Jurij Malzew
Freie Russische
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1981 *1932 DNB.Buch 343 (400) Seiten
detopia: |
Inhalt Vorwort (7)
Anmerkungen (344) Kurzbiografien (359) Autorenregister (395-400)
Übersetzung aus
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1. Die Geburt des Samisdat (9) 2. Doktor Schiwago (15) 3. Die ersten Stimmen (30) Jessenin-Wolpin, Nariza, Tarsis, Welskij 4. Sinjawskij und Daniel (41) 5. Suche nach Form (60) Jerofejew 5b (77) 6. Auferstanden von den Schatten (102) Andrej Platonow 7. Satire und politischer Witz (120) 8. Wahrheitssuche (130) Schalamow, Grossman 9. Memoiren (163) 10. Lyrik (192) 11. Troubadoure (207) Wyssozki 12. Zu den Gipfeln (222) Maximow, Woinowitsch # Solschenizyn (239) 13. Der Strom schwillt an: 1975-1980 — Ein qualitativer Sprung (269) 13b (299) 14. Schluß (337) |
Vorwort von Jurij Malzew
7
Gewiß hängt der Wert der Literatur nicht davon ab, ob sie verboten ist oder offiziell, und der Gedanke, eine Geschichte der heutigen Untergrundliteratur zu schreiben, könnte ungerechtfertigt und abwegig erscheinen, gäbe es dafür nicht gewichtige Gründe ästhetischer und politischer Natur.
Wir können heute in Rußland tatsächlich eine bislang einzigartige Erscheinung konstatieren: die Existenz zweier verschiedener, ja mehr noch, zweier antagonistischer Kulturen — einer offiziellen und einer nichtoffiziellen. Die nichtoffizielle Literatur (oder, wie Andrej Sinjawskij sie nennt, die »zweite Literatur«1) ist in ihren künstlerischen Wertmaßstäben, in ihren poetischen Formen und in ihren weltanschaulichen und philosophischen Positionen deutlich von der offiziellen unterschieden, und das berechtigt dazu, sie als ein eigenständiges Phänomen zu betrachten.
Während die offizielle Literatur über einen mächtigen Publikations- und Propagandaapparat verfügt und weithin bekannt ist — sie überschwemmt den Markt, wird annonciert, rezensiert, katalogisiert etc. —, hat die Untergrundliteratur Mühe, sich zu behaupten. Sie ist gezwungen, um ihres Überlebens willen heldenhafte Anstrengungen zu unternehmen (im wahrsten Sinne des Wortes heldenhaft, denn sowohl die Autoren als auch die Verbreiter können dafür mit jahrelanger Lagerhaft, ja mit dem Leben bezahlen), und oftmals überlebt sie nicht (wie viele Manuskripte sind in den Öfen der Lubjanka und in den Geheimarchiven des KGB für immer verschwunden!).
Diese Literatur hat bis jetzt weder ihre Kritiker noch ihre Chronisten gefunden. Das aber kann um so weniger hingenommen werden, als sich die offizielle Literatur der letzten Jahrzehnte keines Werkes rühmen kann, das sich auch nur irgend messen könnte mit Büchern wie Pasternaks <Doktor Schiwago> oder die <Sieben Tage der Schöpfung> von Maximow, wie <Ljubimow> und <Eine Stimme im Chor> von Sinjawskij, wie Solschenizyns <Krebsstation> und <Der erste Kreis der Hölle>, wie die <Denkwürdigen Abenteuer des Soldaten Tschonkin> von Woinowitsch, wie Bitows <Puschkinskij dom> (Das Puschkinhaus), wie Wladimows <Geschichte vom treuen Hund Ruslan>, Sinowjews <Gähnende Höhen>, Sokolows <Meshdu sobakoj i wolkom> (Abenddämmerung) oder Aksjonows <Oshog> (Die Brandwunde).
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Samisdat, Literaturgeschichte, Sowjetunion, Sowjetrussland, UdSSR