Andrej Platonowitsch 

Platonow

Ein "sozialistischer Beckett"

Ein "russischer George Orwell"

Ein "ökologischer Prophet"

 

"Selbst die Energie des gespaltenen Atoms ist nichts
im Vergleich zur Energie des Ozeans aus Licht." 
(Platonow 1921)

Dshan - Herausgegeben und übersetzt von Michael Leetz, 2019

Wikipedia.Autor  *1899 in
Woronesch bis 1951 (52)

DNB Person (58) 
DNB Nummer (60)  dnb.Name (70)

Bing.Autor    Goog.Autor 

 

detopiaKommbuch 

P.htm    Ökobuch    Sterbejahr

1930-Buch     Utopiebuch

 

Platonow bei Malzew 

Bogdanow     Bulgakow

 

detopia

Iwan Iljin     Wladimir Maximow    Wernadski    Fjodorow     Bogdanow 

T.Aitmatow    I.Babel     Jewgenij Samjatin    K.Malewitsch    Buckminster Fuller 

Tarkowski     Wilhelm.Raabe    Petruschewskaja     George Orwell   Jurij Malzew    Schalamow

 

„Der erste Surrealist der Literatur“ war er für Josef Brodski.  Stalin nannte ihn Abschaum, Gorki ein ungehobeltes Talent.

Dabei wollte Andrej Platonow nichts als ein ehrlicher Kommunist sein, der die Wirklichkeit beschreibt. Heute gelten seine Werke vielen Russen als Metaphern der Absurdität des sowjetischen Alltags und der Putinschen Geschichtsrevision.

 

detopia-2020:

zuerst fiel mir der meister bei jurij malzew auf, welcher 1980 eine sehr lebendige samisdatliteraturgeschichte geschrieben hatte. diese erste bekanntschaft mit platonow und malzew geschah in der herrlichen zwischenfriedenszeit 90 bis 97, vor der internetzeit, also in den guten alten anarchistischen buchlesezeiten.

später um 2008 kam dann utze um die ecke und schenkte mir den oberbaum-platonow von siegfried heinrichs, welcher gerade seinen oberbaum-verlag verschenkte. - das lag erstmal rum und dann ergriff mich sehr eine gewisse eine geschichte und ich las malzew/platonow wieder.

und dann kam schon das jahr 2015 heran mit leetz sein platonow-feature im radio. und dann wir schrieben uns und diskutierten bisl rum. - und danach ging es bekanntlich schlag auf schlag. während malzew noch vermutet, dass der KGB viele schriften in den ofen gab, so ist dem wohl nicht so und wir haben heute reichlich platonowlektüre. und vor allem: modern übersetzt -- denn beim oberbaum-platonow wollte ich manchmal nicht weiterlesen, wegen zuviel Abstraktion.

in platonows vision vom sonnenlicht muss ich mich noch konzentriert reindenken, ob er da mehr poet oder mehr ingenieur war (wie kann er denn 1921 was über den energieinhalt von atomkernen wissen?) -  Und dann will ihn aber zuerst als poet genießen und danach erst als Ökoprophet ernstnehmen.

fazit: wir bleiben platonow gewogen.

 

2019 - 244 Seiten   

Frühe Schriften zur Proletarisierung

1920-1927  / von Andrej Platonov    Herausgegeben von K.Kaminskij und Roman Widder 

Inhalt.pdf 

Verlagsmeldung 

Andrej Platonov ist durch seine großen Romane »Die Baugrube« und »Tschewengur« zu einem Klassiker der russischen Literatur geworden.

Er gilt als ein Autor, der die Oktoberrevolution nicht nur beschrieben, sondern ihr eine Sprache gegeben hat, auch deshalb, weil er selbst ein Anhänger der Revolution war: Er schildert das wechselhafte Geschick des sowjetischen Experiments aus dem Inneren ihrer utopischen Sprache heraus.

Vor seinem literarischen Durchbruch arbeitete Platonov als Journalist und Elektrotechniker in der sowjetischen Provinz und schrieb zugleich für lokale Zeitungen kleinere Texte, die zwischen Philosophie, Technik und Polemik mäandern.

Er schreibt über das Verhältnis von Proletariat und Partei, einen marxistischen Begriff der Freiheit, über proletarische Kultur und einen demokratisierten Presseapparat, aber auch über erneuerbare Energien, die Elektrifizierung des Landes und den drohenden Klimakollaps.

1921 will er die Aufsätze unter dem Titel »Gedanken eines Kommunisten« einer breiteren Öffentlichkeit vorlegen. Eine Publikation wird jedoch abgelehnt. Diese frühen Texte Platonovs werfen nicht nur ein neues Licht auf sein literarisches Werk, sie gewähren dem Leser auch einen ungewöhnlichen Einblick in das Selbstverständnis der frühen sowjetischen Kultur.

Zum 100jährigen Jubiläum des literarischen Debüts von Andrej Platonov versammelt der vorliegende Band größtenteils erstmals übersetzte Texte aus seiner frühen Publizistik.

 

 

Der makedonische Offizier

Makedonskij oficer / von Andrej Platonow

Übersetzt von Michael Leetz

140 Seiten

dnb.Buch   bing.Buch  goog.Buch

Angaben aus der Verlagsmeldung

Wie viele Platonow-Helden hat auch Firs, der makedonische Offizier, nicht aufgehört, über das Leben zu staunen. Er ist ein Suchender, der die Schrecken der Existenz am eigenen Leibe erfährt und seine untergründige Traurigkeit nicht los wird.

Im geheimen Auftrag Alexanders des Großen lebt er seit einigen Jahren in einem fernen asiatischen Reich. Es erstreckt sich in einem gewaltigen blauen Tal, eingeschlossen von einem »Himmelsgebirge«, dessen Wände »undurchdringlich sind für den Wind und für die Freiheit«. Statt das Bewässerungsprojekt für den dortigen Despoten durchzuführen, bereitet er einen Aufstand gegen ihn vor.

»Nicht zur Veröffentlichung bestimmt«, heißt es in einer Akte des sowjetischen Geheimdiensts über Andrej Platonow und sein Romanprojekt »Der makedonische Offizier«. Zwischen 1932 und 1936 entstanden, blieb es Fragment und wurde erst Mitte der neunziger Jahre in Russland veröffentlicht. Der dichte Text enthält nicht nur die schärfste Kritik an Stalin, die Platonow jemals formulierte, sondern auch seine Vorahnung einer von Menschen verursachten globalen Katastrophe.

 

Audio 2021   Der makedonische Offizier   Lesebericht dlf

 

 

 

 

 

 

 

2016

 

 

 

 

Neues Denkmal im Geburtsort  Woronesch:

 

 

Friedhof in Moskau:

Platonow 1899-1951

Sohn: 1923-43

Ehefrau: 1905-83

Tochter: bis 2005

 

 

Einige Schriften

 

- Das Volk Dshan (=Seele) oder Die erste sozialistische Tragödie   DNB.Buch 

- Der Takyr

- Die Baugrube 

- Die glückliche Moskwa

- Das Licht und der Sozialismus (1922, Artikel)

- Der Mensch und die Wüste  (1924, Artikel) 

- Der makedonische Offizier

2016 Biografie von Hans Günther    dnb.Buch 

 

 

Audio:

 

2015   Platonow als ökologischer Prophet  Leetz im SWR, 28min 

2016   Die Baugrube  Sinnbild des Scheiterns       dlf  die-baugrube-sinnbild-des-scheiterns   2016 Biografie

2016   Biografiebuch - Leben, Werk, Wirkung  von Hans Günther

2016   Platonov ist seltsam aktuell

2019   Dshan und die glückliche Moskwa  dlf, 10'

2020   Die glückliche Moskwa  Buchkritik, 7min       dlf  die-glueckliche-moskwa-harter-weg-in-eine-- 2019 

2021   Tschewengur - Gorki-Theater Berlin 

2021   Der Realismus des Andrej Platonow von Mario Bandi 54 min dlf-1.1.2021

Der Realismus des Andrej Platonow - Ad Absurdum

2022    Der makedonische Offizier    Lesebericht im dlf 

 

dlf  andrej-platonow-die-baugrube-ein-sozialistischer-beckett

 


 

 


 

Aus Wikipedia 2010:

 

 

Er begann Anfang der 1920er Jahre mit der Veröffentlichung von Erzählungen und Gedichten, zugleich arbeitete er als Spezialist für Landgewinnung in Zentralrussland. 

Hier wurde er Augenzeuge der durch die Zwangskollektivierung verursachten Veränderungen und Schäden. 

1927 wurde er hauptberuflicher Schriftsteller in Moskau. Er war ein Mitglied der landwirt­schaftlichen Schriftsteller­vereinigung Perewal und schuf die Kurz­geschichten­sammlung Die Epiphaner Schleusen

Seine beiden Hauptarbeiten, die Romane Tschewengur und Die Baugrube, entstanden zwischen 1926 und 1930 in etwa mit dem Beginn des ersten Fünfjahrplanes 1928. Diese Arbeiten mit ihrer impliziten Systemkritik brachten ihm heftige offizielle Kritik ein, und obgleich ein Kapitel von 'Tschewengur' in einer Zeitschrift erschien, wurde keines seiner Werke vollständig veröffentlicht. Andere Kurzgeschichten trugen sogar zu einem gewissen Rückgang seines Ansehens bei.

Während des stalinistischen Großen Terrors der 1930er Jahre wurde Platonows 15jähriger Sohn verhaftet und in ein Arbeitslager deportiert, wo er an Tuberkulose erkrankte. Als er schließlich zurückgebracht wurde, steckte sich Platonow bei der Pflege an. 

Während des Großen vaterländischen Krieges (2. Weltkrieg) wurde Platonow als Kriegs­bericht­erstatter eingesetzt, aber sein Gesundheit­szustand verschlechterte sich. Nach dem Krieg verlegte er sich vom individuellen literarischen Schaffen auf das Sammeln von Volkserzählungen und gab zwei Sammelbände heraus. Er starb 1951. Sein Grab befindet sich auf dem Armenischen Friedhof in Moskau.

Obgleich er zum Zeitpunkt seines Todes relativ unbekannt war, war sein Einfluss auf die neueren russischen Schriftsteller beträchtlich. Ein Teil seines Werkes wurde während der Tauwetterperiode der 1960er Jahre veröffentlicht oder erstveröffentlicht.

Wegen seiner politischen antitotalitären Schreibweise und seines frühen Todes an Tuberkulose nannten ihn englische Kommentatoren den <russischen George Orwell>.   

 


 

 

aus Malzew 1980:

 

Die größte Popularität und den größten Einfluß von allen besitzt dabei wohl Andrej Platonow, ein Schriftsteller, dem erst heute endlich die Wert­schätzung und Anerkennung zuteil wird, die er verdient, obgleich ein bedeutender Teil seines Werks in der Sowjetunion nach wie vor nicht veröffentlicht ist, den man nur über den Samisdat kennenlernen kann. (Das Manuskript seiner Erzählung <Puteschestwije w tschelowetschestwo>, <Reise in die Menschheit> ist sogar für immer verloren).

Jeder, der zum erstenmal ein Buch von Andrej Platonow zur Hand nimmt, wird schon nach wenigen Zeilen von ratloser Verstörung ergriffen: Wer spricht hier — ein Kauz oder ein Genie? Und je weiter man sich in die Lektüre vertieft, desto mehr wächst das Erstaunen, man tritt gleichsam in eine unbekannte und mit nichts vergleichbare Welt ein; das Geheimnisvolle an diesem Schriftsteller wird immer quälender und beunruhigender. In der gesamten russischen Literatur ist es wohl nur noch Gogol, der uns als ein ebensolches, von keinem ganz gelöstes Rätsel gegenübersteht. 

Die überragende Bedeutung Andrej Platonows (1899-1951) ist unbezweifelbar, er ist einer der größten Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts, doch sein Werk ist voller Widersprüche, und der von ihm gestaltete Mikrokosmos, die eigenartige, bizarre, abseitige Welt seiner Bücher ist von einem tiefen Geheimnis und einer rätselhaften Bedeutsamkeit erfüllt. Doch wenn Platonow für uns Russen groß und geheimnisvoll ist, ist er für Ausländer offenbar schlicht unverständlich. 

In fast allen westlichen Studien über die moderne russische Literatur werden Platonow als einem unter vielen Autoren in summarischen Darstellungen ein paar Zeilen gewidmet, während gleichzeitig unbedeutende oder sogar schlicht indiskutable Schriftsteller viele Seiten Würdigung erhalten. Lo Gatto zum Beispiel erwähnt in seiner »Geschichte der sowjetrussischen Literatur« Platonow nur beiläufig als den Autor der Chronik »Wprok« (Zum Vorteil) und einiger Erzählungen über den Krieg — des schwächsten und unbedeutendsten, was Platonow geschrieben hat.3

Der seltsame Eindruck entsteht zunächst durch Platonows Sprache. Es ist die ungeschliffene und regellose Sprache des Naturtalents und Autodidakten, doch bei aufmerksamer Lektüre bemerkt man, daß diese Regellosigkeit beabsichtigt und wohldurchdacht ist, daß der originelle Stil so spontan gar nicht ist, wie es zunächst scheint, sondern sorgsam herangebildet und fein bearbeitet. 

Dennoch bleibt zugleich auch die spontane Natürlichkeit und Ungezwungenheit seines Schaffens unbezweifelbar, so daß die bekannte Aufteilung der Kunst in »naiv« und verstandesmäßig, wie sie seinerzeit von den Romantikern vorgenommen wurde und in veränderter Gestalt auch in der Literaturkritik unserer Zeit eine Rolle spielt, hier widerlegt zu werden und eine Synthese dieser vermeintlich unvereinbaren Prinzipien möglich scheint. 

Hinter der farbenprächtigen folkloristischen Außenansicht läßt sich das tief verborgene wahre Ich des Autors erahnen — eines feinfühligen Psychologen und außergewöhnlichen Denkers mit einem ganzheitlichen philosophischen System, einer ausgereiften Weltanschauung und einer exakten Wertskala. 

Aus dem Grundelement des Volkstümlichen wächst bei Platonow nicht einfach ein farbenfrohes Bild der Volkssitten, sozusagen für Liebhaber exotischer Folklore, sondern es bricht plötzlich eine fremdartige, ja chimärische, zeitweise surrealistische fiebrig-phantastische Struktur von Bildern hervor — sinnlos, doch in ihrer Fremdartigkeit in sich schlüssig —, die nicht so sehr verblüffen und verwirren als vielmehr die ungewöhnliche weltan­schauliche Konzeption des Autors offenlegen soll. 

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Weiter bei Malzew  

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In DDR 1987: Dshan

 

 

 

 

 

Inhalt 2019

Dshan oder die erste sozialistische Tragödie

 

Übersetzt von Michael Leetz

 

Dshan. Roman

Das Unmögliche. Erzählung

Licht und Sozialismus. Essay

Der Mensch und die Wüste. Zeitungsartikel

Der Kampf gegen die Wüste. Zeitungsartikel

Lebenslauf - A. P. Platonow

Besiegen wir die Dürre? Denkschrift

Brief an Alexander Woronski

Brief an einen Unbekannten

Vier Briefe an Maxim Gorki

Briefe von den Reisen nach Turkmenien an Frau und Sohn

Der Takyr. Erzählung Übersetzt von Erich Ahrndt

Karages. Prosaskizze

Die heiße Arktis. Essay

Über die erste sozialistische Tragödie. Essay [Manuskriptfassung]

278 Über die erste sozialistische Tragödie. Essay [Typoskriptfassung]

283 Die Gestalt des zukünftigen Menschen. Essay

 

Anhang

 

295  Anmerkungen des Herausgebers

335  Auf der Suche nach Platonows verlorener Utopie -- Nachwort von Michael Leetz

369  Über ein besonderes erzählerisches Mittel in Dshan

371  Originalausgaben

373  Glossar der mittelasiatischen Begriffe

376  Danksagung

 


 

 

Dshan-2019:

 

Es enthält eine Neuübersetzung von Dshan, erstmals auf Grundlage der unzensierten Original-Fassung, sowie die ökologischen Texte Platonows.

Darüber hinaus enthält es auch Briefe und Dokumente des persönlichen Lebens, das meiste davon liegt nun erstmals auf Deutsch vor.

Andrej Platonow: Dshan oder Die erste sozialistische Tragödie. Prosa - Essays - Briefe.

Quintus-Verlag, Berlin 2019

weitere Angaben auf der Verlags-Website:

quintus-verlag.de/buecher/dshan.html 

 

Herausgegeben und aus dem Russischen übersetzt von Michael Leetz

 

Andrej Platonow (1899–1951) gilt als prophetischer Schriftsteller, der in seinem Werk die Tragödie der Sowjetunion erfasst und vorausgesehen hat. Doch bis heute ist vollkommen unbekannt, dass sein literarisches Schaffen zugleich ein hochaktuelles ökologisches Denken durchzieht. Erstmals wird in dem Band der ökologische Prophet Andrej Platonow erschlossen.

Der Bogen spannt sich von seiner frühen Publizistik, in der er die Nutzung der Sonnenenergie und die Überwindung des Raubbaus an der Natur propagiert, bis zu dem Essay Über die erste sozialistische Tragödie. In diesem Schlüsseltext reagiert Platonow einerseits auf die gewaltsame Industrialisierung unter Stalin, die den Menschen versklavte und die Natur zerstörte, andererseits warnt er vor einer künftigen ökologischen Katastrophe.

Der Roman Dshan erzählt von einem kleinen Nomadenvolk, das auf seinem Leidensweg durch die Wüste eine neue Seele erlangt. Dshan, so der Name des Volkes, heißt Seele. Im Kontext von Platonows ökologischem Denken erweist sich der Roman als Utopie von einer Menschheit, die es vermag, im Einklang mit der Natur zu leben und die Gefahr ihres selbstverschuldeten Untergangs zu bannen.

Der Großteil der Werke ist zuvor nie auf Deutsch erschienen. Dshan wurde erstmals auf der Grundlage der unzensierten Originalfassung, die 1999 in Russland publiziert wurde, neu übersetzt.

 

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Ein ökologischer Prophet -

 

Der Schriftsteller Andrej Platonow 

 

Von Michael Leetz  - SWR Wissen 2015

 

SWR 18.6.2015, 08.30 Uhr , Redaktion: Anja Brockert, Regie: Felicitas Ott

Platonow bei SWR  

swr.de  ein-oekologischer-prophet  

Audio 28 min

Manuskript.pdf 

 

Zitator 1: 

Das ungelöste Energieproblem ist die Wurzel allen Übels. Alles Übel auf der Welt rührt her von dem Mangel an freier, sofort zur Arbeit geeigneter Energie, die man nicht durch schwere Mühen erlangen muss. Das Licht ist eine solche Energie, die man nicht mit den Händen aus der Erde auszugraben braucht. 

O-Ton  Alejnikow: 
On nasch sowremennik. Platonow konjeschno nasch sowremennik. A schto jewo ideji pomogut i w budeschem, eto bessporno. 

Zitator 2 (overvoice): 
Er ist unser Zeitgenosse. Platonow ist natürlich unser Zeitgenosse. Und dass seine Ideen auch in der Zukunft helfen, das ist unbestritten. 

Zitator 1: 
Selbst die Energie des gespaltenen Atoms ist nichts im Vergleich zur Energie des Ozeans aus Licht. Andrej Platonow, 1921. 

Ansage: 
Ein ökologischer Prophet - Der Schriftsteller Andrej Platonow. Eine Sendung von Michael Leetz. 

Erzähler: 
Andrej Platonow gilt heute als einer der wichtigsten russischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er war ein sowjetischer Schriftsteller, der sich dem in der Sowjetunion zur Norm erhobenen „sozialistischem Realismus“ nie unterordnete, sondern künstlerisch eigenständige, neue Wege ging. Ein Sozialist, der aufrichtig an den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft glaubte. Gerade deshalb erfasste er die Widersprüche des ersten sozialistischen Staates, der Sowjetunion, besonders tief. 

In seinem Roman <Die Baugrube> nahm er bereits 1930 den Zusammenbruch des sowjetischen Systems visionär vorweg. 

Doch dass Platonow auch ein ökologischer Prophet war, ist bis heute kaum bekannt. Bereits in den frühen 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts setzte er sich für die Nutzung erneuerbarer Energien ein, vor allem der Sonnenenergie. Platonow war davon überzeugt, dass die junge Sowjetunion eine Wirtschaft aufbauen sollte, die die natürlichen Ressourcen schont. 

Sein ökologisches Denken wurde durch den Beruf geprägt: Anfang der 20er Jahre organisierte er in Zentralrußland die Elektrifizierung der Landwirtschaft und kämpfte als Meliorator, d. h. als Bewässerungs-Ingenieur, gegen die katastrophale Dürre an, die zum Hungertod von Millionen von Menschen führte. Er nannte dies „Kampf gegen die Wüste“.

 

Die Wüste ist auch ein Grundthema seiner literarischen Arbeit, vor allem in der Novelle „Dshan“ von 1935. Darin erzählt Platonow von einem kleinen fiktiven Nomadenvolk in der mittelasiatischen Wüste Karakum, das aus entlaufenen Sklaven aller Herren Länder besteht. Das Volk hat sich selbst den Namen „Dshan“ gegeben - in den Turksprachen ist „dshan“ das Wort für „Seele“.

Einst lebten die Dshan in der Sarykamysch-Senke, einem lebensfeindlichen Ort in der Nähe des Aralsees. Nach einer alten persischen Legende gilt sie als die Hölle der Welt. In der Hoffnung auf ein besseres Leben verließ das Dshan-Volk die Sarykamysch und irrt seitdem in der Wüste umher. 

Der junge Ökonom Nasar Tschagatajew, der selbst dem Dshan-Volk entstammt, wird von der Partei in die Wüste geschickt. 

Zitator 2: 
Fahr jetzt dorthin. Mach dieses verlorengegangene Volk ausfindig. 

Zitator 1: 
Ich fahre. Was soll ich dort machen? Den Sozialismus? 

Zitator 2: 
Was sonst. In der Hölle ist dein Volk schon gewesen, nun soll es im Paradies leben. 

Erzähler: 
Tschagatajew findet sein Volk im Zustand vollkommener Agonie. Es droht zu verhungern. Auf wunderbare Weise rettet er die Dshan vor dem Untergang. Anschaulich und glaubhaft schildert Platonow, wie dem Dshan-Volk das Überleben in der Wüste gelingt. Der Berliner Dramatiker Lothar Trolle hat nach der Novelle ein Theater-Stück geschrieben. 

O-Ton 02 - (Trolle): 
Also für mich spielte das heute, nicht in den 30er Jahren. Überhaupt gar nicht. Das ist auch ganz leicht ins Heutige zu transportieren. Das ist ein heutiger Stoff. 

Erzähler: 
Die Aktualität von „Dshan“ zeigt sich in den ökologischen Gedanken. Dieser Aspekt der Novelle wird aber erst dann sichtbar, wenn man Platonows Engagement für erneuerbare Energien kennt. Alles begann in Woronjesch, der Geburtsstadt von Andrej Platonow. 

Erzähler: 
Woronjesch liegt 500 km südöstlich von Moskau, in einer Region, in der bewaldete Landstriche in die südrussischen Steppen übergehen. Woronjesch ist die Hauptstadt des Schwarzerdegebietes, eigentlich eine der fruchtbarsten Regionen Russlands. Doch im 18. Jahrhundert ließ Peter der Große hier ganze Wälder abschlagen, um Holz für den Schiffsbau zu gewinnen und die russische Kriegsflotte zu begründen.  

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 Andrej Platonowitsch Platonow  -  Das Wüstenvolk Dshan  -  Die Baugrube