Johannes Heinrichs
Demokratiemanifest
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2005 119 Seiten detopia |
Koschnick-2015
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Heinrichs' <Revolution der Demokratie> hat einen Mangel: Es ist für vielbeschäftigte sozialwissenschaftliche Laien zu umfangreich und komplex. Die Struktur des vorliegenden "Kurzform" ist jedoch die gleiche geblieben. Dennoch ist es nicht bloß gekürzt, sondern neu und frisch geschrieben. Für die völlig ungewöhnliche Substanz nun erst recht "leicht zu lesen, manchmal sogar salopp" (Deutschlandfunk, 22.03.04). Die schleichende Demokratieverdrossenheit wird bei Genuss des Manifestes zur Demokratiebegeisterung, die nach Praxis verlangt.
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Inhalt 1. Demokratie — vom Schlagwort zum Reizwort (7)2. Geschichtliche Orientierung — Demokratie von Gestern (17)3. Der systemische Grundansatz — vom handelnden Menschen zum sozialen System (23)4. Sprung in den großen Organismus - Differenzierung von Subsystemen (31)5. Die praktische Kernforderung - Vier "Herzkammern" der Demokratie (37)6. Konsequenzen in Fülle — die nicht-parlamentarischen "Gewalten" (75) 7. Eine zusätzliche architektonische Dimension: Die Dreiheit von Staat-Privatem-Öffentlichem (81)8. Der sozialethische Gesichtspunkt: Sozialprinzipien und ihre Evolution (87)9. Zukunftsgerichtete Synthesen: Demokratie von morgen (93)10. Strategien und Abgrenzungen: Aufklärung als revolutionäre Praxis (97)11. Ausblicke: Europäische und globale Demokratie-Architektur (113)Literatur (119) |
Rezension von Karl Schachtschneider, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Erlangen - Nürnberg:
Johannes Heinrichs legt mit diesem Buch eine "Realutopie" vor. Seine Demokratielehre ist ebenso grundlegend wie umstürzend und notwendig. Grundlegend ist sie, weil sie auf einer elementaren Anthropologie aufbaut, nämlich seiner sozialen Reflexionstheorie. Umstürzend ist sie, weil sie dem Parteienstaat die Ideologie streitig macht. Sie ist notwendig, weil die Freiheit der Menschheit die Vision der Aufklärung und das Ziel aller Politik ist.
Heinrichs' Werk lehrt die Revolution im eigentlichen Sinne, nämlich als Befreiung zum Recht und zur Menschheit der Menschen. Dass der Parteienstaat nicht die Antwort auf die große Frage der Aufklärung, ja der Menschheit, nach dem guten Leben aller sein kann, bewegt Johannes Heinrichs. Sein Entwurf differenziert anspruchsvoll, gibt aber der Demokratie die erste wirkliche Chance.
Heinrichs konzipiert vier Parlamente mit eigenständigen Aufgaben, eigenständiger Verantwortung und eigenständiger Besetzung, nämlich ein Grundwerteparlament, ein Kulturparlament, ein Politikparlament und ein Wirtschaftsparlament. Die Gesetze dieser Parlamente sind alle verbindlich. Das erfordert Kompetenzgrenzen oder Vorrangregelungen.
Neben der Vierheit des Legitimations-, des Kultur-, des Politik- und des Wirtschaftssystems konzipiert Heinrichs eine weitere architektonische Dimension, nämlich die Dreiheit von Staat, Privatem und Öffentlichem, die heute schon praktiziert wird, aber noch nicht von einer sachgerechten Rechtsordnung gestützt ist. Sie ist, wie die Vierheit des Parlamentarismus, ein Strukturelement der Gewaltenteilung, erstmalig systemisch begründet. Weiterhin will Heinrichs die direkte gegenüber der repräsentativen Demokratie stärken. Den Klassenstaat, den Parteienstaat und den Konfessionsstaat will er überwinden.
Johannes Heinrichs ist der beste Kenner der gegenwärtigen Sozialphilosophie. Er weiß sich für unsere Republik verantwortlich und unterbreitet einen wohlbegründeten Entwurf für ein menschliches Leben in allen Staaten dieser Welt.
Heinrichs' Werk ist ein großer Beitrag zur politischen Philosophie und ein großer Beitrag zur Demokratielehre.