Bertl Strasser (Herausgeber)
Zur
Erinnerung an meine Jugend und an
Das
Tagebuch des Karl
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1921
detopia: Tagebuch.Reck E.Remarque E.Jünger
Foto von detopia eingefügt. Bismarckdenkmal in Berlin. Der WK1 wurde langjährig vorbereitet. Nach dem Kriege entstanden dann in aller ortens die Gedenkobelisken für die Nichtzurückgekehrten. ("Gefallen auf dem Feld er Ehre für Volk und Vaterland.") |
Inhalt 1915b (Gefangenschaft)
Weblinks zu Karl Kasser wikipedia 14 - Tagebücher_des_Ersten_Weltkriegs mit Karl Kasser www1.wdr.de video-tagebuecher-des-ersten-weltkriegs Video planet-schule.de der-krieg-in-der-heimat-die-protagonisten
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1914
Im Jahre 1913 ging ich das letzte Mal zur Assentierung. Die vorherigen Jahre hatte ich Glück und ging frei, da ich mir mit 15 Jahren mit der Kreissäge den Daumen durchgeschnitten hatte und nicht gut verheilt war.
wikipedia Assentierung - heute würde man "Musterung" sagen - wikipedia Musterung
Aber das letzte Mal ging ich doch mit Bangen zur Musterung und musste mich dann allem fügen was von einem verlangt wird bei der Stellung. Durfte nimmer dran loskommen, so genau machte man alles mit mir. Alles klappte, aber als ich eine Faust machen sollte, ging es nicht wegen dem Daumen. Der Arzt nahm meine Hand und probierte, ging aber auch nicht. Und er sagte zum anderen Arzt, ewig schade um diesen Mann. Den kann man nicht nehmen, untauglich abtreten.
Da fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich lief fort aus dem Saal in ein anderes Zimmer, wo unsere Kleidung war. Voll Freude sagte ich den anderen die noch auf ihr Los warteten, dass ich untauglich sei. Die waren erstaunt und freuten sich, wenn so ein starker Mann da rauskommt, brauchen wir uns auch nicht fürchten. Ich verließ dann das Zimmer und mischte mich dann unter die assentierten Burschen und sagte, ich bin erlöst. Die waren ganz erbost darüber. Unter Schimpfen, Spott und Freude verging der Tag als der glücklichste meines zukünftigen Lebens. So frei und froh verging die Zeit. Wochen, Monate flogen dahin und es kam das Frühjahr 1914. Da fing man dann schon an zu munkeln, dass bald Krieg werden wird mit den Serben. Man achtete nicht darauf und lebte wieder weiter sorglos. Bis sich Ende Juli das Gerücht immer mehr verbreitete.
Allgemeine Mobilisierung! Der 1. August begann und überall läuteten um 5 Uhr früh die Glocken. Das war ein Wirbel und es gab Aufregung. Bauern und Knechte überließen Pferde und Wagen anderen, und liefen zu den Marktplätzen, wo bereits Plakate angenagelt waren „Allgemeine Mobilisierung". Alle aktiven Diener bis zum 38. Lebensjahr mussten einrücken. Das war ein fürchterlicher Jammer in jeder Familie. Aus jeder Familie wurde einer, oft mehrere herausgerissen. Man konnte sich nur mit dem Gedanken trösten, es wird ja nicht lange dauern, dann sind sie wieder zu Hause. Nächsten Tag fuhren bereits die Züge, die die Betroffenen aus der Heimat mitführten. Das war ein Jammer auf den Bauernhöfen. Die Trennung von den Eltern und von Weib und Kind. Und so manche Braut war dabei. Die Begeisterten und die, die niemand hatten, hatten ihre gute Laune bald wieder gefunden. Kaum waren die Wagentüren geschlossen, hörte man unter dem Jammer schon wieder Singen und Jauchzen. Die paar Serben werden bald aufgefressen sein. Dann kommen wir ja wieder. Auch ich nahm Abschied von den Verwandten und Bekannten. Ich war froh, bei meinen Lieben bleiben zu können.
Kriegserklärung an Russland! Da hieß es Einrücken bis 42 Jahre, da fand der Jammer kein Ende. Die schon im Feld waren, waren mit ganzer Seele Soldat. Sie hatten auch immer Erfolge. Es folgte Sieg auf Sieg. Eine Zeit lang ging es so, dann ging es aber rückwärts. Ganze Regimenter wurden aufgerieben, tot, verwundet und in Gefangenschaft. An der Ruhr starben viele. So vergingen Wochen und es gab Regimenter zu ersetzten. Es wurden die genommen, die früher untauglich waren. Die im Alter von 25 bis 35 Jahre kamen dran, wo ich auch dabei war. Ich hatte keine Ruhe mehr, bis mein Befehl kam. Am 16. November 1914 mussten wir nach Mank zur Musterung. Dort machte man nicht mehr so viele Geschichten mit jedem Einzelnen wie im Frieden. Da hieß es immer „tauglich". Auch ich war tauglich. Obwohl ich mir denken musste, es sind so viele die das mitmachen müssen, doch war mir doch so schwer ums Herz, wenn ich daran dachte, alles verlassen zu müssen, was mir lieb und teuer war, und ins ungewisse fortgehen zu müssen. Mit diesen Gedanken verging die Zeit, die sie uns noch schenkten. wikipedia Mank Niederösterreich
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Karl Kasser