Hörigkeit, Globalisierung, etc.) war schon 1970 bekannt. Die Wissenschaft ist sich einig, dass dieser Zeitraum gereicht hätte, noch etwas zu ändern. Niemand hat etwas geändert - und niemand wird etwas ändern. Das ist das wirklich Erschreckende an dem Buch. Die wenigen die mitdenken, bewirken nichts; die wenigen die Handeln werden als Spinner eingeordnet. Das Einzige, was an den Prognosen des Buches offenbar nicht stimmt, ist der zu kurze Betrachtungszeitraum des Kollapses. Die Welt lebt immer noch.
Aber eines wird deutlich: Genauso, wie jeder Raucher mehrfach am Tag
seinen Selbstmordversuch hinlegt, genauso tun wir es alle, die wir
konsumieren, Energie verbrauchen, Licht und Lärm erzeugen, Rohstoffe
vergeuden, blind sind. |
cover 17/71
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Spiegel 19.04.1971 (17)1971 Bernhard Grzimek über G. R. Taylor: Das Selbstmordprogramm https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43278825.html IST ES BEREITS ZU SPÄT?
# Als ich 1953 In meinem Buch "Kein Platz für wilde Tiere" behauptete, die Menschenvermehrung würde auf diesem Erdball sehr bald keinen Raum mehr für anderes Leben übriglassen, erregte das damals erbitterten Widerspruch. Gestützt auf Veröffentlichungen der Statistiker, hatte ich angenommen, daß wir noch in diesem Jahrhundert fünf Milliarden Menschen auf der Erde haben würden. Heute wissen wir: Man hat sich damals getäuscht -- schon 1975 werden wir die vierte Milliarde erreicht haben, die fünfte 1985, und um das Jahr 2000 werden wir sieben Milliarden Erdenbürger zählen. Und soeben erschien im Goverts-Verlag ein Buch mit dem Titel "Kein Platz für Menschen" von Don Widener.
G. R. Taylors neues Buch war in England und Amerika ein Bestseller und ist es nun auch bei uns. Bücher dieser Art haben dazu geführt, daß der amerikanische Kongreß jüngst die Entwicklung von Überschall-Verkehrsflugzeugen jäh gestoppt hat. In Europa, besonders aber in der Bundesrepublik, liegen wir, verglichen mit den USA, jedoch noch in tiefem Schlaf. Die Frage, so Taylor, aber lautet bereits heute nicht mehr: "Können wir mit den Problemen fertig werden?", sondern: "Können wir in der Zeit, die uns noch zur Verfügung steht, damit fertig werden? Oder ist es bereits zu spät?" Oder wird, wenn wir überleben, diese Art Leben noch lohnend sein? Deshalb sollten unsere Politiker und Wirtschaftsplaner gezwungen sein, Taylors Buch sofort sehr gründlich zu studieren. Sie werden eine Menge Daten und Fakten darin finden, die sie nachdenklich machen, und noch mehr, die ihnen den Schlaf rauben sollten. Ich greife aus Taylors Angaben, die alle auf neueren wissenschaftlichen Publikationen beruhen, nur wenige heraus: Neue Staubecken führen nicht selten zu Erdbeben. Der Druck von 80 Millionen Kubikmetern Wasser des Koyna-Staubeckens in Indien reichte aus, um das Gleichgewicht in der oberen Erdkruste zu stören. 1967 wurde bei und nach der Auffüllung ganz Indien von Erdbeben heimgesucht, die Hunderte von Menschenleben forderten und sich seitdem wiederholt haben. Der vielgerühmte Assuan-Damm in Oberägypten führt zu einer ungeheuren Verbreitung der Bilharziose-Verseuchung in Unterägypten, zum Zusammenbruch der Sardinenfischerei im Mittelmeer, das Ausbleiben des Nilschlamms zum Zwang, künstliche Düngemittel im unteren Niltal anzuwenden, zur Versalzung des Nildeltas. Taylor: "Die großen Dämme verdanken ihr Entstehen allzuoft einem übertriebenen technologischen Optimismus sowie dem Gefühl, daß die gigantischen Bauwerke nationales Prestige verleihen." Und weiter: Radioaktivität kann heute bereits in jeder Wasserprobe nachgewiesen werden, ganz gleich, welchem Ort der Erde sie entnommen wurde. Die US-Atomenergie-Kommission hat vor einiger Zeit Stahldosen im Atlantik versenkt, die mit einem Gemisch aus Zement und hochgiftigem radioaktiven Abfall gefüllt waren. Erst kürzlich wurde dieser Testmüll nur 300 Kilometer vor der Küste Spaniens und Portugals wiedergefunden. Über die horizontalen Verschiebungen der Wassermassen ist wenig bekannt. Kaum bekannt auch war bisher, daß Stahltrommeln mit giftigem Laborgeräte-Abfall, die im Atlantik versenkt wurden, später an der Küste von Oregon wiedergefunden wurden. Wie sie in den Pazifik gelangt sind, bleibt ein quälendes Geheimnis. Die internationale Kommission für Strahlenschutz stellt in ihrem Bericht fest, daß die zulässige Strahlenbelastung zusammen mit medizinischen Strahlungsdosen zwar eine "beträchtliche Belastung der Gesellschaft darstellen, daß aber die daraus resultierenden genetischen Schäden im Hinblick auf die Segnungen für den Menschen gerechtfertigt scheinen". In den USA und wohl in den meisten anderen Ländern wurde die zu duldende Bestrahlungsmenge auf 0,17 rad festgesetzt. Man gibt zu, daß Leute, die beruflich mit diesen Dingen zu tun haben, das Hundertfache der vertretbaren Strahlendosis abbekommen. Auch die In der Nähe von Atomreaktoren arbeitenden Menschen müssen sich damit abfinden, zehnmal mehr radioaktiver Strahlung ausgesetzt zu sein. Sie kann natürlich durch Atomkraftwerk-Explosionen, Niederdrücken des Rauches aus Schornsteine, Bersten der Behälter mit "unschädlich" gemachtem Atommüll infolge von Erdbeben usw. jäh erhöht werden. Aber selbst die "zulässige" Strahlendosis von 0,17 rad bedeutet bei gleichmäßiger Bestrahlung aller Menschen, wie Taylor mitteilt, schon jetzt eine Zunahme der Krebs- und Leukämiekranken um 16000 in den USA und um 4400 in England. Diese Todesurteile werden von einer anonymen Behörde ohne Befragung der ahnungslosen Betroffenen stillschweigend verhängt. Zur Zeit gewinnen wir fast 7000 Megawatt aus Atomkraftwerken, aber 1975 werden es 140.000 Megawatt sein, in 30 Jahren drei bis vier Millionen. In gleichem Ausmaß steigt der radioaktive Abfall ins Ungeheure. Siebzig Prozent des Sauerstoff-Vorrats der Erde wird von Diatomeen - kleinen, im Meer frei umhertreibenden Pflanzen - geliefert, die zugleich die wichtigste Nahrungsquelle der meisten Fische sind. Diese Kleinlebewesen werden aber immer mehr von DDT und anderen Schädlingsbekämpfungs-Chemikalien sowie von Ölverschmutzung geschädigt. Unsere Autos verbrauchen Sauerstoff in immer größeren Mengen. Eine Boeing 707 verbrennt bei der Atlantiküberquerung 35 Tonnen Sauerstoff, und rund um den Erdball sind schon jetzt etwa 3000 Düsenmaschinen gleichzeitig in der Luft. Bis 2000 wird der Sauerstoffbedarf für Flugzeuge allein auf das Zehnfache ansteigen. Legt man die heutigen Zuwachsraten der Industrie zugrunde, so muß man in den nächsten drei bis vier Jahrzehnten mit einer Abnahme des Sauerstoffgehalts der Luft rechnen. Asbest und Asbeststaub (zum Beispiel vom Brems- und Kupplungsbelag der Autos) kann eines Tages, so warnt Taylor" "den Zigaretten den traurigen Ruhm, Hauptverursacher von Lungenkrebs zu sein, streitig machen". Und immer weiter: Die amerikanische Bevölkerung spaziert schon jetzt mit 20 Tonnen Blei in ihren Körpern herum. Die frühen Symptome der Bleivergiftung, die durch den Auspuff unserer Autos verursacht wird, sind Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Verstopfung. Es folgen in schwereren Fällen Koliken und Nervenentzündungen, allgemeine Schwächezustände und Gewichtsverlust. Rattenversuche ergaben bei geringer Beimischung von Blei in die Atemluft eine Verkürzung des Lebens, die bei Menschen 17 Jahre bedeuten würde. Das Schlimme ist, daß neue Erfindungen ständig bedenkenlos in die breite Produktion überführt, großartige technische Projekte verwirklicht werden, ohne daß man Biologen, Ökologen zu Rate zieht und den Einfluß solcher Innovationen auf den Gesamthaushalt der Natur untersucht. Noch Immer erklären manche Techniker und Landwirtschaftsfachleute leichtfertig, der Massenvermehrung der Menschheit sei mit weiterer Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung zu begegnen. Dabei nimmt die Fläche des bebaubaren Landes ständig ab, die Wüsten werden größer. Ehe die Menschen eingriffen, schwemmten die Flüsse jährlich 9,3 Milliarden Tonnen Erdboden ins Meer; heute sind es 24 Milliarden. Nur etwa zehn Prozent der gesamten Landfläche der Erde sind wirklich kultivierbar, weitere zehn Prozent könnten noch mit einbezogen werden, würden aber bestenfalls niedrigere Erträge zu immer höheren Preisen liefern. Wir können die Bodenerträge je Hektar nur erhöhen, indem wir Maschinen, Energie, Unmengen künstlichen Düngers einsetzen. Damit wiederum brauchen wir rasch Vorräte auf, die in Jahrmillionen der Erdgeschichte in Form von Kohle, Erdöl, radioaktivem Gestein angesammelt worden sind. Taylor: "Vorläufig ist es wahnsinniges Verhalten, die Energiereserven aufzubrauchen und auf ein technisches Wunder zu bauen, das uns vor dem Bankrott retten soll." In den USA, die uns in der Industrialisierung und der Gefährdung des Lebens von Pflanze, Tier und Mensch voraus sind, hat man seit 1965 eine Reihe von Bundesgesetzen und Bundesschutzbehörden geschaffen: unter anderem für Wasserschutz, Müllbeseitigung, Reinhaltung der Luft. Die Industrie arbeitet dort allmählich williger mit, verlangt aber gesetzliche Regelungen, damit die Betriebe, die freiwillig Luft, Wasser usw. sanieren, nicht im Wettbewerb gegenüber den Verschmutzern benachteiligt werden. Die Bevölkerung ist nicht nur an der Reinigung der Flüsse, an gesunder Atemluft und Sonnenlicht interessiert, sondern auch an der Erhaltung schöner Landschaften und Erholungsgebiete, gerade um zeitweise den Städten zu entfliehen. Hier ist es sehr schwer, sich gegen Planungen von Autobahnen, neuen Industriezweigen, Flughäfen, Militärbasen, Staudämmen durchzusetzen. Gerade deshalb verlangt der Naturschutz (der zusammen mit dem "Umweltschutz" den "Lebensschutz" ausmacht) endlich einheitliche Gesetze und zentrale Naturschutzbehörden, die von Amts wegen zu jeder dieser Planungen erst ja sagen müssen -- und das auch in der Bundesrepublik Deutschland.
DER SPIEGEL 17/1971 # Der Spiegel erlaubt den Nachdruck für private Zwecke
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