Christian v. Ditfurth

SPD — eine Partei 
gibt sich auf 

Meine Reise durch die SPD

 

2000 by Henschel Verlag, Berlin 
Printed in Austria #  ISBN 3-89487-366-3

SPD - Eine Partei gibt sich auf  

2000   307/352 Seiten

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PDS-1998   CDU-1991  Pankowbuch

Flechtheim (1987)  Lafontaine

Eppler (1996)  Kanzler.Schröder 

(d-2012):
Ein weiteres wundervolles Buch von CvD. Aus diesem Buch erfahre ich etwas über die frühen Scheidewege in der SPD. Deutsche Geschichte vom Feinsten. Ich denke heute, die SPD hätte eine Arbeitervereinpartei ohne Marxismus bleiben sollen, und man hätte zusätzlich eine Staats- und Weltverbesserungspartei gründen können, wo man den Marxismus gleichberechtigt mit anderen Anschauungen behandelt. 

Inhalt 

Henschel-verlag.de 


Vorbemerkung  (7) 

Ein stinkender Leichnam - Über meinen Hass auf die Sozialdemokratie  (8) 

 

Nachtrag  (307)

Dokumente (308)  

1. Der Weg nach vorne für Europas Sozialdemokraten - Ein Vorschlag von Gerhard Schröder und Tony Blair  (309)   
2. Soziale Gerechtigkeit bleibt unsere Aufgabe -  Positionspapier von SPD-Linken im Bundestag (327)  

Literatur  (341) 

Personenregister  (350-352) 

1. Eduard Bernsteins Grundlegung des demokratischen Sozialismus 

 

2. Das erste Gefecht - Die parteioffizielle Niederlage des demokratischen Sozialismus  (130)

 

3. Opfer für den Zukunftsstaat: Die SPD und der große Krieg  (145)

 

4. Einer muss der Bluthund sein: Der demokratische Sozialismus an der Macht (170)

 

5. Sozialismus ist das Ziel: Die Weimarer Bewährungsprobe des demokratischen Sozialismus (202)

 

6. Sozialismus als Tagesaufgabe: Der Neuanfang des demokratischen Sozialismus (244)

 

7. Schröder: Die SPD macht sich überflüssig (285)

Christian v. Ditfurth zeigt in seinem spannend zu lesenden historisch-politischen Essay, wie sich die Identität der deutschen Sozialdemokratie seit ihrer Gründung durch August Bebel verändert hat. Der erste tiefe Wandel geht zurück auf den heute fast schon vergessenen sozialdemokratischen Publizisten Eduard Bernstein. Dessen Revisionismus begründete im Streit mit den Marxisten den demokratischen Sozialismus der SPD. 

Erster Weltkrieg, deutsche Revolution 1918/19, Verbot und Verfolgung durch das NS-Regime, Wieder­gründung und Verschmelzung mit der KPD in der Sowjetischen Besatzungszone, sozialliberale Koalition und Friedensbewegung: Bei allen Wandlungen war es der SPD gelungen, ihre Identität zu wahren trotz mancher Einbußen. 

Sie überlebte und hatte Erfolg, weil sie auf ihren Grundsätzen beharrte. In dem Maß aber, in dem wichtige Unterschiede zu anderen Parteien wegfallen, wird die Existenz der Sozialdemokratie gefährdet. Unter dem Kanzler und Parteivorsitzenden Schröder verändert sich die vermeintlich modernisierte SPD zur Wirtschafts­partei — in der altliberalen Hoffnung, bei der Bereicherung der Reichen fielen Arbeitsplätze ab. Mittlerweile ist von den sozialdemokratischen Grundsätzen aber nur das billige Pathos des Schröder/Blair-Papiers geblieben. 

Laut Gerhard Schröder gibt es keine sozialdemokratische Wirtschaftspolitik. Innenminister Otto Schily sieht sich in der Kontinuität seines christdemokratischen Vorgängers Manfred Kanther. Als die NATO mit dem sozialdemokratischen Verteidigungsminister Rudolf Scharping Krieg gegen Jugoslawien führte, mahnte die konservative Opposition die rot-grüne Bundesregierung zur Mäßigung. 

Wenn es keine sozialdemokratische Politik mehr gibt, warum muss es dann noch eine sozialdemokratische Partei geben?  

  

Vorbemerkung 

7

Nachdem sich die Wogen um den Spendenskandal der CDU geglättet haben, richten sich alle Blicke wieder auf die SPD und die Arbeit der Regierung. Nach zwei Jahren des freien Falls unter die 30-Prozent-Marke scheint sich die SPD wie Phönix aus der Asche zu erheben. Doch die kurzfristigen Erfolge lenken ab von den eigentlichen Problemen der Partei: programmatischer Dürftigkeit und politischer Orientierungslosigkeit.

Das Zauberwort der Stunde heißt »Modernisierung«. Sozialdemokraten, die sich als »modern« verstehen, wollen den demokratischen Sozialismus aus dem Parteiprogramm streichen. Also soll der Leser erfahren, was der demokratische Sozialismus ist und woher er kommt. Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zu Eduard Bernstein zurückgehen, der die erste große Identitätskrise, gewissermaßen die Urkrise der SPD, verursachte. Wir werden dann die folgenden Identitätsbrüche betrachten, um schließlich zu fragen, ob die SPD sich nicht überflüssig macht, wenn sie auf das verzichtet, was sie wesentlich von allen anderen Parteien unterscheidet.

Im Interesse der Lesbarkeit habe ich in diesem Buch auf Anmerkungen verzichtet. Wie andere historische und politische Bücher stützt sich auch meine Arbeit auf die Ergebnisse vieler Historiker und Archivare. Ich bitte um Verständnis, dass ich sie in der Regel nicht namentlich zitiere. Welche es vor allem sind, mag der Leser dem Literaturverzeichnis im Anhang entnehmen. Wer eine der zitierten Werke oder Quellen nicht findet, schicke mir bitte eine E-mail: cditfurth (a) cditfurth.de. Weitere Informationen zu diesem Buch finden sich unter: cditfurth.de. 

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Fortgesetztes Kompromisseln   Vorwärts, Nr. 9/2000

Die SPD gibt sich auf, glaubt Christian von Ditfurth. Schlüssige Beweise liefert sein spannendes Buch nicht.

Was verleitet einen recht bekannten Autor und Historiker, der ein gutes Jahr lang - 1999/2000 - Mitglied der SPD war, gleich ein ganzes Buch über den Untergang dieser Partei zu schreiben? Um es vorwegzunehmen, die Motive Christian von Ditfurths bleiben weitestgehend im Dunklen: persönliche Rechenschaftslegung, „Abrechnung", Appell?

So muss sich der Leser mit dem Autor auf eine lange Reise begeben und weiß nicht recht warum (zumal, wenn er die SPD lebendig weiß). Ditfurth fängt bei den großen programmatischen Auseinandersetzungen an zwischen den Revisionisten und den Marxisten. Bernstein hie, Bebel und der orthodoxe Kautsky in der Mitte, und Luxemburg da.
Doch die Überraschung ist groß. Richtig spannend bereitet Ditfurth den Stoff auf. Man fühlt sich um 100 Jahre zurückversetzt. Der Autor kennt seinen Marx aus dem Effeff und auch Bernstein, für den sehr viel Sympathie durchscheint, hat er genauso sorgfältig studiert.

Daran anknüpfend kommt er zur Malaise der SPD. Er fixiert ihren Beginn auf den 4. August 1914, den Tag, als die sozialdemokratische Reichstagsfraktion mehrheitlich den Kriegskrediten zustimmt. Diese Entscheidung, so Ditfurth, macht die „Lebenslüge" der SPD deutlich. Den Widerspruch zwischen ihrer radikalen Programmatik und ihrer politischen Praxis. Nicht nur resultiert daraus die Spaltung der Partei und der Arbeiterbewegung, Ditfurth sieht in dem fortgesetzten „Kompromisseln" auch die Schwäche der SPD in der Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten. Nur reitet er darauf solange rum, dass man am Ende glauben muss, die SPD habe den Braunen noch die Steigbügel gehalten.

Konnte die SPD in der Vergangenheit wenigstens die Aufgabe alten Terrains (Marxistische Programmatik) mit der Besetzung von neuem (Godesberger Programm) kompensieren, so ist sie verloren, seit die „Schröders" an der Macht sind. Für den Leser bleiben bei solchen Kurzschlüssen viele Fragezeichen. Die wichtigen löst Ditfurth nicht auf. Zum Beispiel: Wie soll die künftige Rolle der modernen linken Volkspartei SPD sein? Ditfurth sollte es nach dem Studium von Bernstein besser wissen. Der war, wie er selbst ausführlich beschreibt, den großen Fragen seiner Zeit zugewandt. Doch Bernstein aufs Heutige zu wenden, gelingt ihm nicht. Gerade dies aber wäre eine schöne Aufgabe: den Vordenker der modernen Sozialdemokratie neu zu entdecken!  

 

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SPD: Eine Partei gibt sich auf  (2000) Von Christian von Ditfurth