Lesebericht zu B-Kultur:
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Angesichts vielfacher Krisen sieht der Philosoph Thomas Metzinger keinen
Grund für Optimismus. Der Ausweg, den er in seinem neuen Buch beschreibt,
ist eine Geisteshaltung, die westliche Wissenschaft mit östlichen
Meditationspraxen verknüpft.
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Die
nächsten Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, werden angesichts vielfacher
Krisen sehr schwer für die Menschheit. Es fehle weniger an technischen
Lösungen als an dem Willen, sie umzusetzen, meint der Philosoph Thomas
Metzinger.
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Da
dürften die Besetzer von Lützerath und die Klimakleber zustimmen. Metzinger
nennt die Aktivisten „Freunde der Menschheit“. Dass sie Erfolg haben, hält
er aber für wenig wahrscheinlich, denn die fatale Wachstumsideologie habe
eine quasi biologische Basis: Die Evolution belohne das „Mehr“: mehr
Nachkommen, mehr Ressourcen.
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„Optimismus ist daher keine Option“, folgert Metzinger. Er rechnet schon
bald mit einem „Panikpunkt“, an dem die Mehrheit realisiert, dass der
Klimawandel real und praktisch nicht mehr aufzuhalten ist. Globale soziale
Verwerfungen würden die Folge sein.
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„Wie kann es
gelingen, angesichts der planetaren Krise in Bewusstheit und
Anmut zu scheitern?“, fragt der Philosoph – und sucht die
Antwort im Inneren.
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Entscheidend sei intellektuelle Redlichkeit: „die Weigerung, sich selbst in
die Tasche zu lügen.“ Alle sollten die Fakten ernst nehmen und entsprechend
handeln. Bequeme Denkverzerrungen und ideologische Wahnsysteme – darunter
fallen hier auch die organisierten Religionen – müssten überwunden werden.
Das alles gehört zum westlichen, rationalen Ansatz. Doch Metzinger will
mehr. „Uns fehlt eine neue Kombination von Herzensgegenwart und Geistesgegenwart“,
schreibt er.
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Die östliche Praxis der Meditation sei ein eigener, komplementärer Weg zur
Erkenntnis, betont er. Sie eröffne eine Perspektive, in der das Selbst
verschwinde und der Geist dadurch bereit werde für Mitgefühl und andere
Perspektiven.
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Was genau sind „gute“ Bewusstseinszustände? Leider sei das sprachlich nicht zu vermitteln, so der Autor. Und offenbart
so auch die Hauptschwäche seines Buches. Was genau Metzinger unter einer
neuen Bewusstseinskultur versteht, wird auf vielen Seiten umschrieben und
bleibt dennoch schwammig.
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Dabei beschäftigt sich der Philosoph schon seit vielen Jahren mit dem Thema.
Eine Gesellschaft müsse „gute“ Bewusstseinszustände fördern, fordert er.
Klingt gut. Doch wird nicht verraten, was genau gemeint ist. Am konkretesten ist noch die Forderung nach
Meditationsunterricht. Auch der
Aufruf, Erkenntnisse der Hirnforschung zur Leidensfähigkeit von Tieren ernst
zu nehmen, überzeugt. Aber es scheint doch zweifelhaft, dass das Ausloten
neuer Bewusstseinszustände mit Hilfe von Neurotechniken oder Drogen beim
Klimawandel helfen könnte.
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Trotzdem funktioniert das Buch als
Denkanstoß. Gerade weil es nicht um
dramatische Klimakurven, sondern um so etwas vermeintlich Privates wie
„intellektuelle Redlichkeit“ geht, kann man sich dem dringlichen Aufruf,
etwas zu ändern, schlecht entziehen. Auch wenn Meditation wohl nur für eine
Minderheit der richtige Lösungsansatz sein dürfte.
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