Prof.
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wikipedia
Autor *1964 dnb Name (24) dnb Nummer (14) detopia deto |
Weitere:
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2024 (380 Seiten) Unhaltbarkeit - Auf dem Weg in eine andere Moderne
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detopia-2024:
Ich habe an solchen Büchern nichts auszusetzen. In Verbindung mit Audios, youtube,Leseberichten (usw.) erklären sie einem ein Stück Zeitgeschichte (wenn man die Zeit dafür aufbringen kann). LEIDER: 1. Sie werden kaum gelesen. 2. Sie werden kaum so tiefgründlich studiert und verinnerlicht, damit sie (mittelbar durch den Leser) irgendeinen Einfluss auf die weitere Zeitgeschichte haben. 3. Das galt schon für früher - aber heutzutage täglich mehr (allgemeine Abnahme der Studierbereitschaft für schwierige Sachtexte, die nicht Geld, Gesundheit bzw. andere persönliche Probleme berühren.) Deswegen können solche Bücher gut und richtig und wichtig sein. Sie werden nur einfach nicht zur Kenntnis genommen und entwickeln keine Wirksamkeit. Ich denke manchmal: Professoren (für Soziologie, Politik, Geisteswiss.) müssen immer mal ein Volksbuch schreiben, um ihre Stelle zu behalten (samt Gehalt). Das Problem ist ja wohl (schon immer), dass das normale Volk weder Bücher liest (gesellschaftspolitische), noch über den Tellerrand schaut (dauerhaft), also egoistisch ist. Und durch die Demokratie (bundesdeutsche) kann es (Volk) nun auch diese Eigenschaften zur Staatspolitik machen - und zwar zur gemeinsamen Herrschaft (quasi "Doppelherrschaft") mit den Kapitalisten und deren "Profitmotiv". (Hinzu kommen noch wenige andere Triebkräfte der Geschichte.) Wie wird "die neue Moderne sich anfühlen"? Den Vortrag-2024 auf Youtube von Prof. Blühdorn ist klar, verständlich und ich finde also alles richtig, was er sagt - (wobei er ja nicht über alles spricht!). Das Buch werde ich vl auch mal lesen.
Jedenfalls bringt mich der Vortrag einen Schritt weiter (das Audio auf dlf alleine noch nicht). Es hilft immer, wenn mal von der Kanzel ausgesprochen wird, worüber man sonst nur alleine nachdenkt und keinen kennt, der genauso denkt. Ich will meine obige leichte Kritik nicht zurücknehmen, vl. später erst.
Es ist ja im Prinzip so, wie Bahro (seit) 1987 (andere ev. auch, vl. schon früher; weiß nicht) es in aller Deutlichkeit geschrieben hat. Der Kapitalismus "entert" alle systemimmanenten sozialen Bewegungen. Deswegen war seine (Bahros) Forderung nach einer Grunderneuerung (Neuanfang der Kultur) vollkommen richtig. Nur das hätte geholfen. - UND: Bezeichnenderweise bekam diese Forderung keinen Rückhalt, sondern fast nur Kritik auch aus der "Ökoszene" bzw. dem "ÖEP". Also: Selbst die Ökopax-Aktivisten wollten nicht raus aus dem System. (Auch nicht der Komm. Bund, die Trotzkisten, also die nachmarxistische Ideologie). - Besonders "nachhaltig-deutlich" an den Angriffen von JuttDit auf Bahro. - Gut. Okay. Vorbei.
Heute müssen wir also so weitermachen, wie bisher; wir machen also letztendlich gar nichts (und "können" das wohl auch nicht). Die "KI-Megamaschine" verwurstelt uns weiter. Irgendwann wird irgendwas wird "hintenrauskommen". (Dauerhafter Kriegszustand mit Kriegsrecht ("Kriegskapitalismus") ist denkbar; wie jetzt in Ukraine und Nahost, auch für ganz Europa.)
Ein "Volldetopisches Projekt" (VDP ;-) ist nunmehr selbst für mich schwer denkbar. Persönlich kenne ich (fast) keine "belastbaren" Hinweise darauf; persönlich schon gar nicht, und in Büchern manchmal verschämt in Nebensätzen am Schluss eines dicken Buches; manchmal auch nur in den Anmerkungen. Kaum ein Autor "traut sich" bzw. kann solch' ein Buch bei einem Publikumsverlag unterbringen (wo es mich erreichen könnte). Und auch die Reaktion auf diese Webseite (detopia) war in 20 Jahren fast Null, trotz genügend vieler Zugriff und und ausreichender Präsenz in den Suchmaschinen; eigentlich "Totalnull hinsichtlich "VDP".
Woran liegt's? In der Wunschstruktur des Menschen (in DL) selbst; einschließlich ihrer Veränderbarkeit, also auch Manipulierbarkeit (von außen). Ereignisse und Erlebnisse werden kommen und gehen. Gefühle aber werden bleiben.
Auch Ferst-2002 sah und begründete die Nötigkeit eines neuen Kultursystems (anstatt eines ÖEP innerhalb des Kapitalismuses). Aber das nur noch als Anmerkung dazu, dass es auch innerhalb der Öko-Pax-Autoren nur "fünf Leute" (eine Handvoll) gab, die weiterdachten (als bis zur nächsten automatischen Gesellschaft).
Amery und Gruhl hätten es eigentlich auch wissen können und es zumindestens am Rande (ihrer Schriften) mal erwähnen können. (nämlich dass wir mit Eigentums-Kapitalismus bzw. mit der totalitären Privatbesitzvermehrungsideologie so oder so zum Scheitern verurteilt sind.) Man muss in der Gesamtumweltliteratur ganz schön lange suchen, bis man was Antikapitalistisches/Antiimperialistisches findet. (Ich war darüber sooft enttäuscht; und durchwühlte manchmal ganze Bücher erneut, weil ich es nicht glauben wollte.) Hier liegt zwar was auf der Hand, aber keiner will es theoretisch gelten lassen. Bahro-1996 als als letzte Kurzfassung. Mit ihm starb die ganze Richtung. (Und jetzt sind wir bei Gemeinwohlökonomie und Postwachstumsökonomie und anderem Ökosozialismus und Ökosozialmarktwirtschaft gelandet.) # Nachträge (die man auch oben reinfummeln kann) Man lese Kelly-1982 ( 2 kurze Artikel) und begreife: Sie hat massenhaft Weltprobleme auf ihrem (Bild-) Schirm und will diese mit normaler Demokratie und aufgerüttelter öffentlicher Meinung bekämpfen. Heute wissen wir: Das geht nicht. Denn: Es gibt noch weitere "Weltprobleme", nämlich den "Menschen wie er nuneinmal ist". Nach Blühdorn ist der Mensch auch ein Selbstverwirklicher; das ist ihm genauso wichtig, nein!: wichtiger, als Atomkriegs- und angrenzende Fragen. (Er will sich immer "was aufbauen".)
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aus wikipedia-2024 (Autor) Werdegang
Blühdorn studierte Philosophie, Theaterwissenschaft und Anglistik an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wo er 1991 das
Master-Examen machte, und an der britischen Keele University, wo er 1998 im
Fach Politikwissenschaft zum Ph.D. promoviert wurde.[3] Das Thema seiner
Doktorarbeit war Nature and Ecology in German Social Theory. Zwei verbundene Schlüsselkonzepte
Simulative Demokratie und Politik der Nicht-Nachhaltigkeit sind
Schlüsselkonzepte der Forschung Blühdorns. 2010 schrieb er über ihren
Zusammenhang: Erstens gehe es um den derzeitigen Zustand und
die weiteren Entwicklungsaussichten der Demokratie
– also um deren Nachhaltigkeit. Zweitens gehe es um die Frage, inwieweit
demokratische Strukturen in der Lage sind zu bewältigen, was derzeit oft als
die wichtigste Herausforderung an die Menschheit bezeichnet wird, nämlich
die sich zuspitzende Klima- und Umweltkrise. Simulative Demokratie
Mit seinen Thesen zur Simulativen Demokratie steht Blühdorn im
Widerspruch zu den Analysen der Pioniere der Postdemokratie-Theorie, Colin
Crouch, Jacques Rancière und Sheldon Wolin.[5] Nicht der Neoliberalismus sei
die zentrale Ursache von Postdemokratisierung, sondern eine
gesellschaftliche „Emanzipation zweiter Ordnung“. Politik der Nicht-Nachhaltigkeit
Blühdorn beschäftigt sich mit der Frage, warum die ökologische
Transformation der Gesellschaft, hin zu mehr Nachhaltigkeit,
nicht
stattfindet. Zu den konstitutiven Hindernissen für Nachhaltigkeit
gehöre, dass die Demokratie anthropozentrisch und nur eingeschränkt in der
Lage ist, das angemessen zu repräsentieren, was keine Stimme hat und sich
nicht in elektoral relevanter Weise artikulieren kann. # Vergleiche auch mit wikipedia Anachronismus (unzeitgemäß, nicht mehr zeitgemäß)
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Leseberichte
swr.de ingolfur-bluehdorn-unhaltbarkeit-100.html SWR
literatursalon.online/sachbuecher/ingolfur-bluehdorn-unhaltbarkeit Lesebericht, privat
https://www.perlentaucher.de/buch/ingolf-bluehdorn/unhaltbarkeit.html
zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2024
Ein bisschen was ist schon dran an den Thesen, die Ingolfur Blühdorn in seinem Buch aufstellt, findet Rezensent Martin Hartmann. Blühdorn argumentiert, lernen wir, dass die ökoemanzipative Bewegung, deren Ursprünge er in den 1960ern verortet, weniger an äußeren Widersachern als an inneren Widersprüchen scheitert.
Ein Charakteristikum der Bewegung besteht darin, so Blühdorn, dass ökologische Probleme mit einer weitergehenden sozialen Befreiungsidee verknüpft werden.
Die Probleme, denen sich dieses Modell zu stellen hat, analysiert der Nachhaltigkeitsforscher mit Hegel'schen Begrifflichkeiten, so Hartmann, es läuft darauf hinaus, dass linksliberale Ideale wie Nachhaltigkeit an Zugkraft verlieren, weil sie mit einem Autonomieversprechen verbunden sind, tatsächlich aber als autonomieeinschränkend erlebt werden.
Mit Verweis auf den Kampf der Ukrainer um die Demokratie bezweifelt Hartmann Teile der Argumentation, auch in methodischer Hinsicht ist er nicht ganz überzeugt. Dennoch legt das Buch, urteilt der Rezensent, einige blinde Flecken linksliberalen Denkens offen. Als reaktionär kann man Blühdorns Thesen jedenfalls nicht abstempeln, schließt Hartmann, vielmehr ist das Buch als Perspektive auf eine unsichere Zukunft lesenswert.
aus amazon-2024:
james_dean_bradfield Erkenntnisgewinn null. 2024
Der Autor arbeitet sich an Beck ab ohne wirklichen Erkenntnisgewinn. Die Sprache ist typisches akademisches Geschwurbel und macht es nicht gerade leicht das Buch zu mögen und den Autor sympathisch zu finden. Er sollte lieber mal den Begriff der Nicht-Nichtlesbarkeit analysieren.
sai Tja... Bewertet in Deutschland am 21. August 2024
Mich lässt das Buch ehrlich gesagt etwas ratlos zurück. Blühdorns zentraler These, dass sich der Gedanke der ökologischen Transformation überlebt hat, würde ich ohne Weiteres zustimmen. Die Frage ist nur, warum man dafür mehr als 300 Seiten braucht. In weiten Teilen besteht das Buch daher aus einer Zusammenfassung und (teilweise kritischen) Bewertung von Überlegungen von Ulrich Beck. Kann man so machen, muss man aber nicht. Kann man lesen, muss man aber nicht...
Merula Das riecht bedrohlich nach Wahrheit! 2024
Ja, es sind viele Begriffe drin, die nicht so leicht ins Ohr gehen wie Peter Alexander, aber diese Leichtigkeit entspricht vielleicht auch nicht (mehr) dem Zustand unserer Welt. Hier muss man sich schon etwas einarbeiten und Zeit nehmen - die Lesedauer lässt sich da nicht mehr in Minuten angeben. Der ganze Begriff der Unhaltbarkeit ist aber faszinierend und zugleich extrem unangenehm, das riecht alles sehr - und durchaus auch manchmal unangenehm! - nach Wahrheit. Aber mir gehen Lichter auf, warum alle so ratlos, genervt und überfordert wirken. Was ist da eigentlich los? Auf diese Fragen versucht der Autor Antworten zu finden, nicht mehr und nicht weniger. Kann man lesen - und sollte man unbedingt, wenn man den Anspruch hat, als politisch und gesellschaftskritisch gebildeter Mensch zu gelten.
Ric Unhaltbarkeit: Auf dem Weg in eine andere Moderne – Ingolfur Blühdorn 2024
Das vorliegende Buch (2024) würde ich als Elfenbeinturmbuch bezeichnen. Denn auch der geneigte Leser muss sich ja die Frage stellen, was es ihm gebracht hat und schlussendlich kommt der Autor, seines Zeichens Professor für soziale Nachhaltigkeit und Leiter des Instituts für Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit (IGN) an der Wirtschaftsuni Wien, selbst zum Schluss, dass „der Mehrwert der hier unternommenen Analyse […] vielleicht nicht zuletzt darin [liegt], dass sie die spätmoderne Traumatisierung sichtbar macht und in ihren Ursachen erklärt“ (S. 345):
Doch worum geht es eigentlich? Der Autor bezieht sich in diesem Buch sehr stark – und das verrät uns bereits der Untertitel anspielend – auf Ulrich Becks Moderne-Begriff. Daher ist das Buch zum Einen eine Rekapitulation der Beckschen Gesellschaftsdiagnose (u.a. Risikogesellschaft) sowie der Aufarbeitung der Moderne (Aufklärung) und Zweiten Moderne (subjektive Autonomie). Zum Anderen will das Buch aber auch zeigen, dass das so g. ökoemanzipatorische Projekt unserer Tage keine echte neue, sozusagen dritte Moderne (ökosoziale Transformation) ist, sondern zurückschlägt, ohne dabei voraufklärerisch, also regressiv zu sein, wohl aber aufgrund seiner Widersprüchlichkeiten an sich selbst scheitert, gewissermaßen stagniert in einer Spätmoderne, wenn überhaupt dritte Moderne als Unhaltbarkeit der Nachhaltigkeit versteht.
Er schreibt selbst, dass das ökoemanzipatorische Projekt (ÖEP) unscharf ist. War einst die Great Transformation ein Begriff für den Aufbruch in die industrialisierte Moderne, so zeigen sich zwar Tendenzen einer neuen Transformation im Sinne einer Sozial-Ökologisierung (Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit, SÖT), aber auch die Zunahme des Ideals der Menschen der zweiten Moderne, d.h. Selbstbestimmung, Freiheit, subjektive Autonomie. Siehe zu den konstitutiven Elementen des ÖEP S. 25.So kommt es zu einer allgemeinen Bestandsaufnahme mit dem Fazit: „Es fällt immer schwerer zu glauben, dass eine kollektive Selbstbegrenzung zugunsten eines guten Lebens für alle in ökologischen Grenzen tatsächlich gelingen könnte“ (S. 63). Der Autor durchstreift aktuelle, ich nenne es einmal lebensweltliche Kolonialisierungen im Habermas‘schen Sinne: Kapitalismus, Algorithmierung/KI, Umwelt/Klima, Geopolitik, Anthropozän, Demokratieabbau und Zunahme der Autokratien (s. S. 159 und Schaubild S. 163).
So schreibt er: „Im Unterschied zu den älteren Modernisierungstheorien haben sich die neueren Ansätze von der Idee des linearen Fortschritts zum Besseren weitgehend verabschiedet; ebenso die Vorstellung eines für alle Gesellschaften weitgehend einheitlichen Entwicklungspfades […]“ (S. 176). Beschwichtigend: „Dass die Dialektik ohne Telos ist, bedeutet aber nicht, dass sie zum Erliegen kommt; und der Verlust politischer Utopien [!] bedeutet nicht, dass der Status quo spätmoderner Gesellschaften auch nur mittelfristig haltbar ist“ (S. 177).
Der ganze Mittelteil des Buches aktualisiert den oben bereits genannten Zeitdiagnostiker Ulrich Beck. Hier werden wie gesagt die Moderne-Begriffe noch einmal genauer rekapituliert, da das vorliegende Buch ja auch Diagnose sein will und auch ein bisschen Prognose. Wir werden daher nicht genauer auf sie eingehen. Der Rezensent hat sie stark verknappt oben wiedergegeben, zu lesen aber lohnt es sich allemal als Empfehlung an den Leser. Wesentlich für uns ist das Herausarbeiten, dass es keine neue Moderne zu geben werden scheint. DAS ÖEP zerbricht an inneren Wiedersprüchen (s. Schaubild S. 234), es gibt demnach eindeutig widerlaufende Tendenzen, z.B.
- Objektivität, biophysische Fakten vs. Subjektivität, Normen der Wahrnehmung
- Kategorische ökologische Imperative (Pflicht) vs. Radikale Selbstbestimmung (Freiheit)
- Gleichheit, Gerechtigkeit, umfassende Inklusion, universelle Werte und Rechte vs. Besonderheit, Unterscheidbarkeit, Individualität, Diversität, authentische Selbstverwirklichung
- Usw.
So bilanziert der Autor: „Die heutige, in hohem Maße krisenhafte Spätmoderne lässt sich begreifen als der Zusammenbruch der höchst optimistischen Legende von der zweiten Moderne und deren inhaltlichem Programm, dem ÖEP“ (S. 243). Siehe auch Schaubild S. 244, demnach sei eine „dritte Moderne“ eine Gesellschaft der Nicht-Nachhaltigkeit, in der die entzauberten Glaubenssätze und Sicherheiten der zweiten Moderne bzw. des ÖEP aufgehoben werden. Übrigens wird hier die „Autonomie des Subjektes“ zugunsten der Autonomie der KI noch einmal verdeutlicht (S. 251): dritte Moderne = digitale Moderne.Das ist sehr gut, dass der Autor das mitbenennt, weil tatsächlich etwas Neues die Moderne mitbestimmt: die KI oder zumindest die Algorithmen, die Autonomie untergraben, so genommen gibt es vielleicht keinen humanistischen Fortschritt, doch aber den ubiquitären technologischen, aber in einem paradigmatischen Maße, der durchaus enormen Einfluss hat, wenngleich der Connex zum ÖEP hier gering zu sein scheint. „Die Idee des autonomen Subjekts, also des Subjekts als Souverän, als Träger eines freien Willens und als mündiger, verantwortlicher Entscheider, erscheint zunehmend als Überforderung und Belastung“ (S. 252).
Unter anderem auch daher geht der Autor sogar so weit, von einer „emanzipatorischen Katastrophe“ zu sprechen. „Doch der Schutz der Unversehrtheit der Natur und Umwelt unter dem Vorzeichen der Autonomie des Selbst oder des Subjekts – das sich überhaupt nur durch seine Emanzipation von Natur und Natürlichkeit konstituiert und behauptet – bedeutet einen Widerspruch in sich. (S. 264).Siehe auch dreifaches Dilemma S. 265. „Vielmehr kann das Nachhaltigkeitsparadigma heute selbst als wesentlich Ursache für das Ausbleiben der Ökologisierung und als Hebamme für die Gesellschaft der Nicht-Nachhaltigkeit betrachtet werden. […] Viel entscheidender war, dass das Nachhaltigkeitsparadigma in seinem Bestreben zu entpolitisieren, verwissenschaftlichen und vermarktlichen normativen Fragen ausgewichen ist und normative Konflikte systematisch vermieden hat.“ (S. 271). „Vielen gilt das Nachhaltigkeitsparadigma heute als erschöpft. Immer weniger sehen es noch als ein hinreichend konkretisierbares, integrierendes und mobilisierendes Leitbild für eine strukturelle gesellschaftliche Transformation. Zu Recht ist betont worden, dass das Konzept ‚nicht Teil der Lösung‘ für die sozialökologische Krise moderner Gesellschaften sei, sondern vielmehr selbst ‚ein konstitutiver Teil des Problems‘“ (S. 278). Siehe auch Schaubild Historisierung des emanzipatorischen Projekts S. 300. Dennoch spricht der Autor von Dialektiken (der Nachhaltigkeit, der Emanzipation, der Demokratie).
Fazit: Es sei falsch, die Unhaltbarkeit des ÖEP bloß als Scheitern zu verstehen; die Spätmoderne gäbe vielmehr Grund zur Annahme, dass es sich emanzipatorisch überlebe (S. 330). Laut Autor erfüllt sich wohl „Becks These von der anderen Moderne“.
Was bringt es uns, den Lesern? Dazu schreibt der Autor: „Mein zunächst vor allem diagnostisch ausgerichteter Ansatz jenseits von Pessimismus und Optimismus wird in gewisser Hinsicht treffend mit Becks Hinweis beschrieben, durch die Dialektik der Modernisierung entstehe ‚eine andere Gesellschaft, eine andere Moderne, die vielleicht keinen Deut besser in irgendeinem Sinne des Wortes ist‘, aber eben ‚so andersartig, dass dies die Neugierde und das Geschäft des Soziologen weckt und belebt‘“ (S. 343).
Nun denn, mein Fazit zum Buch: Elfenbeinturmsoziologie, die für Spezialisten und vor allem Beck-Kenner sicherlich recht interessant ist und auch versucht, den Moderne-Begriff weiter zu aktualisieren. Aber tut das Buch not? Eher nicht! Daher drei neutrale Sternchen…