Theodor W. Adorno
Dialektik der
Aufklärung - Philosophische Fragmente - Friedrich Pollock zum
50. Geburtstag - Mit Max Horkheimer Theorie der Halbbildung Studien zum autoritäten Charakter Gesellschaftstheorie und Kulturkritik |
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Wikipedia Autor *1903 in Frankfurt bis 1969 (66, Höhenluft-Herzinfarkt)
detopia:
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https://www.denkmal-verlag.de/buch.php?id=15 https://www.bing.com/search?q=seubold+baum+wieviel "Wieviel Spaß verträgt die Kultur?" (2004) Adornos Begriff der Kulturindustrie und die gegenwärtige Spaßkultur Günter Seubold / Patrick Baum (Herausgeber) 165 Seiten broschiert, 2004, Tagung
Wieviel Spaß verträgt die Kultur?
Insgesamt stellt der Band eine gut
lesbare Aktualisierung von Adornos Kulturtheorie dar. Besonders
verdienstvoll ist das differenzierte Bild, das die Beiträge von Adornos
Einlassungen zur Kultur zeichnen. Gerade im Hinblick auf seine
filmtheoretischen Äußerungen fügen sie dem altbekannten Bild neue
Schattierungen hinzu und laden zur Adorno-Relektüre ein. |
DNB.Buch (1975, 175 Seiten):
DdA:
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Warum die Menschheit - anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten - in eine neue Art von Barbarei versinkt?
wikipedia Friedrich_Pollock *1894 in Freiburg bis 1970 dw an-seinem-50-todestag-ist-theodor-adorno-hochaktuell-wie-kommt-das 2019
aus wikipedia-2019
Adornos Motivation zur Rückkehr nach Deutschland war nach eigener Aussage subjektiv durch Heimweh und objektiv durch die Sprache bestimmt. Er war auf die deutsche Sprache angewiesen, die für ihn eine „besondere Verwandtschaft zur Philosophie“ habe. Sein Denken „ließ sich nicht von der deutschen Sprache lösen“. Als Wissenschaftler war er zurückgekommen, um an seiner Heimatuniversität an die ihm 1933 entzogene Privatdozentur für Philosophie anzuknüpfen. Er wurde aber bald als Repräsentant einer anderen Disziplin, der Soziologie, bekannt, für die er während seiner Emigrationsjahre vielfältige Qualifikationen erworben hatte. Über die frühen Erfahrungen, die Adorno im besiegten Deutschland machte, äußerte er sich einerseits sehr kritisch: Man treffe so gut wie keine Nazis, keiner wolle es gewesen sein und man habe von allem nichts gewusst, andererseits lobte er an den Studenten eine „leidenschaftliche Teilnahme“. Mit der Dichterin Marie Luise Kaschnitz schloss er Freundschaft; eine enge Zusammenarbeit entstand mit den beiden Herausgebern der Frankfurter Hefte, Walter Dirks und Eugen Kogon. + Adornos Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse und ihrer Ideologie richtet sich gegen die "verwaltete Welt"... ...ein Synonym für den nachliberalen Spätkapitalismus und die "Kulturindustrie". Beiden wohne die Tendenz zur Liquidation des Individuums und alles Abweichenden inne, mit anderen Worten: der Beseitigung oder Unterwerfung des Nichtidentischen und Nichtverfügbaren. Im Rahmen des verordneten Konsums und der organisierten Ausfüllung der arbeitsfreien Zeit "durch Kulturindustrie, Technikbegeisterung und Sport" erfolge eine "restlose Erfassung der Menschen bis in ihr Innenleben hinein". Durchgängig ist Adornos negativer Bezug auf die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Auf ein positives Wort wartete schon Thomas Mann 1952 vergebens. Er kritisierte die Negativität des Adornoschen Denkens: "Gäbe es nur je ein positives Wort bei Ihnen, Verehrter, das eine auch nur ungefähre Vision der wahren, der zu postulierenden Gesellschaft gewährte! Die Reflexionen aus dem beschädigten Leben ließen es daran, nur daran, auch schon fehlen. Was ist, was wäre das Rechte?"
Dialektik der Aufklärung ist eine Sammlung von philosophischen Essays.
Das Buch wurde gemeinsam von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno unter Mitwirkung von Gretel Adorno mit dem Untertitel <Philosophische Fragmente> verfasst. Gretel Adorno protokollierte Gespräche zwischen ihrem Ehemann Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, die Grundlage für das Buch waren. Das Werk entstand im amerikanischen Exil der Verfasser in Los Angeles, während sich bereits das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland abzeichnete. Die Erstausgabe erschien 1944 im Herstellungsverfahren der Mimeographie unter dem Titel <Philosophische Fragmente> mit der Widmung „Friedrich Pollock zum 50. Geburtstag“ im New York Institute of Social Research. 1947 wurde das Werk in seiner endgültigen Fassung im Querido Verlag in Amsterdam in Druckform herausgegeben. 1966 erschien eine italienische Ausgabe mit 29 Textänderungen, die von Pollock aus Bedenken gegen eine allzu offene marxistische Sprache vorgeschlagen worden waren. In den 1960er Jahren kursierte der Text, in Raubdrucken verbreitet, in deutschen Studentenkreisen, wo er intensiv rezipiert wurde. Eine offizielle Neuausgabe erschien ohne inhaltliche Eingriffe erst wieder 1969 in Deutschland.
Die „Dialektik der Aufklärung“ gilt als ein Hauptwerk der Kritischen Theorie. Das Werk begründet die These, dass das Scheitern der Aufklärung bereits in der „instrumentellen Vernunft“ ihres Denkens angelegt sei. Mit dem Versuch, die Natur zu beherrschen, werde der einst mythische Zugang zur Welt rational aufgeklärt, als „Herrschaft“ aber schlage Aufklärung selbst in Mythos zurück, in den „Positivismus“ einer Affirmation des Bestehenden, das den „Einzelnen“ in einer verwalteten Welt und „gegenüber den ökonomischen Mächten vollends annulliert“. Horkheimer und Adorno reagierten in ihrer Schrift auf die „rätselhafte Bereitschaft der technologisch erzogenen Massen“, sich dem Despotismus der totalitären Ideologien und Herrschaftsformen auszuliefern, und werteten dieses Verhalten als „Zusammenbruch der bürgerlichen Zivilisation“ und ein Versinken in eine „neue Art der Barbarei“. + |
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Leseberichte zur Theorie der Halbbildung
Vom Schicksal der Bildung 2008 Von pl (Siegen) bei Amazon Die internationalen Vergleichsstudien wie PISA und TIMSS habe aufgrund ihrer Ergebnisse die öffentliche Diskussion um den Stand des deutschen Bildungssystems wieder zunehmend entfacht und auf die Tagesordnung der Politik zurückgeführt. Eine Diskussion um die Bestimmung des Bildungsbegriffs ist wieder en vogue. Auch der bereits 1959 von Adorno abgehaltene Vortrag über die "Theorie der Halbbildung" gewinnt dadurch wieder an Aktualität, da er mahnend in Erinnerung ruft, dass einzelne pädagogische Reformen kaum ausreichend sind. Doch zunächst einmal zu Adornos Verständnis von Halbbildung und Bildung. Analog zum Bildungsbegriff betrachtet Adorno die Kultur, oder das, was man im allgemeinen darunter zu verstehen glaubt. Bildung wie Kultur verweisen immer auf die Gesellschaft, sie sind in den "Maschen der Vergesellschaftung" gefangen. Genuin impliziert aber gerade der Bildungsbegriff Emanzipation und "Natürlichkeit". In diesen Werten/ Vorstellungen, die Bildung propagiert, ist aber immer schon eine Tendenz zur Verabsolutierung dieser Werte angelegt, sodass Bildung selbst - als charakteristisches ambivalentes Merkmal - ,sofern sie sich verabsolutiert, immer schon Halbbildung wird; sie verliert ihre kritische Kraft. Die ursprünglichen Bildungsideen von Bändigung des "animalischen Menschen durch Anpassung aneinander" einerseits und "Rettung des Natürlichen im Widerstand gegen den Druck der ... Ordnung" offenbaren ihren dialektischen Charakter. D.h. Bildung will Gesellschaft heilen, kann es aber nicht. Denn auch im Willen, Macht menschenwürdig zu gebrauchen, lässt Macht als Gestaltungsprinzip überleben und überhebt sie über jeden vernünftigen Zweck; so löst sich die Bildung von ihrer eigentlichen Absicht. Die Gefahr, die Adorno in Bildungsvorstellungen sieht, ist, dass Bildung zwar die Idee einer eines Zustandes der Menschheit ohne Status und Übervorteilung postuliert, sie sich aber nicht weniger schuldig macht durch ihre Reinheit; die kann nämlich zur Ideologie werden. Bildung wird so zur Apologie ihrer selbst und ihrer Welt; sie setzt sich selbst und ihre Kultur absolut. Dieser Charakter der Bildungsvorstellungen ist historisch gewachsen während der Emaznipation des Bürgertums, das für sich das Bildungsmonopol beanspruchte, währendhin das Proletariat davon ferngehalten wurde. Besonders in den ländlichen Regionen des 19. u. 20 Jhs. setzte sich ein Bildungsverständnis durch, indem die Autonomie als Apriori der Bildung zunehmend zurücktrat, sodass als "Halbbildung" die fremdbestimmte äußere Seite der Bildung, die Halbbildung, ihren Siegeszug abhielt; gleichwohl ist nach Adorno Halbbildung eine bürgerliche Signatur. Bildung verliert also ihre kritsiche und autonome Kraft. Dieser Verlust wird begünstigt durch die Mediasierung der Bildungsgüter und durch die Überflutung des Einzelnen mit angeblichen Bildungsgütern. Dies führt wiederum zu einer Anpassung der Bildungsgüter an das Bewusstsein der vom Bildungsprivileg Ausgesperrten. Das Absterben der Bildung geht einher mit der Sozialisierung der Halbbildung, die zunehmend von allen gesellschaftl. Schichten Besitz ergreift. An der reinen Bildung partizipieren für Adorno nur noch einige Wenige, die sich selbst oftmals als Eliten verstehen. Bildung bedarf des Schutzes vor derm "Andrängen der Außenwelt", da Kern der Bildung der "spekulative Idealismus" des Geistes ist, der nicht für Zwecke dienstbar gemacht resp. instrumentalisiert werden kann. Dass Halbbildung nicht auf den Geist beschränkt bleibt, erörtert Adorno anhand der amerik. Gesellschaft, sie entstellt auch das sinnliche Leben. Während Halbbildung das kritische Potential abhandengekommen ist, ist Bildung gleichzusetzen mit Differenziertheit. Besonders aktuell ist Adornos Theorie der Halbbildung, da das deutsche Bildungssystem zunehmend zur Vereinheitlichung neigt, insb. durch festgelegte Bildungsstandards, einhetliche Abituraufgaben... In diesem Prozess scheint ein Fünkchen der Halbbildung zu lodern, die Adorno so eindringlich mahnend bereits vor fas 50 Jahren zu bedenken gegeben hat. Adornos Philosophie ist eine gesellschaftskritische, daher nicht gerade eine Anleitung zur praktischen Umsetzung seiner Theorie; etwa in der Schule. Doch ist sie allemal fruchtbar für die Reflexion der eigenen Vorstellung von Bildung; auch wenn sie nicht Wenigen als zu einseitig kritisch vorkommen mag.
Fenster sein! Nicht Spiegel 2007 Von kpoac Diese schöne Beschreibung von Bildung verdanke ich E.P. Fischer aus seinem Buch: <Die andere Bildung>. Rilke wird dort zitiert und was er in seinen poetischen Gedanken formte, lässt sich auch hier zur Theorie der Halbbildung bestens verwenden. Bildung ist Durchblick, das Natürliche, das Zusammenhängende wie das Durchdringende. Wissen ist Abfrage und Wettbewerb, Widergabe, Reflexion im eigentlichen physikalischen Sinne wie es ein Spiegel zeigt oder wie Heinrich von Kleist in: >Verfertigung der Gedanken beim Reden< schreibt , "nur ganz gemeine Geister, Leute, die was [...] sei, gestern auswendig gelernt, und morgen schon wieder vergessen haben, [...]."
Halbbildung geht nach Adorno nicht der Bildung voraus, sondern folgt ihr. Damit ist Kritik ohne Kenntnis des Bildungsbegriffs unmöglich, dieser wird vorausgesetzt als der Ausgangs- und Messpunkt (vergleichbar dem Ur-Meter), zum Vergleich einer als unzulänglich bewerteten Bildung. Ein halbgebildeter Mensch hat sich dasselbe Wissen angeeignet, über das auch ein Gebildeter verfügt, aber er gebraucht sein Wissen, indem er Phänomene klassifiziert und subsumiert, anstatt sie in ihrer vollen Lebendigkeit zusammenhängend zu begreifen. Die Freiheit der Bildung, die Aufklärung, Lebensnähe, Autonomie und sonstige Bildungsideale werden nach Liessmann (vgl. Die Theorie der Unbildung) in eine PISA Rangfolgendiskussion umgewandelt. Bildung quasi als Wert, wie Adorno sagt, der aber nicht einer natürlichen Bewegung entsprechend sich den Veränderungen schmiegsam anpasst, sondern nur statisch vorgeben sich präsentiert. Mit dieser Starrheit präsentiert sich der Halbgebildete dem völlig Ungebildeten unterlegen. Denn letzterer verfügt zumindest über den natürlichen, ursprünglichen, kindlich unvoreingenommenen Blick. Diese kindliche Unvoreingenommenheit fehlt dem domestizierten Halbgebildeten. Sein Wissen ist reine Faktizität. Abendliche Ratesendungen wie Kreuzworträtsel bestimmen sein Leben. Adorno kommt zu dem Schluss, dass in der modernen Gesellschaft die zunehmende Verbreitung von Halbbildung einer "Allgegenwart des entfremdeten Geistes" gleichkommt. Vielleicht erklärt eine Parabel Bildung im Sinne von gedanklicher Grenzüberschreitung über das rein Vorgefundene, (mit Dank an Schwanitz). Ein sterbender Vater vererbt seinen drei Söhnen 17 Kamele. Der Älteste bekommt die Hälfte, der Zweite ein Drittel, der jüngste ein Neuntel. Nun stehen Sie vor dem Dilemma des Rechnens, welches ein vorbereitender Weiser wie folgt löst. Er nimmt sein Kamel, stellt es daneben und die nunmehr 18 Kamele teilt er in 9, 6, und 2 für die jeweiligen vererbten Anteile. Das übriggebliebene Kamel ist seins, er verabschiedet sich und begleitet vom Dank der Brüder reitet er weiter. Nun wie die PISA Studie eine Rangfolge europäischen Ausmaßes gebiert, ist auch die Rangfolge bei Amazon scheinbar eine Handhabe, Wissen und Halbbildung in Starrheit zu empfinden. Sie ist selbstbezüglich. Die Rezensionen verkümmern daher zum Gerangel um Plätze. Oder mit Rilke: Die Platznummer ist der Spiegel des eignen Wertes ohne Fenster. Gemessen an Adornos Bildungsbegriff verbessert niemand seine Bildung im Vergleich mit Mit-Rezensenten, sondern ausschließlich im Vergleich zum ursprünglichen Messpunkt. Auf diesem Wege sind doch alle Menschen und deren abgewogene Meinung von positivem Wert. "Denn Bildung muss der Zweck unserer [Lebens]Reise sein und wir müssen ihn erreichen oder der Entwurf ist unsinnig wie die Ausführung ungeschickt". (H. v. Kleist)
Es gibt keine Wirtschaftskrise sondern eine Bildungskrise 2010 Von Bernardo Bolognesi (Berlin)
Die beiden Bücher, Adornos "Theorie der Halbbildung" und Liessmanns "Theorie der Unbildung" sollte man unbedingt zusammen lesen, weil sie, beide, einen analytischen, von Emotionen freien Blick, auf eine fatale, von der, ja noch einigermaßen hoffnungsfrohen "Halbbildung" in die hoffnungslose "Unbildung", stattgefundene Entwicklung, innerhalb einer Generation, werfen. Wie kann es sein, daß wir uns von "bolognesichen Besserwissern" plötzlich vormachen lassen müssen, was es heißt, einen Menschen zu bilden, anstatt ihn mit zusammengewürfelten Artefakten zu überhäufen? Adorno hat erkannt, daß aufgrund der "Entmenschlichung" des "kapitalistischen Produktionsprozesses, den Arbeitenden alle Voraussetzungen zur Bildung, vorab Muße"(!), verweigert werden. Nahtlos fügt Liessmann hinzu, daß "Kindern deren mangelnde Lesefähigkeit nach jedem Pisatest, zwar wortreich beklagt wird, nicht aber etwa das Lesen beigebracht wird, sondern "Motiviation und selbstreguliertes Lernen"". Hat Adorno noch den Kaptialismus bemühen müssen, reicht heutzutage eine, in Mode gekommene Evaluationswut aus, um der nachfolgenden Generation, Bildung zu veweigern! .....
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