Eduard von Hartmann

und Agnes Taubert

   

Wikipedia Hartmann  *1842 in Berlin bis 1906 (64) 

wikipedia  Taubert   *1844 in Stralsund bis 1877 (33)

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Wille zum Leben oder Wille zum Guten?

Ein Vortrag über Eduard von Hartmanns Philisophie / Alfred Weber
Ausgabe Reprint 2020
Verlag Berlin/Boston : De Gruyter
Zeitliche Einordnung Erscheinungsdatum: 2020
Umfang/Format Online-Ressource, 46 Seiten (pdf) 
Der Zugriff auf die Publikation ist nur an den Lesesaalrechnern der Deutschen Nationalbibliothek möglich.

Link zu diesem Datensatz   https://d-nb.info/1276619537  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Philosophie des Unbewussten
Von Eduard von Hartmann
1869, 700 Seiten
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Zur Geschichte und Begründung des Pessimismus

Von Eduard von Hartmann

1891, 400 Seiten

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Ausgabe 1880 - 140 Seiten bei archive.org lesen (digi 2010)

 


Von Rudolf Steiner

 

Rudolf Steiner über Eduard Hartmann  (Web)

EDUARD VON HARTMANN - Seine Lehre und seine Bedeutung
Zeitschrift Deutsche Worte, 1891, XI. Jahrgang, 1. Heft

 

Wenige der namhaften Philosophen haben ihre Aufgabe in der eben gekennzeichneten Weise so trefflich angefaßt wie unser großer Zeitgenosse Eduard von Hartmann.

Während wir ihn auf der einen Seite mit den tiefsten Geheimnissen des Weltbaues und den Rätseln des Lebens ringen sehen, verschmäht er es auf der andern nicht, sich mit den schwebenden Fragen des Tages, mit den Bestrebungen der Parteien und den Interessen des Staates gründlich auseinanderzusetzen.

Die sozialpolitischen Strömungen der Gegenwart, die Irrtümer der liberalen Parteigänger, die militärischen und kirchenpolitischen Fragen, die Schul- und Studienreform, die nationalen und demokratischen Ideen nehmen sein Interesse nicht weniger in Anspruch als die modernen Kunstbestrebungen, die Frauenfrage und das literarische Getriebe unserer Zeit.

Ja, auch in verfänglichen Dingen, wie in bezug auf Spiritismus, Hypnotismus und Somnambulismus, hat er ein offenes, rückhaltloses Wort gesprochen; und als die Polenfrage in Deutschland auf die Tagesordnung kam, war er der erste, der für jene Lösung sich schriftstellerisch einsetzte, die später Bismarck als die richtige vertreten hat.

Und dabei ist es nicht etwa eine einmal zurechtgelegte Schablone, mit der er wie so viele Philosophen in den Streit der Meinungen sich mischt, sondern es sind immer die in den Dingen liegenden und aus einem gründlichen Studium der Tatsachen hervorgehenden Gründe, die ihn leiten.

Wie Hartmann aus dem vollen eines schier unermeßlichen Wissens schöpft, über welche Summe von Kenntnissen er verfügt, das zu beurteilen, dazu muß man einmal das Glück gehabt haben, ihm persönlich gegenüber getreten zu sein. Daß aber diese Art des Wirkens nur eine Konsequenz seiner wissenschaftlichen Überzeugung ist, das wollen wir im Verlaufe dieses Aufsatzes zeigen.

Die Folge dieser in der Geschichte des Geisteslebens seltenen Erscheinung ist nun aber auch eine ganz unglaubliche Wirkung derselben. E. v. Hartmann steht heute im neunundvierzigsten Lebensjahre, auf dem Gipfel der Schaffenskraft und Schaffensfreudigkeit, vieles noch versprechend (sein erstes Auftreten fällt in das Jahr 1868), und schon besitzen wir eine Literatur über ihn, die unübersehbar ist.

Anders spiegelt sich die Bedeutung eines Menschen im Bewußtsein der Zeitgenossen, anders in dem der Nachwelt. Die ersteren können kaum den rechten Maßstab der Beurteilung finden. Der künftige Geschichtsschreiber des geistigen Lebens in Deutschland in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts wird Hartmann ein großes Kapitel widmen müssen. Wir wollen zuerst die geschichtliche Stellung des Hartmannschen Ideenkreises kennzeichnen und dann auf die einzelnen Hauptgebiete seiner Tätigkeit eingehen.

(Auszug)

 


 

Aus wikipedia-2019

Eduard wurde als Sohn des preußischen Generalmajors Robert von Hartmann geboren, der 1862 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben worden war.

Er trat 1858 in das Garde-Artillerie-Regiment der Preußischen Armee ein und besuchte die Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule.

Durch ein chronisches Knieleiden bedingt nahm er 1865 als Premierleutnant seinen Abschied.

Er promovierte 1867 in Rostock, schlug aber keine akademische Laufbahn ein. Professuren, die ihm nach dem großen Erfolg seines ersten Werkes Philosophie des Unbewussten (1869) von den Universitäten Leipzig, Göttingen und Berlin angeboten wurden, lehnte er ab. Stattdessen lebte und wirkte er fortan als unabhängiger Privatgelehrter in Berlin.

Hartmann heiratete 1872 in Charlottenburg Agnes Taubert (1844–1877). Nach deren Tod ehelichte er 1878 in Bremen Alma Lorenz (* 1854). Aus den Ehen gingen sechs Kinder hervor.

Hartmann starb am 5. Juni 1906 in seiner Heimatstadt. Er ist in einem Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Friedhof Columbiadamm beigesetzt.

Nachdem er mit 22 Jahren den „Gedanken als seinen Beruf“ erkannt hatte, begann er gegen Ende 1864 „ohne Plan“ ein Werk niederzuschreiben, welches heute als das philosophische Hauptwerk Hartmanns gilt. 

In dieser, rasch Aufsehen erregenden <Philosophie des Unbewußten> (Berlin 1869; 9. Aufl. 1882) versuchte er eine Synthese aus Aspekten der Philosophien Arthur Schopenhauers, Leibniz', Schellings und Hegels. 

Hartmann bezeichnet darin seinen Standpunkt als einen die Extreme der logischen Idee (bei Hegel) und des blinden Willens (Schopenhauer) in der Einheit des „Unbewussten“, das „Wille und Vorstellung“ sei, aufhebenden Monismus. Das „Unbewusste“ ist für sein System etwa dasselbe, was für Spinoza die Substanz, für Fichte das absolute Ich, für Hegel die Idee ist. 

 



Aus Philosophie des Unbewussten, 1869)

a. Aufgabe des Werks 

 

»Vorstellungen zu haben, und sich ihrer doch nicht bewusst zu sein, darin scheint ein Widerspruch zu liegen, denn wie können wir wissen, dass wir sie haben, wenn wir uns ihrer nicht bewusst sind. – Allein wir können uns doch mittelbar bewusstsein, eine Vorstellung zu haben, ob wir gleich unmittelbar uns ihrer nicht bewusst sind.« (Kant, Anthropologie §. 5. »Von den Vorstellungen, die wir haben, ohne uns ihrer bewusst zu sein«) Diese klaren Worte des klaren grossen Königsberger Denkers enthalten den Ausgangspunct unserer Untersuchungen, wie das zur Aufnahme gegebene Feld.

Das Gebiet des Bewusstseins ist ein nach allen Richtungen so durchpflügter Weinberg, dass das Verfolgen dieser Arbeiten dem Publikum fast schon zum Überdruss geworden ist, und noch immer ist der gesuchte Schatz nicht gefunden, wenn auch unverhoffte reiche Ernten aus dem durcharbeiteten Boden hervorgesprosst sind.

Dass man mit der philosophischen Betrachtung dessen begann, was das Bewusstsein unmittelbar in sich fand, war sehr natürlich; sollte es nun aber nicht verlockend um der Neuheit willen und hoffnungsreich in Bezug auf den Gewinn sein, den goldenen Schatz in den Tiefen des Berges, in den edlen Erzen seines Felsgesteins, statt auf der Oberfläche des fruchtbaren Erdbodens zu suchen?

Freilich bedarf es dazu des Bohrers und Meissels und langer mühevoller Arbeit, bis man auf die goldenen Adern trifft, und endlich langer Bearbeitung der Erze, bis der Schatz gehoben ist – wer die Mühe nicht scheut, der folge mir, in der Arbeit selbst liegt ja der höchste Genuss![1]

Der Begriff »unbewusste Vorstellung« hat allerdings für den natürlichen Verstand etwas Paradoxes, indess ist der darin enthaltene Widerspruch, wie auch Kant sagt, nur scheinbar.

Denn wenn wir nur von dem wissen können, was wir im Bewusstsein haben, also von dem nichts wissen können, was wir nicht im Bewusstsein haben, welches Recht haben wir dann zu der Behauptung, dass dasjenige, dessen Existenz in unserem Bewusstsein wir kennen, nicht auch ausserhalb unseres Bewusstseins sollte existiren können?

Allerdings würden wir in diesem Falle weder die Existenz, noch die Nichtexistenz behaupten können, und aus diesem Grunde bei der Annahme der Nichtexistenz stehen bleiben müssen, bis wir zu der positiven Behauptung der Existenz anderswoher ein Recht bekommen. Dies war im Allgemeinen der bisherige Standpunct. Je mehr indess die Philosophie den dogmatischen Standpunct der instinctiven Sinnlichkeit und der instinctiven Verstandesüberzeugung verliess, und die nur höchst indirecte Erkennbarkeit alles bisher für unmittelbaren Bewusstseinsinhalt Gehaltenen einsah, desto mehr Werth musste natürlich ein indirecter Nachweis der Existenz einer Sache erhalten, und so konnte es nicht fehlen, dass hier und da in denkenden Köpfen sich das Bedürfniss zeigte, behufs der anderweitig unmöglichen Erklärung gewisser Erscheinungen im Gebiete des Geistes auf die Existenz unbewusster Vorstellungen als deren Ursache zurückzugehen.

Alle diese Erscheinungen zusammen zu fassen, aus jeder einzelnen die Existenz unbewusster Vorstellungen und unbewussten Willens wahrscheinlich zu machen, und durch ihre Summe das in allen übereinstimmende Princip zur Höhe einer an Gewissheit grenzenden Wahrscheinlichkeit zu erheben, ist die Aufgabe der beiden ersten Abschnitte dieses Werks. Der erste derselben betrachtet Erscheinungen von physiologischer und zoo-psychologischer Natur, der zweite bewegt sich auf dem Gebiete des menschlichen Geistes.

 

Durch dieses Prinzip des Unbewussten erhalten zugleich die betrachteten Erscheinungen ihre einzig richtige Erklärung, die zum Teil noch nicht ausgesprochen war, zum Theil aber bloss darum keine Anerkennung finden konnte, weil das Princip selbst erst durch die Zusammenstellung aller hierher gehörigen Erscheinungen constatirt werden kann.

Ausserdem eröffnen sich aus der Anwendung dieses bisher im embryonalen Zustande befindlich gewesenen Princips die bedeutendsten Perspectiven auf neue Behandlungsweisen scheinbar bekannter Gegenstände, eine Menge Gegensätze und Widersprüche früherer Systeme und Ansichten finden ihre umfassende[2] Lösung durch Herstellung des höheren, beide Seiten als unvollkommene Wahrheiten in sich befassenden Standpunctes. Mit einem Wort, das Princip erweist sich höchst fruchtbar für Specialfragen.

Weit wichtiger als dies aber ist die Art, wie das Princip des Unbewussten unvermerkt aus dem physischen und psychischen Gebiet sich zu Ansichten und Lösungen von Aufgaben erweitert, die man nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch als dem metaphysischen Gebiet angehörig bezeichnen würde. An unserem Princip aber spinnen sich diese Resultate so einfach und natürlich aus naturwissenschaftlichen und psychologischen Betrachtungen heraus, dass man den Uebergang in ein anderes Gebiet gar nicht merken würde, wenn einem der Inhalt dieser Fragen nicht schon anderweitig bekannt wäre. Es drängt und zieht sich alles nach dem Einen hin, es krystallisirt gewissermassen in jedem neuen Capitel ein Stück mehr von der Welt um diesen Kern herum, bis es zur All-Einheit erwachsen das Weltall umfasst und sich zuletzt plötzlich als das darstellt, was den Kern aller grossen Philosophien gebildet hat, Spinoza's Substanz, Fichte's absolutes Ich, Schelling's absolutes Subject-Object, Plato's und Hegel's absolute Idee, Schopenhauer's Wille u.s.w.

Ich bitte deshalb, an dem Begriff der unbewussten Vorstellung vorläufig keinen Anstoss zu nehmen, wenn er auch zuerst wenig positive Bedeutung hat; der positive Inhalt des Begriffs kann sich erst im Laufe der Untersuchung bilden; vorerst genüge es, dass damit eine ausserhalb des Bewusstseins fallende und doch nicht wesensfremde unbekannte Ursache gewisser Vorgänge gemeint ist, welche den Namen Vorstellung deshalb erhalten hat, weil sie mit dem uns im Bewusstsein als Vorstellung Bekannten das gemein hat, dass sie wie jene einen idealen Inhalt besitzt, der selbst keine Realität hat, sondern höchstens einer äusseren Realität im idealen Bilde gleichen kann.

Der Begriff des unbewussten Willens ist an sich schon klarer und erscheint minder paradox (vgl. Cap. A. I. Schluss). Da sich in Cap. B. III. zeigen wird, dass das Gefühl sich in Willen und Vorstellung auflösen lässt, also letztere beiden die alleinigen psychischen Grundfunctionen sind, welche nach Cap. A. IV. untrennbar Eins sind, insoweit sie unbewusst sind, so bezeichne ich den unbewussten Willen und die unbewusste Vorstellung in Eins gefasst mit dem Ausdruck »das Unbewusste«; da diese Einheit aber wieder nur in der Identität des unbewusst wollenden und unbewusst vorstellenden Subjects beruht (Cap. C. XV. 4), so bezeichnet der Ausdruck »das Unbewusste« auch dieses identische[3] Subject der unbewusst-psychischen Functionen, – ein zwar zunächst Unbekanntes, von dem man aber schon hier wenigstens so viel sagen kann, dass ihm ausser den negativen Attributen »unbewusst sein und unbewusst functioniren« auch sehr wesentliche positive Attribute »wollen und vorstellen« zukommen.

So lange die Betrachtung nicht über die Grenzen eines Individuums hinausgeht, möchte dies deutlich sein; fassen wir aber die Welt als Ganzes in's Auge, so nimmt der Ausdruck »das Unbewusste« nicht nur die Bedeutung einer Abstraction von allen unbewussten Individualfunctionen und Subjecten, sondern auch die Bedeutung eines Collectivums an, welches alle diese nicht nur unter sich, sondern in sich begreift. Endlich aber stellt sich in Cap. C. VII. heraus, dass alle unbewussten Functionen von Einem identischen Subjecte herrühren, welches in den vielen Individuen nur seine phänomenale Offenbarung hat, so dass alsdann »das Unbewusste« dieses Eine absolute Subject bedeutet. Soviel nur zur vorläufigen Orientirung. –

 »Die Philosophie ist die Geschichte der Philosophie« – dieses Wort unterschreibe ich von ganzem Herzen. Wer aber das Wort so versteht, als ob nur hinter uns die Wahrheit läge, der möchte in tiefem Irrthum stecken, denn es giebt einen todten und einen lebenden Theil in der Geschichte der Philosophie, und das Leben ist nur in der Gegenwart. So wird an einem Baume der feste, den Stürmen trotzende Stamm von todtem Holze, von dem Zuwachs früherer Jahre gebildet, und nur eine dünne Schicht enthält das Leben des mächtigen Gewächses, bis auch sie im nächsten Jahre zu den Todten zählt.

Nicht der Blätter- und Blüthenschmuck, der die Beschauer früherer Sommer am meisten bestach, war es, was dem Baume dauernde Stärkung verlieh, – sie halfen höchstens abgefallen und verfault seine Wurzeln düngen, – sondern der unbeachtete kleine Ringzuwachs am Stamm, und die unscheinbaren neuen Aestchen, das war es, was seine Ausdehnung, Höhe und Festigkeit mehrte. Und nicht bloss Festigkeit verdankt der lebensfrische Ring seinen todten Vorfahren, sondern indem er sie umfasst, auch die Grösse seines Umfangs; darum ist, wie am Baume, das erste Gesetz für einen neu anschiessenden Ring, dass er alle seine Vorgänger auch wirklich umfasse und in sich beschliesse, das zweite aber, dass er selbstständig aus den Wurzeln von unten auf erwachse.

Die Aufgabe, dies beides in der Philosophie zu vereinigen, ist fast paradox, denn wer auf der Höhe der Situation steht, pflegt die Unbefangenheit verloren zu haben, von vorn anfangen[4] zu können, und wer einen selbstständigen Anfang unternimmt, liefert meist ein dilettantisch unreifes Product, weil er die bisherige historische Entwickelung nicht inne hat.

Ich glaube, dass das Princip des Unbewussten, welches den alle Strahlen in sich vereinenden Brennpunct dieser Untersuchung bildet, in dieser Allgemeinheit gefasst, wohl als ein neuer Standpunct zu betrachten sein dürfte. Wie weit es mir gelungen sei, in den Geist der bisherigen Entwickelung der Philosophie einzudringen, muss ich dem Urtheil der Leser überlassen; nur bemerke ich, dass in Rücksicht auf den Plan des Werks der Nachweis, dass ziemlich Alles, was in der Geschichte der Philosophie als wahres Kernholz betrachtet werden kann, in den letzten Resultaten umfasst ist, sich nur auf kurze Hindeutungen beschränken muss, welche zum Theil in manchen Specialuntersuchungen, auf die an geeigneter Stelle verwiesen wird, eine nähere Ausführung gefunden haben.

 


Inhaltsverzeichnis (PdU von 1869)

 

Erster Teil: Phänomenologie des Unbewussten

Einleitendes
I. Allgemeine Vorbemerkungen
II. Wie kommen wir zur Annahme von Zwecken in der Natur

A. Die Erscheinung des Unbewussten in der Leiblichkeit

I. Der unbewusste Wille in den selbstständigen Rückenmarks- und Ganglienfunctionen
II. Die unbewusste Vorstellung bei Ausführung der willkürlichen Bewegung
III. Das Unbewusste im Instinct
IV. Die Verbindung von Wille und Vorstellung
V. Das Unbewusste in den Reflexwirkungen
VI. Das Unbewusste in der Naturheilkraft
VII. Der indirecte Einfluss bewusster Seelenthätigkeit auf organische Functionen
VIII. Das Unbewusste im organischen Bilden

B. Das Unbewusste im menschlichen Geist

I. Der Instinct im menschlichen Geist
II. Das Unbewusste in der geschlechtlichen Liebe
III. Das Unbewusste im Gefühl
IV. Das Unbewusste in Charakter und Sittlichkeit
V. Das Unbewusste im ästhetischen Urtheil und in der künstlerischen Production
VI. Das Unbewusste in der Entstehung der Sprache
VII. Das Unbewusste im Denken
VIII. Das Unbewusste in der Entstehung der sinnlichen Wahrnehmung
IX. Das Unbewusste in der Mystik
X. Das Unbewusste in der Geschichte
XI. Das Unbewusste und das Bewusstsein in ihrem Werth für das menschliche Leben

 

Anhang. Zur Physiologie der Nervencentra
1. Einleitung
2. Nervenfaser und Ganglienzelle
3. Das Rückenmark
4. Die psychische Innerlichkeit des Reflexvorganges
5. Der teleologische Charakter der Reflexfunction
6. Die vier Hauptstufen von Nervencentren
7. Die morphologische Bedeutung der Gehirntheile
8. Die Centra der räumlichen Sinne
9. Das Kleinhirn
10. Das Vorderhirn
11. Die Cooperation und Subordination der Nervencentra
12. Organismus und Seele

Fußnoten
Nachträge

 

Zweiter Teil: Metaphysik des Unbewussten

C. Metaphysik des Unbewussten

I. Die Unterschiede von bewusster und unbewusster Geistesthätigkeit und die Einheit von Wille und Vorstellung im Unbewussten
II. Gehirn und Ganglien als Bedingung des thierischen Bewusstseins
III. Die Entstehung des Bewusstseins
IV. Das Unbewusste und das Bewusstsein im Pflanzenreiche
V. Die Materie als Wille und Vorstellung
VI. Der Begriff der Individualität
VII. Die All-Einheit des Unbewussten
VIII. Das Unbewusste und der Gott des Theismus
IX. Das Wesen der Zeugung vom Standpuncte der All-Einheit des Unbewussten
X. Die aufsteigende Entwickelung des organischen Lebens auf der Erde
XI. Die Individuation
XII. Die Allweisheit des Unbewussten und die Bestmöglichkeit der Welt
XIII. Die Unvernunft des Wollens und das Elend des Daseins
XIV. Das Ziel des Weltprocesses und die Bedeutung des Bewusstseins
XV. Die letzten Principien

Fußnoten
Nachträge

 

 

Beisetzung in Berlin 1906

 

  

 

Der Pessimismus

und seine Gegner

Von AGNES TAUBERT

 

wikipedia  Agnes_Taubert   (*1844 in Stralsund bis 1877, 33)

Bing.Buch      Goog.Buch 

gleichsatz.de/b-u-t/trad/moralt/taubert0.html 

 

Philosophie gegen naturwissenschaftliche Ueberhebung.

Eine Zurechtweisung des Dr. med. Geo. Stiebeling und seiner angeblichen Widerlegung der Hartmann'schen Lehre vom Unbewußten in der Leiblichkeit. Carl Duncker, Berlin 1872

Digitalisat: reader.digitale-sammlungen.de -- bsb11163745_00009.html

 


"Es ist ein elend jämmerlich Ding um aller Menschen Leben,
vom Mutterleib an, bis sie in die Erde begraben werden,
die unser aller Mutter ist."
- Jesus Sirach 40,1

I. Einleitung

 

Der Pessimismus ist so alt wie die Reflexion des Menschen über sich und sein Leben. Seine ersten Spuren reichen so weit zurück, wie die frühesten Denkmäler der Literatur. In vielen Völkern bildete und bildet er die anerkannte Grundansicht über das menschliche Leben; in den wichtigsten Religionen ist er als mitbestimmende Doktrin für den ganzen Charakter der religiösen Weltanschauung aufgenommen worden.

Als integrierender Bestandteil eines von keiner Religion direkt abhängigen philosophischen Systems ist er zuerst von SCHOPENHAUER in die Wissenschaft eingeführt worden.

Die aus dem Wesen des Pessimismus nicht unmittelbar sich ergebende Verquickung desselben mit asketischem Quietismus wirkte in den Augen der energischen und strebsamen Norddeutschen diskreditierend auf die pessimistische Lehre zurück; den Gegner war es durch die Persönlichkeit des Frankfurter Sonderlings leicht gemacht, seine Lehre als einen Ausfluß seiner subjektiven Stimmung ohne objektive Bedeutung zu erklären und der Mangel einer zusammenhängenden wissenschaftlichen Begründung ließ eine umfassendere Bekämpfung des wesentlich auf einer Reihe geistreicher Apercus [geistreiche Bemerkung] gestützten SCHOPENHAUERschen Pessimismus ziemlich überflüssig erscheinen.

Nichtsdestoweniger schuf sich SCHOPENHAUER in gleichgestimmten Seelen eine zwar kleine, aber stetig wachsende Gemeinde, deren weitverbreitete Nachwirkung namentlich in der schönen Literatur der letzten Dezennien mächtig hervortraten.

Indem EDUARD von HARTMANN in seiner Philosophie des Unbewußten die ungesunde Verbindung des Pessimismus mit dem Quietismus löste, den Pessimismus durch seine Synthese mit evolutionistischem Optimismus auch energischen Naturen annehmbar machte, eine wenn auch immer nur kurz gefaßte, doch systematisch aufgebaute Begründung desselben versuchte und die so geläuterte und befestigte Lehre durch zahlreiche Auflagen in weitere Kreise des Publikums hinaustrug, erwuchs den Gegnern des Pessimismus die Aufgabe, der immer schneller um sich greifenden Doktrin nachdrücklich entgegenzutreten.

Dies ist dann auch von verschiedenen Seiten geschehen.

....

 


XI.

Der Pessimismus und das Leben

Wir gelangen jetzt zu der wichtigsten aller auf den Pessimismus bezüglichen Fragen: wie es möglich sei, nach Erkennung der Glücklosigkeit des Daseins noch weiterzuleben und das Dasein nicht wie eine unerträgliche Last von sich zu werfen?

Ohne Zweifel wird diese Frage von einem Jeden aufgeworfen, welcher der pessimistischen Weltanschauung näher tritt und sich mit derselben in irgend einer Weise abzufinden sucht.

...

 

 

 

Vorwort von Eduard von Hartmann - Pessimismus 1891

 

 

 

 

 

 

 

 

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