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Alexander Bogdanow
Malinovskij,
Aleksandr Aleksandrovic
Der rote Planet (1907) Der rote Stern Der rote Mars Utopischer Marsroman Ingenieur Menni (Manny) (1913)
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Wikipedia.Autor *1873 in Litauen bis 1928 (55) DNB Nummer (31) Bing.Autor Goog Planet Roter Planet im "Sozialistisches Archiv für Belletristik" detopia: Kommbuch |
Saage in Ein Essay von Richard Saage
Die Frage, ob es ein Utopiepotential im bolschewistischen Diskurs gab, ist auf den ersten Blick zu verneinen. So bestand Lenin auf dem Marx-Engelsschen Verdikt einer utopischen Ausmalung der zukünftigen sozialistischen Gesellschaft, wonach der wissenschaftliche Sozialismus »keine Rezepte (comtistische?) für die Garküche der Zukunft« anzubieten habe: Ausdrücklich berief er sich auf Marx, bei dem sich nicht die Spur eines Versuchs finde, »Utopien zu konstruieren, ins Blaue hinein Mutmaßungen anzustellen über das, was man nicht wissen kann«.
Die Utopisten, bemerkte er kritisch, befaßten sich mit der »›Entdeckung‹ politischer Formen« statt sie, wie Marx, aus der genauen Analyse historischer Vorgänge abzuleiten. Ausdrücklich verwahrte er sich gegen die Kritik bürgerlicher Autoren, die Antizipation des »absterbenden Staates« in der kommunistischen Gesellschaft als »reine Utopie« abzutun.
Doch diese verbale Utopiefeindlichkeit täuscht.
Abgesehen davon, daß Ernst Bloch Lenins Denken mit guten Gründen utopische Qualitäten attestierte, hat sich einer der führenden bolschewistischen Politiker vor dem Ersten Weltkrieg, Aleksandr A. Bogdanow, 1904 offen zum »Utopismus« bekannt, dessen »strenge Folgerichtigkeit des Denkens und Wollens« und »unbeirrbare Aktivität im Lebenskampf« er lobte. Drei bzw. acht Jahre später veröffentlichte er zwei utopische Romane, nämlich »Der rote Planet« und »Ingenieur Menni«.
Wie immer es um die literarische Qualität dieser beiden Romane bestellt sein mag: Ihre politische und schulemachende Bedeutung darf nicht unterschätzt werden. Spätestens mit der Konsolidierung des Sowjet-Systems festigte sich, wie ein zeitgenössischer Rezensent hervorhob, der Glaube in allen politischen Strömungen des revolutionären Rußlands,
»daß die Menschheit sich in ihrer Gesamtheit der Herrschaft der Freiheit, dem Sozialismus, nähert. Schon jetzt müssen wir deshalb skizzieren, wie wir diesen Staat der Zukunft uns vorstellen müssen (…). Deshalb verdient das vom Autor gezeichnete Bild des sozialistischen Lebens die intensivste Aufmerksamkeit der Arbeiter«.
Zugleich benennt der Rezensent mit dieser Bemerkung auch den Grund, warum die beiden Romane zur »eigentlichen Quelle für ›Inspirationen‹ in der Übergangsperiode nach der bolschewistischen Revolution 1917« avancieren konnten.
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Video 2009: "Menschenlabor Sowjetunion" - auch über Bogdanows Blutexperimente Ein Film von Boris Rabin. Sicher auch auf youtube und in den Mediatheken der ARD
Aus wikipedia 2010:
In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts beteiligte sich Bogdanow an der Arbeit sozialdemokratischer Zirkel in Tula. Seit 1896 war er Mitglied der SDAPR. Nach dem II. Parteitag der SDAPR 1903 schloss er sich den Bolschewiki an. Auf dem III. Parteitag 1905 wurde er zum Mitglied des ZK gewählt. Dort war er Mitglied der Finanzgruppe und verantwortlich für die Literatur-Arbeit. Bogdanow gehörte zur Redaktion der Zeitungen Wperjod (Vorwärts), Proletari (Der Proletarier) und Nowaja Schisn (Neues Leben). Er nahm am V. (Londoner) Parteitag der SDAPR teil. Zwischen 1904 und 1906 publizierte er drei Bände des philosophischen Werkes Empiriomonismus, in welchem er versuchte, den Marxismus mit den Philosophien von Ernst Mach, Wilhelm Ostwald, und Richard Avenarius zu verbinden. Seine spätere Arbeit beeinflusste viele marxistische Theoretiker, einschließlich Nikolai Bukharin. Gegen Bogdanows Empiriomonismus verfasste Lenin seine philosophische Schrift Materialismus und Empiriokritizismus (1909). Nach der Revolution von 1905/1907 in Russland kam es zu ideologischen Konflikten mit Lenin. Bogdanow gründete 1909 die Zeitung Wperjod (Vorwärts) und stand an der Spitze der Otsowisten. Da er sich gegen die Linie der Partei wandte, wurde er auf der Beratung der erweiterten Redaktion des Proletari aus der Partei ausgeschlossen. Die wperjodistischen Bolschewiki verstanden sich als die wahren Bolschewiki und hatten zunächst ebenso viel Zulauf wie die leninistische Linie. Sie gründeten die Parteischule in Capri 1909, die mit Hilfe von Maxim Gorki zustande kam. 1913 kehrte Bogdanow infolge der Amnestie nach Moskau zurück. 1917 gründet er mit Lunatscharski, Pokrowski, Basarow und Skworzow die Sozialistische Akademie für Gesellschaftswissenschaften und wurde Mitglied der Kommission für die Übersetzung und Herausgabe der Marx-Engels-Werke. Ab 1918 war er einer der Organisatoren der „proletarischen Kultur“ (Proletkult), in der der Arbeiterschaft eine eigenständige Kultur- und Bildungsbewegung ermöglicht werden sollte. Weiterhin versuchte er, eine eigene Organisationstheorie der industriellen Organisationsformen zu erstellen. Er befasste sich auch mit futuristischen Erzählungen, die er veröffentlichte. Sein Roman <Der rote Stern> ist eine moderne sozialistische Utopie, in der auch feministische Themen präsent sind. Kim Stanley Robinson ließ sich für seine Novelle Roter Mars durch Bogdanow inspirieren und schuf auch einen ihm ähnlichen Charakter seines Namens. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg schuf Bogdanow mit seiner monumentalen Tektologie eine breit angelegte Theorie der Weltorganisationsdynamik, die zugleich als Systemtheorie, als Krisen- und Katastrophentheorie, als Theorie der Nachhaltigkeit und als globale Kulturtheorie gelten kann. Ein wichtiges Anliegen bestand ihm darin, die Menschheit vor dem Unterschreiten eines kulturellen Standards zu bewahren, zu verhindern, dass es zu einer globalen Nivellierung und Anpassung nach unten kommt. Er befürchtete einen Rückfall der Zivilisationen in die elementare Barbarei. Ab 1920 arbeitete Bogdanow als Professor für politische Ökonomie an der Kommunistischen Akademie. Ab 1926 bekleidete er den Posten eines Direktors des von ihm gegründeten Instituts für Bluttransfusionen. Alexander Bogdanow starb 1928 bei einem wissenschaftlichen Selbstversuch. |
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Maja Soboleva: Aleksandr Bogdanov und der philosophische Diskurs in Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zur Geschichte des russischen Positivismus
Inhalt (2007) Inhalt.pdf
Vorwort 9
Einleitung. Probleme der Positionierung von Bogdanovs Philosophie 11
I. Der philosophische Diskurs in Russland 1899 -1913 (17) 1.1. "Probleme des Idealismus" contra "Essays zur realistischen Weltanschauung" 21 1.2. "Essays zur Philosophie des Marxismus": Kritischer Positivismus gegen "idealistischnn Materialismu"" 43 1.3. "Wegzeichen" contra "Essays zur Philosophie des Kollektivismu"" 50 1.4. Zur Debatte zwischen dem Idealismus und dem Positivismus 59
II. Der "kritische Positivismus" in Russland: Charakteristik und Ursprung (61) II... Grundzüge des russischen "kritischen Positivismus" .......................61 11.2. Ursprung des philosophischen Positivismus in Russland.................66 11.3. Zwischen Comte und Mach: Vladimir Lesevic (1837-1905)...........68
III. Der "kritische Positivismus" in Russland: Seine Vertreter - Vladimir Bazarov, Pavel Juskevic, Aleksandr Bogdanov (73) III.1. Der kritische Positivismus von Vladimir Bazarov 73 111.1.1. Einheit der Wirklichkeit 73 111.1.2. Konstituierung der Wirklichkett.......................................................74 111.1.3. Das Wesen der Erkenntnis nach Bazarov.........................................77 111.1.4. Praxis und Erkenntnss 80 111.2. Der Empiriosymbolismus von Pavel Juskevic.................................82 111.2.1. Anthropologische Grundlagen der Erkenntnistheorie......................83 111.2.2. Konstituierung der symbolischen Wirklichkeit................................84 111.2.3. Einheit der symbolischen Wirklichkeit 85 111.2.4. Relativität des Realitätsbegriffs 86 111.2.5. Zeichentheorie 88 111.2.6. Wissenschatt als empiriosymbolisches System................................90 111.2.7. Von der Substanz zur Funktion 92 111.2.8. Definition der Philosophie 94 111.3. Die Philosophie von Aleksandr Bogdanov.......................................96 111.3.1. Erkenntnistheorie: Empiriomonismus..............................................96 111.3.1.1. Bogdanovs Kritik "der Erfahrung selbst".....................98 1113.1.1.1. Soziologisierung der Erkenntnis...................................98 IIU.1.1.2. Apriori der Erfahrung...................................................99 III.3.1.1.3. Das Wesen des "Empiriomonismus-..........................104 111.3.1.2. Bogdanovs "Kritik der Verallgemeinerungen und Schlussfolgerungen vom Gesichtspunkt der Erfahrung" 121 IIU.1.2.1. "Dingansich"............................................................122 1113.1.2.2. "Ewige Wahrheit".......................................................122 1113.1.23. Erfahrung als passive Abbildung................................125 111.3.1.3. Quellen der Bogdanovschnn Erkenntnistheorie..........126 111.3.2. Organisaiionslehre: Tektologie.......................................................130 111.3.2.1. Vom Empiriomonismus zur Tektologie......................130 111.3.2.2. Das Wesen und die Grundlagen der Tektologie..........132 ffl.3.2.3. Grundgesetze der Tektologie......................................135 III.3.2.3.1. Objekt der Tektologie..................................................135 111.3.23.2. Grundmechanismen der Organisaiion........................136 111.3.2.3.3. Kosmologische Bedeutung der Evolution...................145
III.3.204. Möglichkeiten der Applikaiion der Organisaiionslehre 146 111.3.2.4.1. "Die Tektologie des Kampfes gegen das Alter".........147 111.3.2.4.2. Anwendungsmöglichkeiten der Tektologie in der Wirtschaft 151 111.3.2.4.3. Anwendung der Organisaiionslehre im Bereich der Kultur 156 111.3.2.4.4. Armendung der Tektologie bei der Analyse wirtschaftlicher Krisen 159 111.3.2.4.5. Anwendung der Organisaiionslehre in der Psychologee 162 IH.3.2.5. Entstehungskontext der Organisaiionslehre................165 IH.3.3. Soziologie 172 III.3.3.1. Zum Gesellschaftsbegriff............................................173 IH.3.3.2. Gesellschaftliche Dynamik.........................................175 III.3.3.3. Entstehung von Gesellschatt.......................................177 III.3.304 Ideologie. Ihr Wesen und ihre Bedeutung für das gesellschaftliche Leben 179 111.3.3.4.1. Das Wesen der Ideologie.............................................180 111.3.3.4.2. Bedeutung der Ideologie für das gesellschaftliche Leben 184 III.3.3.5. Typologie der Kultur...................................................190 IH.3.3.6. Tendenzen gesellschaftlicher Entwicklung.................200 III.3o4. Utopischer Sozialismus..................................................................203 111.304.1. Theoretische Grundannahmnn der Bogdanovschen Konzeption des Sozialismus 203 111.304.2. Grundzüge der Bogdanovschnn sozialistischnn Utopie 208 111.3.4.2.1. Technik........................................................................208 111.3.4.2.2. Ökonomie....................................................................208 111.3.4.2.3. Natur, Arbeit und die vereinigte Menschhett...............209 111.3.4.2.4 Arbeit und Individuum................................................211 111.3.4.2.5. Sozialisiische Ethik.....................................................212 IIU.4.2.6. Alltag..........................................................................215 IIU.4.2.7. Definition des Sozialismus..........................................216 111.3.4.3. Realisierungsmöglichkeiten der Utopie......................218 111.3.4.4. Diskussion 223
IV. Zur Aktualität des russischen Positivismus der "zweiten Welle" 243
Anhang 251 Zur Biographie Bazarovs 251 Zur Biographie Juskevics 252 Zur Biographie Bogdanovs 253 Literaturverzeichnis 255 |
Alexander Bogdanov - 1873 bis 1928