Prof. Dr. med. Karl Jaspers
1919 Psychologie der Weltanschauungen 1931 Die geistige Situation der Zeit 1949 Vom Ursprung und Ziel der Geschichte ("Achsenzeit") |
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Wikipedia.Autor *1883 in Oldenburg bis 1969 (86) DNB.person DNB.nummer (10o0) DNB.name (1700) Bing.Autor wikipedia Achsenzeit (Jaspers) detopia: |
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Audio 2008 zum 40sten Todestag dlf 5min Audio 2019 zum 50sten Todestag dlf 8min
"Werden
wir, wenn es uns als Produktions- und Konsumgesellschaft gut geht, so
zufrieden mit dem Augenblick, Dann gehen wir einem Verhängnis entgegen - ganz anderer Art als dem Hitlers - und dann werden wir uns so wenig verantwortlich dafür fühlen, wie seinerzeit." Karl Jaspers, zititiert nach Lafontaine 1988, S.7
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aus wikipedia 2010 Karl Theodor Jaspers war ein deutscher Psychiater, der als Philosoph weit über Deutschland hinaus bekannt wurde. Jaspers gilt als herausragender Vertreter der Existenzphilosophie, die er vom Existentialismus Jean-Paul Sartres strikt unterschied. Er war zunächst Lehrer und anschließend lebenslanger Freund von Hannah Arendt, mit der ihn auch ein jahrzehntelanger Briefwechsel verband. Auch mit Martin Heidegger stand er in Briefwechsel, der – in der Zeit des Nationalsozialismus unterbrochen – nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch spärlich war. Mit Max Weber, Hans W. Gruhle und Kurt Schneider verband ihn eine langjährige Freundschaft. Ursprünglich Mediziner, hat Jaspers grundlegend zur wissenschaftlichen Entwicklung der Psychiatrie beigetragen. Sein philosophisches Werk wirkt insbesondere in den Bereichen der Religionsphilosophie, Geschichtsphilosophie und der Interkulturellen Philosophie. Mit seinen einführenden Schriften zur Philosophie hat er hohe Auflagen erreicht und ist so auch einem breiteren Publikum bekannt geworden.
Der deutsche Ägyptologe und Friedenspreisträger Jan Assmann untersuchte die Achsenzeit-Theorie und die seit dem 18. Jahrhundert in diesem Zusammenhang geführten Diskurse in einer Studie, die 2018 in Buchform unter dem Titel Achsenzeit. Eine Archäologie der Moderne veröffentlicht wurde. Assmann zufolge wurde der Begriff in neuerer Zeit in verschiedenen Forschungskreisen fälschlicherweise zunehmend als „wissenschaftliche Selbstverständlichkeit“ statt als „philosophische These“ behandelt.[12] Zum Einen zeigt Assmann auf, dass die Achsenzeit-Theorie von Jaspers keiner historischen Überprüfung standhält. Zum Anderen würdigt er sie als „Plädoyer für einen kosmopolitischen Humanismus“, der auf „einer umfassenden Gemeinsamkeit aller Kulturen und Religionen beruht“. Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg formuliert, sind Jaspers Überlegungen für Assmann „das Gebot der Stunde in einer Zeit, in der nationale, religiöse und ideologische Partikularismen wieder an Macht und Einfluss gewinnen.“[13]
Als Achsenzeit bezeichnet Karl Jaspers in seinen geschichtsphilosophischen Betrachtungen Vom Ursprung und Ziel der Geschichte (1949) die Zeitspanne von ca. 800 bis 200 v. Chr. In dieser Zeitspanne hätten die Gesellschaften von vier voneinander unabhängigen Kulturräumen gleichzeitig bedeutende philosophische und technische Fortschritte gemacht, im Sinne eines synchronen Parallelismus der Kulturen.[1] Das Jaspersche Deutungsschema hätte, so die Hypothese, wiederum einen prägenden Einfluss auf alle nachfolgenden Zivilisationen. Nach Jaspers erfolgte in diesem Zeitraum demnach die geistige Grundlegung der gegenwärtigen Menschheit. Sie brachte die Grundkategorien hervor, in denen der Mensch noch heute denkt, und damit den modernen Menschen überhaupt. Jaspers spricht von einer „Achse der Weltgeschichte“,[2] die zeitgleiche Entwicklungen nicht nur in Europa, sondern in weiten Teilen der Welt umfasst. Begriffsgeschichte Zwar hat Karl Jaspers den Begriff der Achsenzeit geprägt und zuerst benutzt, die Idee dahinter ist aber schon älter, reicht bis in das Zeitalter der Aufklärung zurück und erreichte in den Kulturtheorien um 1900 eine zentrale Bedeutung. Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron machte 1771 die für die Achsenzeit-These grundlegende Beobachtung, dass Zarathustra, Konfuzius und Pherekydes Zeitgenossen waren und in verschiedenen Teilen der Welt zeitgleich "eine Art Revolution" bewirkten.[4][5] Damit gilt Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron als einer der ersten Wegbereiter für die Theorie der Achsenzeit. Er veröffentlichte 1771 eine Übersetzung des Avesta in die französische Sprache, wodurch die auf Zarathustra zurückgeführte Religionsurkunde erstmals den europäischen Wissenschaften zugänglich wurde. Diese Beobachtung wurde in der Folge mehrfach aufgegriffen und durch weitere einflussreiche Denker bzw. Religionsstifter, die ebenfalls Zeitgenossen dieser Epoche waren, ergänzt, darunter Laotse, Buddha, Parmenides u. a. Der französische Sinologe Jean-Pierre Abel-Rémusat (1788–1832) stellte Laotse, Pythagoras, Platon und Israel in den Kontext seiner achsenzeitlichen Überlegungen. Seine Darstellungen der inhaltlichen Gemeinsamkeiten sind sehr viel differenzierter als die Anquetils.[6] Zwei weitere Denker, auf die Jaspers Bezug nahm, waren Victor von Strauß (1856) und Ernst von Lasaulx (1870).
Karl Jaspers' Achsenzeit-Theorie (1945 bis 1949) Die große Leistung von Karl Jaspers war laut Jan Assmann, dass er "den Begriff der 'Achsenzeit' prägte und nicht nur die bei weitem differenzierteste Phänomenologie, sondern auch die kühnste, ja abenteuerlichste Deutung des von Anquetil und anderen erhobenen Sachverhalts vorlegte", insofern er die damalige Zeit als "Achse der Weltgeschichte" betrachtete, "um die sich alles dreht und die deren Verlauf in vorher und nachher teilt".[7] Die Annahme einer Achsenzeit ist für Jaspers eine Möglichkeit, Geschichte in größeren Zusammenhängen zu betrachten, nicht jedoch – wie durch Hegel geschehen – als einen auf Europa fokussierten Prozess; die Menschheitsgeschichte sei vielmehr gespeist aus unterschiedlichsten Quellen aus allen Gebieten der Erde. Geschichte sei unter der Annahme einer Achsenzeit mehr als eine lose, zufällige Aufeinanderfolge von Ereignissen, allerdings auch nicht auf Europa als ihr letztliches Zentrum und Ziel zu begrenzen. Zusammenfassend lässt sich nach Jaspers die abendländische Geschichte in der Großepoche Altertum in zwei Abschnitte gliedern: knapp 3000 Jahre Babylonien und Ägypten bis etwa zur Mitte des letzten Jahrtausends v. Chr.; eintausend Jahre Antike, gegründet auf den „Durchbruch der Achse“, die Geschichte der Juden, Perser, Griechen, Römer, in der sich das Abendland bewusst konstituiert, von der Mitte des letzten vorchristlichen bis zur Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends (Lit.: Jaspers, S. 83). |
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Schriften aus wikipedia 2021 (Auswahl) Heimweh und Verbrechen (= Archiv für Kriminalanthropologie und Kriminalistik, Band 35), Vogel, Leipzig 1909, OCLC 600804588 (Dissertation Universität Heidelberg 1908, 116 Seiten). Heimweh und Verbrechen, mit Essays von Elisabeth Bronfen und Christine Pozsár (= Splitter, Band 21), Belleville, München 1996, ISBN 3-923646-61-5 (Zum Teil Dissertation Universität Heidelberg 1909, [insgesamt] 184 Seiten). Allgemeine Psychopathologie. Ein Leitfaden für Studierende, Ärzte und Psychologen. Springer, Berlin 1913; 4., völlig neu bearbeitete Auflage: Berlin/Heidelberg 1946; seitdem zahlreiche weitere unveränderte Auflagen Psychologie der Weltanschauungen. Springer, Berlin 1919, Max Weber. Rede bei der von der Heidelberger Studentenschaft am 17. Juli 1920 veranstalteten Trauerfeier. Mohr, Tübingen 1921. Strindberg und van Gogh. Versuch einer pathographischen Analyse unter vergleichender Heranziehung von Swedenborg und Hölderlin. E. Bircher, Leipzig 1922 (131 Seiten). Die Idee der Universität. Springer, Berlin 1923; Neufassung 1946; weitere Neufassung, „für die gegenwärtige Situation entworfen“, mit Kurt Rossmann, 1961, erneut 2000 Die geistige Situation der Zeit. Berlin/Leipzig 1931 - bing.Buch Max Weber.
Deutsches Wesen im politischen Denken, im Forschen und Philosophieren.
Stalling, Oldenburg i.O. 1932 (unter dem Titel Max Weber. Politiker,
Mensch, Philosoph. Storm, Bremen 1946; mit neuem Vorwort: Piper, München
1958). Nietzsche.
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1936, ISBN 3-11-008658-1. Die Schuldfrage. Lambert Schneider, Heidelberg 1946. Volk und
Universität. In: Die Wandlung. Band 2, 1947, S. 54–64. Vom Ursprung und Ziel der Geschichte. München & Zürich 1949 (Darstellung der Achsenzeit) googl.Buch Einführung in die Philosophie. Zwölf Radiovorträge. Zürich 1950, ISBN 3-492-04667-3. (audio) Vernunft und Widervernunft unserer Zeit. Drei Gastvorlesungen. München 1950. Rechenschaft und
Ausblick. Reden und Aufsätze. München 1951. Die Atombombe und die Zukunft des Menschen. München/Zürich 1957, ISBN 3-8302-0310-1. Philosophie und
Welt. Reden und Aufsätze. München 1958. Freiheit und Wiedervereinigung. München 1960 Der
philosophische Glaube angesichts der Offenbarung. Piper, München 1962, Kleine Schule des Philosophischen Denkens. Dreizehnteilige Vorlesungsreihe, BRD 1964 (Vorlesungen gehalten im 1. Trimester des Studienprogramms des Bayerischen Fernsehens im Herbst 1964); Tonaufzeichnungen von hinterlassenen Original-Tonbändern sind in Form von CD und Audio-DVD erhältlich. In Buchform erschienen: Piper, München 1965, Hoffnung und Sorge. Schriften zur deutschen Politik 1945-1965. München 1965. Wohin treibt die Bundesrepublik? Tatsachen, Gefahren, Chancen. München 1966, mit einer Einführung von Kurt Sontheimer (Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste vom 13. Juni bis zum 16. Oktober 1966) Zur Kritik meiner Schrift „Wohin treibt die Bundesrepublik?“. München 1967. Philosophische Aufsätze. Fischer-Bücherei, Frankfurt am Main 1967, DNB 457094222 (249 Seiten, kart.). Schicksal und Wille. Autobiographische Schriften. München 1967. Schriften zur Universitätsidee. Hrsg. v. Oliver Immel; Verlag Schwabe, Basel 2016
Aus dem Nachlass: Chiffren der
Transzendenz. Eine Vorlesung aus dem Jahr 1961, München 1970, ISBN
3-8302-0335-7. Was ist Philosophie? München 1976. Philosophische
Autobiographie. (Um ein Kapitel zu Heidegger erweiterte Neuausgabe) Piper,
München 1977. Wahrheit und Bewährung. Philosophieren für die Praxis. München/Zürich 1983. Briefwechsel 1945–1968.
K. H. Bauer & Karl Jaspers, hg. von Renato de Rosa. Springer, Berlin
u. a. 1983 ISBN 3-540-12102-1 |
Prof. Dr. med. Karl Jaspers - Psychologie der Weltanschauungen (1919) Die Atombombe und die Zukunft des Menschen (1961)